BETA (German Edition)
Entzücken simulieren soll, und zugleich teilt mein Magen mir mit, dass ich tatsächlich Entzücken empfinde. Wer auch immer dieses Gericht erfunden hat, samtig weiche Nudeln mit Käsesoße sind ein göttlicher Einfall!
Aber ich dürfte das gar nicht schmecken und erst recht nicht Freude daran haben. Ich sollte nur Freude ausdrücken können, ohne sie auch tatsächlich zu empfinden. Eigentlich dürfte ich jetzt keine zweite Gabel Makkaroni mit Käse essen. Aber ich kann nicht anders. Ich will noch mehr davon. Dieser Geschmack! Ich verstehe, dass Liesel das gerne isst. Wahrscheinlich jeden Abend.
Ich mache mich über die gesamte Portion Makkaroni mit Käse auf meinem Teller her und würde am liebsten noch mehr davon haben, aber das traue ich mich nicht. Ich kehre brav zu meinem Erdbeershake zurück.
Kann es wirklich sein, dass diese ernährungstechnisch völlig überflüssigen Kohlehydrate bei mir ein solches Entzücken ausgelöst haben? Klone verfügen zwar über Geschmacksknospen und sind in der Lage, verschiedene Geschmacksrichtungen zu analysieren, aber es ist für sie nicht mit Genuss verbunden. So hat man es mir zumindest gesagt.
»Und?«, fragt Liesel. »Schmeckt wahnsinnig gut, oder?«
»Absolut umwerfend«, antworte ich.
Ivan prustet los.
» WNS !«, kreischt Liesel fröhlich.
»Was ist denn WNS ?«, frage ich.
»War nur Spaß!«, sagen Liesel und Ivan wie aus einem Mund.
Oh, das wieder.
Mutter strahlt mich an und wirft dann dem Governor, der am oberen Tischende sitzt, einen Blick zu. »Habe ich nicht gesagt, dass sie reizend ist? Sie probiert sogar für Liesel Makkaroni mit Käse, nur um uns einen Gefallen zu tun.«
Es hat wirklich wahnsinnig gut geschmeckt. Das hab ich nicht nur aus Spaß oder um irgendjemand einen Gefallen zu tun gesagt.
Aber das braucht hier keiner zu wissen. Man hat mir nicht befohlen, dass ich Unregelmäßigkeiten melden muss, die in meiner Teen-Beta-Version möglicherweise auftreten; wie zum Beispiel eine Vorliebe für Makkaroni mit Käse. Davon war in meinem Orientierungskurs nicht die Rede.
»Sie ist eine richtig gute Schwimmerin«, sagt Ivan. »Ich wette, dass ihre First eine Leistungssportlerin war.«
»Dann solltest du davon profitieren«, sagt der Governor zu Ivan. »Du solltest die Zeit bis zum Beginn deiner Grundausbildung nicht ungenutzt verstreichen lassen. Wenn Elysia wirklich so sportlich ist, kann sie mit dir trainieren. Dich auf das Militär vorbereiten. Wenn wir sie schon hierhaben, kann sie auch was Nützliches tun, statt nur mit euch herumzulungern und zu eurer Belustigung Essen für Menschen zu probieren.«
Ivan wird nicht wie seine Schwester studieren, sondern in die Fußstapfen seines Vaters treten und zum Militär gehen. Er wird in die private Elitearmee aufgenommen, die auf der Base ihr Ausbildungslager hat, dem riesigen Militärkomplex auf dem Mainland, dessen Gelände sich auf einer Länge von hundert Meilen vom Ozean bis tief hinein in die Wüste erstreckt. Die Eigentümer von Demesne sind gleichzeitig auch die Betreiber der Armee und der Base, doch auf der Insel brauchen sie den Schutz des Militärs nicht. Auf dem friedlichen, idyllischen Demesne ist die Stationierung von Truppen nicht notwendig und würde den Schönheitssinn der Bewohner beleidigen.
»Cool!«, sagt Ivan.
Der Governor wendet sich zu mir. Wie sein Sohn ist er groß und kräftig gebaut und strahlt außerdem eine beeindruckende Autorität aus. »Seit fünf Generationen sind die Männer in meiner Familie Generäle«, verkündet er stolz. »Eines Tages wird Ivan der sechste sein. Elysia, du wirst ihm bei der Vorbereitung auf das Ausbildungslager helfen. Er fängt dort in drei Monaten an. Bis dahin muss er körperlich in Topform sein. Ab morgen trainierst du mit ihm.«
»Ja, Governor«, sage ich.
Er hat nicht zu mir gesagt, dass ich ihn ›Vater‹ nennen soll.
Sechstes Kapitel
M utter bürstet mir die Haare, bis sie glänzen. »Ach, ich habe das so vermisst«, seufzt sie. »Astrid hat auch so schöne goldene Haare, genau wie du.«
Ich sitze vor dem Schminktisch in Astrids Zimmer. Mutter steht hinter mir und betrachtet mich im Spiegel. Sie wirkt glücklich und zufrieden. Es scheint mir der richtige Augenblick zu sein, um die drängende Frage nach den Bienchen und Blümchen zu stellen.
Nein, nicht diese Bienen und Blumen. Darüber weiß ich Bescheid.
»Mutter«, sage ich, »gibt es auf anderen Inseln auch Klone?«
Sie tätschelt mir den Kopf. »Nein, Schätzchen. Wir sind in
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