BETA (German Edition)
bedroht werde, und als Antwort darauf klopft mir das Herz bis zum Hals. Auf meiner Stirn bilden sich Schweißtropfen. »Wir hatten keinen Sex miteinander«, antworte ich.
»Das solltest du auch nicht. Du gehörst mir. Hast du irgendwas damit zu tun, dass Tahir so schnell von der Bildfläche verschwunden ist? Weil seine Eltern was dagegen hatten, dass ihr kostbarer Prinz sich mit einem Klon eingelassen hat?«
»Die Geschichte ist ganz anders, Bruder.«
»Sag nicht ›Bruder‹ zu mir. Natürlich ist es so. Du würdest tatsächlich versuchen, von hier zu fliehen, um mit ihm zusammen zu sein? Und du glaubst, ich würde dir dabei helfen, du mieser, kaputter, defekter Klon?«
»Ich … ich … ich weiß nicht.«
»Lüg mich nicht an!«
»Ich kann nicht lügen!«, lüge ich. Kein Wunder, dass Menschen Lügen so schnell über die Lippen kommen. Es muss ein Instinkt sein, wenn man Angst hat.
Ivans Hände umklammern meinen Hals, als er sich mit seinem Körper auf mich wirft und meine Beine auseinanderzwingt. Sein Mund ist jetzt ganz nah an meinem. Ich kann seinen Atem riechen. Mir ist schlecht vor Angst.
»Was machst du?«, flüstere ich. »Willst du noch mehr Raxia?«
»Nein. Ich brauche heute Nacht was anderes, keine Pillen.«
»Was?«, flüstere ich.
Ich weiß, was er will.
Aber ich weigere mich, es zu glauben.
Er zwingt mich dazu.
Seine Lippen pressen sich auf meine, hart und nass. Kein Kuss, sondern eine Vergewaltigung. Ich versuche zuzubeißen, aber das macht ihn noch mehr an.
»Nein«, stoße ich mühsam hervor. »Bitte. Nicht.«
Vielleicht habe ich ja keine Seele, aber das eine weiß ich: Was Ivan da tut, ist nicht richtig.
»Mutter hat dich doch für mich gekauft«, sagt er.
Sei ein braves Mädchen, Elysia, mein Liebling, hatte sie am ersten Tag zu mir gesagt. Lass Ivan seinen Spaß haben.
War es das, was Mutter damit gemeint hat?
Ivans große Hände pressen mich aufs Bett. Ich bin ihm ausgeliefert. Ich fühle mich vollkommen hilflos. Ich versuche, ihn wegzustoßen. Ich trete nach ihm. Ich zerkratze ihm den Rücken. Ich will ihn wegstoßen. Ich bin stark, aber er ist noch viel stärker. Als hätten die ganzen Raxia-Pillen und das Wissen, dass die Teen-Beta, die ihm gehört, ihn mit seinem Freund betrogen hat, in ihm Monsterkräfte geweckt. Und außerdem liebt er den Kampf.
Ich schließe die Augen, um sein Gesicht nicht vor mir sehen zu müssen. Meine Gedanken lösen sich aus der Gegenwart, wandern zurück zu Tahir, wie er mich die ganze Nacht im Arm hält, wie er mich zärtlich streichelt. Tahir, der mich so sehr liebt, dass er die Welt seiner Eltern, diese Welt voller Privilegien und Reichtum, aufgeben will, um mit mir zusammen zu sein. Damit wir beide in Freiheit leben können.
Bitte, ich will nicht, dass das jetzt passiert.
Bitte, lass das ein gefährliches FantaSphere-Spiel sein, das jeden Augenblick zu Ende sein kann.
Es passiert.
»Stopp!«, schreie ich.
Aber der Code funktioniert hier nicht.
Vergewaltigen: jmdn. durch Anwendung von Gewalt zum Geschlechtsverkehr zwingen oder den eigenen Wünschen unterwerfen
Ivan nimmt sich etwas, das ich mit Tahir teilen wollte.
Ich rede mir ein, dass mein Körper nur ein wenig Schmerz empfunden hat, mehr nicht. Mein Herz weiß nicht, was es fühlen soll. Es fühlt überhaupt nichts. Es weigert sich zu fühlen. Vielleicht ist das meine wahre Fähigkeit als defekter Klon – nicht dass ich fühlen kann, sondern dass ich mich weigern kann zu fühlen.
Deshalb hat Mutter mich gekauft. Damit Ivan bekommt, was er braucht.
Man darf sich nie zu sicher fühlen.
Vor allem nicht als Klon.
Als weiblicher Klon, dem jetzt sehr deutlich gezeigt wurde, dass er nur ein Spielzeug für die Menschen ist.
Siebenunddrei ß igstes Kapitel
Z hara kann froh sein, dass sie tot ist.
Jetzt verstehe ich, warum Astrid auf Teufel komm raus dieser häuslichen Hölle im Paradies entkommen wollte.
Jetzt weiß ich, warum Mutter nicht möchte, dass Ivan Liesel nachts tröstet.
Re-vol-te!
Allmählich begreife ich.
Es ist vielleicht besser, keine Seele zu haben.
Dann kann sie einem nämlich nicht langsam abgetötet werden.
Achtunddrei ß igstes Kapitel
I van weiß jetzt, dass ich defekt bin, aber er hat beschlossen, es nicht weiterzusagen. Noch nicht. Das verkündet er mir am Morgen, kurz nachdem wir beide aufgewacht sind. Er nimmt mich in den Würgegriff und bläst mir seinen ekligen Atem ins Ohr. »Wenn du irgendjemandem davon erzählst, bist du so gut wie tot, du
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