Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
Vom Netzwerk:
»Meine Beta!«, haucht Mutter begeistert. Sie trinkt mit einem Schluck ihr Weinglas aus und deutet dann ringsum auf ihre Freundinnen. »Vergesst nicht. Ich hatte zuerst eine.«
    »Kann sie auch taaanzen und siiingen?«, fragt Mrs Lange-Weile.
    Mrs Weinrot verdreht die Augen. »Ja, und zwar bitte unbedingt ›Children of Hope‹. Kein Talentwettbewerb kommt ohne diesen abgedroschenen Schwachsinn aus.«
    »›Children of Hope‹ ist ein wunderschönes Lied!«, erwidert Mrs Beauty Queen. »Meine Tochter hat es geliebt, dieses Lied zu singen, wenn wir in der FantaSphere Schönheitswettbewerb gespielt haben.« Sie blickt zu mir. »Kannst du ›Children of Hope‹ singen, Elysia? Bitte sag ja!«
    Wieder ein kurzer Check auf meiner Datenbank. »Ja!«, antworte ich dann.
    »Dann sing es«, fordert Mrs Beauty Queen mich auf. »Mein eigener kleiner Teufelsbraten will ja nicht mehr.«
    Ich habe noch nie gesungen. Ich weiß nicht, wie meine Stimme sich anhören wird. Aber ich weiß den Text und die Melodie dieses Lieds, einer gefühlvollen Ballade, die seit den Zeiten der Water Wars in allen Ländern sehr beliebt ist.
    Und dann singe ich, meine Stimme ist kräftig und voller Emotion, in dem übertriebenen Stil, wie er bei Talentwettbewerben verlangt wird, mit leidenschaftlicher Miene und weit ausholenden Gesten.
    »In these troubled times of darkness and fright, From them we receive the gift most sublime. They dream our dreams, our loves, Our children of hope.«
    Die Damen kreischen vor Entzücken, als sie mit den Weingläsern anstoßen, um meine Darbietung zu feiern.
    Scheint, dass ich ganz gut singen kann.
    »Diese Beta ist nun wirklich nicht defekt«, murmelt Mrs Beauty Queen, die mittlerweile ziemlich betrunken ist.
    Die drei anderen am Tisch halten spürbar die Luft an, und Mrs Weinrot hält es für ihre Pflicht, Mrs Beauty Queen zurechtzuweisen. »Sprich dieses Wort nicht aus!« Was an dieser Äußerung so schlimm gewesen sein soll, weiß ich allerdings nicht.
    Mutter schlägt drei Kreuze.
    Inzwischen sind die vier Freundinnen alle schon reichlich angesäuselt – auch eine Form von Ataraxia, wie ich vermute. Sie haben miteinander einen angenehmen Nachmittag beim Mah-Jongg-Spielen verbracht und nun macht sich Aufbruchsstimmung breit. Doch bevor sie auseinandergehen, mischt Demenzia, die aus dem Hauptgebäude auf den Tisch zugesteuert kommt, ihre Runde noch etwas auf.
    »Oh nein«, kreischt Mrs Lange-Weile, »nicht dieser verrückte Teenager!«
    »Da möcht ich dich mal sehen, wenn deine eigenen Eltern dich auf die Insel abgeschoben hätten, damit du hier von Klonen erzogen wirst«, zischt Mrs Beauty Queen.
    »Es ist einfach nur traurig«, sagt Mrs Weinrot. »Wenn ich daran denke, wie sie damals versucht hat, sich ein Tattoo einzuritzen – dasselbe wie es ihre Nanny hatte, die sie großgezogen hat, seit sie ein Baby war. Es geschah an dem Tag, als bei der Kinderfrau die Dienstzeit abgelaufen war.« Was bedeutet, dass die Kinderfrau in Menschenjahren gezählt das Alter von 45 erreicht hatte. Wenn die körperliche Erscheinung oder die Fähigkeiten der Klone dann nicht mehr den Erwartungen genügen, werden sie ausrangiert.
    »Demetra, mein Liebling, wie geht es dir?«, fragt Mutter, als Demenzia schließlich vor uns steht.
    »Gut. Was sonst?« Demenzia kümmert sich nicht weiter um die Erwachsenen, sondern schaut mich an. »Der Unterricht ist für heute vorbei. Kann Elysia mit mir kommen?«
    »Vielleicht keine so gute Idee?«, wendet sich Mrs Weinrot an Mutter.
    Aber Mutter ist da anderer Meinung. »Natürlich, Demetra. Nimm Elysia mit, spielt ein bisschen zusammen.« Ich will schon aufstehen, aber Mutter spricht weiter. »Ich habe bei deiner Mutter bereits vor ein paar Wochen angefragt, ob sie nicht am Planungskomitee für den alljährlichen Governor-Ball teilnehmen möchte, aber bisher von ihr keine Antwort bekommen. Weißt du zufällig, ob sie mein Kärtchen erhalten hat? Das bedeutendste gesellschaftliche Ereignis auf der Insel kann doch schwerlich stattfinden, ohne dass vorher dazu Elaine Cortez-Olivier ihr in Geschmacksfragen unbestechliches Urteil abgegeben hat, ist es nicht so?«
    Demenzia greift nach meiner Hand und zieht mich vom Stuhl hoch. »Keine Ahnung, ob Mom das bekommen hat, tut mir leid, Mrs Bratton, aber es ist mir völlig egal.« Sarkasmus beherrscht Demenzia wirklich spitzenmäßig gut. »Meine Eltern sind gerade in BC . Sie können Mom über Relay erreichen.«
    Ich weiß, dass Mutter bereits versucht

Weitere Kostenlose Bücher