BETA (German Edition)
auf einmal mit mir los ist, aber ich stoße ihn mit aller Kraft von mir weg, sodass er hinfällt. Meine zornige Reaktion macht ihm sofort klar, dass der Klon seiner Zhara eine durchgeknallte Verrückte ist, ein defekter Klon. Großartiger erster Eindruck. Aber es ist mir egal.
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich, was der Grund für mein unvernünftiges Verhalten ist. Es ist ein sehr menschlicher Grund. Hass.
Ich hasse ihn, weil er einer Sekte unter den Menschen angehört, die Klone als unnatürlich verachtet. Ich hasse ihn, weil er schuld daran ist, dass Becky zu Dr. Lusardi zurückgeschickt worden ist und dass man den Geliebten von Xanthe ausgeschaltet hat.
Ich hasse diese Zhara dafür, dass sie ihre Gefühle für ihn an mich weitergegeben hat.
»He«, sagt der Aquino verstört. »Was hab ich dir getan?«
Ich knie mich neben ihn, damit er noch einmal einen Blick auf mein geklontes Gesicht werfen kann. Er hebt die Hand, um meine Tätowierungen zu berühren, aber ich schlage sie weg. Ich treffe ihn dabei an der Wange.
»Komm mal runter, Tiger!«, fährt er mich an. »Ich wollte nur mit den Fingern drüberfahren, um zu ertasten, ob die Tattoos wirklich echt sind. Als ich dich vorhin auf der Schaukel sah, dachte ich, Zhara erlaubt sich mit mir irgendeinen dummen Scherz. Hätte zu ihr gepasst, solche Sachen liebte sie.« Er macht eine Pause. »Gekämpft hat sie auch gern.«
»Ich bin nicht Zhara«, erkläre ich. »Ich bin Elysia. Ich bin ein Klon und –« Bei mir müssen wirklich alle Sicherungen rausgeflogen sein, denn ich sage ihm tatsächlich die Wahrheit. »– und ich hasse dich. Und was jetzt aus mir wird, ist mir völlig egal.«
»Hass mich nicht«, sagt er. »Du kennst mich doch gar nicht …« Er hält inne, scheint nach dem richtigen Wort zu suchen. »Elysia«, beendet er schließlich den Satz. Es klingt, als würde er meinen Namen, den Namen des Klons von einer Frau, die er geliebt hat, nur widerwillig aussprechen. Als würde ich erst durch das Aussprechen des Namens lebendig und echt werden.
»Ich weiß genug«, sage ich.
Er will aufstehen, vergewissert sich aber vorher, dass ich ihn nicht wieder angreife. »Schlag nicht zu, Tiger! Ich will nur auf die Füße kommen.«
Er rappelt sich auf. Ich mich auch. Aber meine Knie sind ganz weich, mein Herz klopft zum Zerspringen, mein Atem geht schnell und hektisch. Er ist so groß und so … so überwältigend schön. Ich verstehe, warum meine First so in ihn verliebt war. Auf meiner Datenbank checke ich das Gefühl, das ich gerade spüre, und entdecke, dass man es Anhimmeln nennt. Ich himmle den Mann an, den ich noch vor einem Augenblick am liebsten geohrfeigt hätte.
Das ist ein Schock für mich.
Das kann ich nicht gebrauchen.
Weg mit diesen Gefühlen.
Es gibt so vieles, was ich über Zhara wissen will. Was ich unbedingt über sie wissen muss. Da kann ich meine Zeit nicht damit vergeuden, den Aquino zu ohrfeigen oder ihn anzuhimmeln. Ich muss mich wieder wie die fügsame, beherrschte Elysia verhalten. Fakten. Ich brauche Fakten. »Wie ist sie gestorben?«, frage ich.
»Keine Ahnung. Bis jetzt wusste ich nicht einmal, dass sie ums Leben gekommen ist. Sie wurde vermisst, das wussten wir sicher, mehr nicht. Wo kommst du her?«
»Aus dem Labor von Dr. Lusardi. Wie alle von uns hier.«
»Es kommen nicht alle von euch aus dem Labor von Dr. Lusardi. Wer hat dir denn das erzählt? Dr. Lusardi schafft nur die Klone, deren Firsts innerhalb des Archipels von Demesne ums Leben gekommen sind.«
Wem soll ich glauben – diesem Fremden oder Dr. Lusardi, meiner Schöpferin?
Wie ich es schaffen soll, ihm alle Fragen zu stellen, die mir auf dem Herzen liegen, bevor jemand nach ihm oder mir sucht, weiß ich nicht. Vielleicht geht es dem Aquino ja genauso. »Wann ist Zhara denn verschwunden?«, frage ich. »Was ist geschehen?« Zwar weiß ich ungefähr, wie viel Zeit vergangen ist, seit sie ums Leben gekommen ist, denn solange gibt es ja nun mich. Aber von den Umständen ihres Todes habe ich keine Ahnung.
Zhara . Ich existiere, weil sie vor mir gelebt hat. Sie ist ich.
»Zhara verschwand eines Nachts während eines Zeltlagers ihrer Klasse. Das ist jetzt ein paar Monate her. Ein paar andere Jungs und Mädchen und sie haben sich nachts in den Dschungel rausgeschlichen, um Raxia zu nehmen. Als die anderen am Morgen aufgewacht sind, war sie weg. Keiner hat sie seither gesehen. Sie gilt als vermisst. Wahrscheinlich tot.«
»War sie eine Wasserspringerin?«
Seine
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