BETA (German Edition)
verschiedener Hinsicht eine Ausnahme. Auf anderen Inseln werden Eingeborene als Arbeitskräfte eingesetzt, aber bei uns ist das nicht möglich. Unsere Insel existiert noch nicht sehr lange, deshalb wohnten hier auch vorher noch keine Menschen. Nur wir wohnen jetzt natürlich hier!« Sie zwinkert mir im Spiegel zu. »Und der Transport vom Mainland oder von den anderen Inseln nach Demesne ist extrem kostspielig, deshalb kommt der Import von Arbeitern nicht infrage. Weniger exklusive Orte greifen in einem solchen Fall trotzdem auf menschliche Arbeitskraft zurück. Nur wir hier auf Demesne, wir haben Klone. Na ja, da geht es natürlich um all solche Gesetze und Vorschriften, wie mich das langweilt!«
»Fahren denn keine Schiffe vom Mainland herüber, die Leute mitbringen könnten?«
Mutter lächelt mich im Spiegel an. »Wenigstens eine Tochter, die mich nicht für eine begriffsstutzige Alte hält.« Sie lacht. »Vielleicht weißt du das nicht, aber echte Teenager behandeln ihre Eltern oft so, als wünschten sie, es gäbe sie nicht. Eine Tochter zu haben, die mich nicht wie Luft behandelt und mir stattdessen Fragen stellt, ist mir da ehrlich gesagt lieber.« Sie hält inne, weil sie versucht, sich an meine Frage zu erinnern. »Ja, Elysia! Die Villenbesitzer und ihre Familien kommen natürlich mit ihren Privatflugzeugen hierher. Aber im Abkommen zwischen Demesne und dem Mainland ist festgelegt, dass eine regelmäßige Fährverbindung zum Festland aufrechterhalten werden muss, damit nicht der Eindruck entsteht, die Insel sei ausschließlich Privateigentum und ein für die Normalbürger unerreichbares Paradies.« Mutter tut jetzt geheimnisvoll, und sie legt die Hand an den Mund, um mir zuzuflüstern: »Obwohl es das natürlich ist!«
»Ist die Fähre denn so teuer?«
»Nein, mein Liebling. Die Fähre kostet praktisch nichts. Aber die Visa für den Aufenthalt hier sind ziemlich unerschwinglich. Wer Demesne besuchen will, muss ein Visum haben, das ist Vorschrift. Nur mit einem Visum darf man im Country Club logieren und Hotels gibt es nicht. Wir wollen nicht von Touristen überrannt werden.«
»Und mit dem Flugzeug? Kann man auch mit dem Flugzeug nach Demesne kommen?«
»Selbstverständlich können die Besitzer der Villen mit ihren Privatjets hierher fliegen. Und sie tun es auch. Aber nur, wenn sie vorher einen Anteil an der Landebahn unseres Flughafens erworben haben, das ist die Voraussetzung für jeden, der Grundbesitz auf Demesne kaufen will.«
»Also brauchen Leute, die auf die Insel kommen wollen, nur Landerechte zu kaufen«, sage ich.
Mutter lacht auf. »Sicher, wenn sie mal eben eine Milliarde übrig haben! Soll ich dir was sagen? Die Landerechte kosten mehr als die Villen hier auf der Insel.«
»Aber warum werden die Arbeiter dann nicht mit der Fähre hierher gebracht oder eingeflogen?«
»Meine Güte, Teen-Betas können ganz schön hartnäckig nachfragen. Ist ja irgendwie süß, aber übertreib es mir nicht. Ich brauche nämlich meinen Schönheitsschlaf.« Sie macht eine Pause, als würde sie noch einmal alle ihre Energie sammeln. »Klone sind der letzte Ökoschrei, musst du wissen.« Sie berührt mich am Arm. »Du kannst wirklich stolz darauf sein, dass du einer bist. Leichname zu Klonen zu recyceln ist die jüngste wissenschaftliche Errungenschaft. Der Tod deiner First war dann nicht umsonst, es wird nichts verschwendet, und wenn du ausgedient hast, bist du zu 100 Prozent biologisch abbaubar.«
Ich frage nicht nach, wie lang meine Betriebsdauer wohl sein wird. Das bringe ich jetzt noch nicht über mich. Ich weiß, dass ich in einem Biowertstoffhof landen werde, sobald ich ein gewisses Alter erreicht habe und Verschleißerscheinungen zeige; das passiert mit Klonen, deren Aussehen und Leistungsfähigkeit nach jahrelangem Dienst zu wünschen übrig lässt. Aber mein Leben hat gerade erst begonnen. Mir jetzt schon mein Ende vorzustellen, wo noch nicht einmal meine Garantiefrist abgelaufen ist, kommt mir doch etwas verfrüht vor.
»Ich weiß, was für ein großes Glück ich habe, und ich bin dir sehr dankbar, bei euch ein Zuhause gefunden zu haben, Mutter«, sage ich.
Sie streicht mir zärtlich über die Schultern. »Mein süßes Mädchen. Und weil du so neugierig gefragt hast, ja, vor Jahren haben wir es einmal probiert. Wir haben für unsere Kinder ein richtiges Kindermädchen einfliegen lassen. Sie hat in demselben Zimmer geschlafen wie du jetzt. Wir dachten, das würde unseren Kindern einen ganz
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