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BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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hat, Mrs Cortez-Olivier über Relay zu erreichen, aber erfolglos. Sie erhielt von Demenzias Mutter keine Antwort. Diese Kränkung muss sie jetzt schnell vergessen. Mutter schnippt mit den Fingern, ein Dienstklon erscheint und stellt für sie einen Liegestuhl auf. Und auch eine Masseurin nähert sich, die ihren müden Füßen gleich eine Wohlfühlmassage verpassen wird.
    »Komm schon, lass uns etwas Raxia einwerfen«, sagt Demenzia zu mir. Als die Mütter sie daraufhin entsetzt anblicken, fügt sie hinzu: »War nur Spaß!« Aber kaum hörbar murmelt sie: »Wenn die erst wüssten, was für einen Riesenspaß wir haben werden!«
    Hand in Hand spazieren wir von der Veranda des Country Club hinunter an den Strand. Wir betreten den Steg, der zum Pool mitten in der Nectar Bay führt, und gehen nebeneinander über die breiten Planken.
    »Kommen deine Eltern bald zurück?«, frage ich.
    Sie zuckt mit den Achseln. Ihr Zeigefinger streicht über ihre linke Schläfe, fährt über die Narbe, die ihr von dem Versuch, dort eine Schwertlilie einzuritzen, geblieben ist. »Meine Klonwächter, ähm, ich meine Babysitter, haben meinen Eltern von gewissen Vorfällen in jüngster Zeit berichtet. Kann sein, dass sie bald mal aufkreuzen. Wenn sie mich dann bloß nach Biome City mitnehmen würden.«
    »Ich hab gehört, in BC geht die Megaparty ab.«
    Demenzia lacht. »Ja, kann man so sagen. Alles ist dort echt und ziemlich abgefahren und auch richtig wild. Manchmal, wenn die Sandstürme zu heftig werden, kann man gar nicht raus und muss zu Hause bleiben und so Sachen machen wie FantaSphere spielen. Aber es ist ein Ort für ganz normale Menschen, und angenommen, du wärst ein ganz normales Mädchen …«
    »Ich wär so gern ein ganz normales Mädchen!«, rufe ich.
    »Nein, ich meine, wenn du wirklich in BC ein ganz normales Mädchen wärst und kein Klon hier auf Demesne, der so tut, als hätte er das Bedürfnis, ein normales Mädchen zu sein. Das Leben als ganz normales Mädchen kann ziemlich hart sein und ist nicht immer nur die Megaparty. Wenn es einen Wüstensturm gibt, hockst du einfach nur zu Hause rum, mit deinen Eltern, und wartest, bis es vorbei ist. Es haben da nämlich nicht alle eine FantaSphere, das ist nur auf Demesne so. In BC müssen die ganz normalen Leute zur Space Needle Arcade gehen und extra zahlen, wenn sie mal in eine FantaSphere wollen.«
    »Wow«, sage ich.
    Wir haben den Pool erreicht. Demenzia blickt von der Aussichtsplattform auf die Küste – Palmen, weißer Sand, violettblaues Wasser – und atmet tief die sauerstoffangereicherte Luft von Demesne ein. Dann breitet sie die Arme weit aus und schreit: »Mir ist so langweilig!«
    Ich breite die Arme auch aus und schreie aus reiner Solidarität: »Mir auch!«
    »Du bist echt cool«, sagt Demenzia. »Doc Lusardi hat bei der Programmierung deines Chips echt ganze Arbeit geleistet. Wär echt klasse, wenn ich auch eine Teen-Beta haben könnte, aber dazu werde ich meine Eltern nie überreden können.« Demenzias olivgrüne Augen bleiben an meiner Tunika mit dem gelb-rosa Paisleymuster hängen. »Oh mein Gott, zieh bitte das scheußliche Ding aus!«
    Ich streife die Tunika ab und habe jetzt nur noch den Bikini an.
    »Wer schneller ist!«, ruft Demenzia.
    Und dann springt sie auch schon in den Pool, um einen kleinen Vorsprung zu haben. Ich hechte mit einem Kopfsprung hinterher, spüre das weiche Wasser um mich und fühle mich zu Hause. Demenzia in ein paar Zügen einzuholen und dann an ihr vorbeizuziehen dürfte für mich kein Problem sein, aber sobald ich ganz untergetaucht bin, geschieht es wieder. Wie ein Blitz fährt es durch mich hindurch. Da ist er. Ich kann sein Gesicht in dem klaren, ruhigen Wasser diesmal besser erkennen, seine hohen Wangenknochen und glänzenden weißen Zähne, seine braun gebrannte Haut. Seine türkisblauen Augen schauen mich unverwandt an, als könnte er in mich hineinsehen. Ich spüre seine Nähe so stark, dass mein ganzer Körper erschaudert. Seine blonden Haare wehen im Wasser, dann dreht sein muskulöser Körper sich einmal um sich selbst, und er schwimmt auf der Stelle. Er ist groß und kräftig, wie die Bauarbeiter mit dem Bambustattoo. So als könnte er die Welt auf seinen Schultern tragen. Du weißt, dass ich dir gehöre, Z, sagt seine Stimme, und mein Herz macht einen Hüpfer, als ich es höre, und plötzlich fühle ich mich so warm und lebendig. Seine raue Stimme berührt etwas in mir, wovon ich gar nicht wusste, dass es in mir steckt.

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