BETA (German Edition)
Pillen. »Nacht, Beta«, sagt er und will gehen. Aber ich rufe ihn zurück.
»He, hast du nicht vielleicht Lust, noch etwas Z-Grav zu spielen?« Ich muss etwas Zeit herausschlagen, bis das Raxia wirkt.
»Superidee! Der beste Zeitvertreib, bis ich endlich high bin.«
Wir verlassen das Zimmer.
Ich muss Ivan unser Z-Grav-Spiel in der FantaSphere gar nicht gewinnen lassen. Die doppelte Dosis Raxia hat schnell gewirkt, und er hat gar keine Lust, mich von der Decke bis zum Boden zu jagen. Es gefällt ihm viel zu gut, einfach nur in der Luft zu schweben. Er rudert nur ein bisschen mit den Armen und stößt sich ab und zu von den Wänden oder der Decke ab. Sich runterzukämpfen interessiert ihn nicht. Mich auch nicht. Ich habe ihn da, wo ich ihn haben will.
Ein breites Grinsen breitet sich über Ivans Gesicht aus. »Geniale Idee, auf Raxia Z-Grav zu spielen. Warum hab ich das noch nie gemacht? So muss sich früher ein betrunkener Astronaut gefühlt haben. Alles steht auf dem Kopf, alles verschwimmt, total krass.« Er paddelt mit den Armen und schlägt einen Purzelbaum.
Jetzt ist er da, der richtige Zeitpunkt. Ich werde ihm erzählen, dass ich defekt bin.
»Bruder, soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
»Aber klar doch, immer! Wusste gar nicht, dass Klone auch ein Geheimnis haben können. Cool.«
»Bei den Fortesquieus haben Tahir und ich entdeckt, dass wir was gemeinsam haben.«
»Ihr habt was gemeinsam? Seid ihr jetzt auch Kumpels, so wie du und ich? Das ist dein großes Geheimnis?«
»Nein, Bruder, anders als du und ich.«
Er lässt sich von der nächsten Wand abprallen und starrt mich verstört an. »Willst du damit sagen, dass ihr … dass ihr miteinander geschlafen habt?« Sein Körper wird nach oben gesaugt. »Ich glaub, ich halluziniere ganz schön heftig.«
Jetzt oder nie. »Ich halte es nicht aus, von Tahir getrennt zu sein«, sage ich. »Ich muss ihn unbedingt in Biome City wiedersehen. Du könntest mich doch im Flugzeug mitschmuggeln. Wenn du mir hilfst, hättest du bei Tahir echt was gut. Das kann nie schaden.«
Ivans Lider flattern und schließen sich dann. »Niemals. Selbst voll auf Raxia, so wie jetzt, weiß ich, dass das total krank ist. Ist dir klar, dass ich das sofort meinem Vater berichten muss? Ich könnte Tahir und dich grün und blau prügeln, weil ihr alles kaputt macht.« Er will einen Satz auf mich zu machen, aber es gelingt ihm nicht. Er wird zur Decke hochgezogen. Frustriert tritt er mit den Füßen in meine Richtung, zu weit weg, um mich zu treffen, und auch zu high, um überhaupt genug Energie dafür aufbringen zu können.
Und dann ist er auch schon eingeschlafen.
Ich beende das Spiel. Wir fallen beide zu Boden und ich lasse ihn in der FantaSphere liegen.
Ich habe jetzt keine Wahl mehr. Ich habe gerade mein eigenes Todesurteil unterschrieben.
Ich muss von hier weg. Sofort.
Sechsunddrei ß igstes Kapitel
I ch rase zurück in mein Zimmer und ziehe mich hastig um. Im Schlafanzug will ich nicht fliehen.
Ich habe keinen Plan. Ich weiß nur, dass ich aus dem Fenster springen und rennen werde, wie ich noch nie in meinem Leben gerannt bin. Alles Weitere überlege ich mir unterwegs.
Ich brauche mir keine Sorgen zu machen, versuche ich mich zu beruhigen. Sich Sorgen machen ist nur was für Menschen. Sorgen halten mich nur von meiner Mission ab.
Wo auch immer Tahir jetzt ist, er ist in Sicherheit. Wir werden einen Weg finden, um wieder zusammen zu sein. Ich muss nur fest daran glauben.
Ich darf mir keine Sorgen machen. Ich darf nicht daran zweifeln, dass das Unmögliche möglich ist.
Wenn ich mir das nur oft genug sage, glaube ich es auch.
Ich habe im Zimmer kein Licht gemacht. Als ich ausgekleidet neben dem Bett stehe, höre ich, wie jemand hereinkommt. Zuerst glaube ich, es ist Liesel, die getröstet werden will. Aber es ist nicht Liesel. Eine stämmige männliche Gestalt, so viel kann ich im schwachen Mondlicht erkennen, kommt auf mich zu. Erschocken schreie ich leise auf. Wer ist das – Vater oder Sohn?
»Was hältst du denn noch alles so vor mir geheim, Elysia?«, fragt die Gestalt.
»Ivan?« Hastig versuche ich, mir das T-Shirt über den Kopf zu ziehen, aber er zerrt es fort, stößt mich aufs Bett und presst mich mit einer Hand nach unten, damit ich still bin.
»Was habt Tahir und du denn alles getrieben, während du weg warst? Hat er´s dir mal so richtig gezeigt?«
Ich glaube nicht länger daran, dass Klone kein Adrenalin produzieren. Mein Gehirn weiß, dass ich
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