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BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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entspricht. Mir ist, als schaue er mich mit seinen tiefen blauen Augen unverwandt an, als erkenne er mich, lade mich ein. Seine geschwungenen Lippen lösen sich voneinander, um Z! zu sagen. Mein Herz verkrampft sich voller Sehnsucht nach ihm, ich will ihn berühren, sofort. Ich strecke meine Hand nach ihm aus. Ich muss ihn berühren, ich muss, ich muss, aber dann schnappe ich unwillkürlich nach Luft, so aufgeregt und fast verzweifelt, dass ich Wasser schlucke und schon vor der Grotte wieder auftauchen muss.
    Ich huste, um das Wasser aus den Lungen zu bekommen, und finde allmählich mein inneres Gleichgewicht wieder. Ivan und Liesel schwimmen zu mir und klopfen mir auf den Rücken.
    »Alles okay, Kumpel?«, fragt Ivan.
    Nein, eigentlich ist nichts okay. Was ich unter Wasser gesehen habe, war eine Erinnerung meiner First. Ich habe keine Ahnung, woher ich das so sicher weiß, aber ich weiß es.
    Ich schiebe diesen negativen Gedanken beiseite. Es darf nicht sein, dass etwas nicht okay ist. Meine Familie hat einen Klon ohne eigene Gefühle gekauft, und sie sollen bekommen, wofür sie bezahlt haben. Sie verdienen nur das Beste. Ich will ihnen mein Bestes geben. Mein Körper zittert, als wolle ich mein Unterwassererlebnis von mir abschütteln. Was auch immer es war.
    Auf der Veranda entdecke ich Xanthe, die Haushälterin. Sie sorgt am Beckenrand für Ordnung, hebt nasse Badetücher auf und breitet sie zum Trocknen über die Liegestühle. Einen Moment lang begegnen sich die Blicke unserer fuchsiafarbenen Augen, und sie nickt mir zu, wie um mir zu signalisieren, dass ich meinen Job gut mache, genauso wie sie den ihren. Zwischen Xanthe und mir gibt es keinen Unterschied, außer dass sie zur Arbeit eingesetzt wird und ich zum Vergnügen.
    »Brauchst du eine Pause?«, fragt Liesel. Sie reibt mir zärtlich über den Arm, während ich den letzten Rest Wasser aushuste.
    »Nein, brauch ich nicht!«, sage ich und spritze sie voll. Meine neue kleine Schwester kreischt begeistert auf.
    Wie Xanthe weiß ich, was meine Aufgabe ist.

Fünftes Kapitel
    D ie Sonne und das Herumtollen im Pool haben Liesel und Ivan hungrig gemacht. Beim Abendessen langen sie kräftig zu, während ich an meinem Erdbeershake nippe.
    »Magst du eigentlich auch Makkaroni mit Käse?«, fragt mich Liesel zwischen zwei Gabeln voll. »Das ist nämlich mein Lieblingsgericht.«
    »Du Schäfchen«, sagt Ivan. »Du weißt doch, dass Klone nur Erdbeershakes trinken.«
    »Na, vielleicht mag ich ja auch Vanilleshakes«, sage ich.
    Alle am Tisch lachen, als hätte ich einen besonders lustigen Witz gemacht.
    Höflichkeitshalber bekomme ich auch dasselbe Essen wie die Menschen serviert, obwohl ich mit einem Erdbeershake ausreichend versorgt bin. Das reicht mir zum Überleben. Vor mir steht gegrillter Thunfisch mit Salat und Makkaroni mit Käse. Menschliches Essen kann ich zwar verdauen, aber nicht schmecken. Es bringt mir also gar nichts, ihre Speisen zu probieren. Sämtliche notwendigen Nährstoffe nehme ich mit meinem Shake zu mir. Die Erdbeershakes haben auch einen Geschmack, aber man hat mir gesagt, dass Menschen ihn aufgrund der chemischen Zusammensetzung der Nährstofflösung widerlich finden. Deshalb soll ich ihnen davon besser nichts anbieten.
    »Du solltest die Makkaroni mal probieren«, sagt Liesel. »Schmeckt sooo gut.«
    Außer Dr. Lusardis Erdbeershakes habe ich noch kein Essen probiert. Ich werfe Xanthe, die in einigem Abstand hinter dem Esstisch steht und die Speisen diskret auf- und abträgt, einen fragenden Blick zu. Xanthe nickt mir unauffällig zu. Ich kann ruhig mal probieren.
    Ich spieße ein Stück Makkaroni mit der Gabel auf und stecke es in den Mund. Die Nudel fühlt sich weich an und die Käsesoße umhüllt samtig meine Zunge. Ich schmecke … und dann denke ich plötzlich: Ohmeingottschmecktdasgenial . Kann das sein? Spüre ich wirklich, wie sich in mir ein großes Entzücken ausbreitet? Ich checke das Wort, das mir da gerade eingefallen ist, auf der Datenbank meines Chips und lerne, dass damit ein Zustand großer Befriedigung und Dankbarkeit bezeichnet wird. Kann man so sagen. Ich bin echt dankbar und zufrieden, dass ich diesen göttlichen Nudel-Käse-Geschmack kennengelernt habe. Mein Magen scheint meinem Mund ganz klar zu signalisieren: Bitte mehr, mehr, mehr!
    Mir kommt es so vor, als würde mein Steuerungssystem auf einmal über sich selbst stolpern. Mein Chip teilt mir mit, dass ich als Reaktion auf die Makkaroni mit Käse auf meinem Gesicht

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