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Betörend wie der Duft der Lilien

Betörend wie der Duft der Lilien

Titel: Betörend wie der Duft der Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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verkehren?“
    „Ich … nun …“ Calliope errötete. „Vielleicht könnten wir das erreichen.“
    „Wenn wir beide nicht so furchtbare Sturköpfe wären?“
    Calliope atmete tief ein. Dieser schreckliche Mann! Kaum meinte sie ihn zu durchschauen, setzte er eine neue Maske auf. „Lord Westwood, bitte! Gibt es einen Grund, warum Clio und ich dem Ball fernbleiben sollten?“
    Er zog die Schultern hoch. „Wie Sie so treffend sagten: Alle Welt wird da sein. Unter den Augen der ganzen Londoner Gesellschaft wird Averton nichts wagen. Sie dürften eigentlich kein Risiko eingehen, solange Sie nichts Unbesonnenes tun.“
    „Nichts Unbesonnenes? Was stellen Sie sich vor? Unbesonnenheit ist eher Ihr Stil als meiner, Lord Westwood. Ich will mir nur die Statue ansehen, ein Glas Champagner trinken und dann wieder gehen. In aller Ruhe.“
    „Natürlich. Wie es sich für eine Muse geziemt.“ Sein breites Grinsen machte sie fuchsteufelswild.
    Kühl und höflich bleiben, befahl sie sich selbst. „Werden Sie auch kommen?“
    „Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen. Ich bin ein großer Freund von … Champagner.“
    „Halten Sie das für klug?“ Calliope runzelte die Stirn.
    „Ich pflege mich nicht zu betrinken, Miss Chase. Nicht in anständigen Kreisen.“
    Sie unterdrückte den Impuls, mit dem Fuß aufzustampfen. „Sie wissen genau, was ich meine.“
    „Ach ja: Sie denken an die Szene im Elgin-Saal. Ich scheine mich Ihnen oft von meiner schlechtesten Seite zu zeigen, Miss Chase, und dann muss ich mich wieder entschuldigen. Es stimmt, ich hege keinerlei Sympathien für den Duke. Aber ich werde mich hüten, im Ballsaal einen Boxkampf à la Gentleman Jackson anzustiften. Ihre Schwester und Sie können den Ball also getrost besuchen. Schließlich werden wir alle maskiert sein. Averton wird ebenso wenig wie Sie wissen, ob ich wirklich da bin.“ Er verbeugte sich wieder. „Einen schöne Tag noch, Miss Chase.“
    Calliope sah, wie er Clio und die anderen grüßte, aber nicht bei ihnen stehen blieb: Offenbar hatte er es eilig, sein Päckchen nach Hause zu tragen.
    Da irren Sie sich, Lord Westwood. Ich werde schon herausfinden, unter welcher Maske Sie stecken.
    Cameron ließ den Blick durch die Bibliothek schweifen. Seine Bibliothek, seit er von seinen Reisen zurückgekehrt war, um seinen Platz als der neue Earl of Westwood einzunehmen. Dem Gefühl nach war dies allerdings immer noch das Haus seines Vaters. Wohin er auch blickte, er sah dessen Möbel und Teppiche – und die Nischen, die seines Vaters Sammlung beherbergt hatten. Der Landsitz mit den alten Familienmöbeln war unproblematisch, gewissermaßen neutraler Grund. Aber hier im Stadthaus hatte der alte Earl seiner Sammelwut gefrönt.
    Das sollte sich nun ändern. Cameron lebte schon zu lange das Leben eines anderen. Es war Zeit, etwas Eigenes aufzubauen, Stück für Stück. Er trug das flache, sorgfältig in braunes Packpapier eingeschlagene Päckchen zum Kaminsims und sah zu dem Gemälde auf, das dort hing. Sein Vater hatte diese düstere Studie ägyptischer Pyramiden vor vielen Jahrzehnten auf seiner Studienreise erworben. Cameron hatte sie nie sonderlich gemocht: Die Perspektive war völlig verzerrt, und die Farben waren trübe, sodass von der Helligkeit der Wüste und dem Mysterium der Ägypter nichts übrig blieb.
    Als er das Bild vom Haken nahm, wurde auf der topasfarbenen Seidentapete ein heller rechteckiger Fleck sichtbar. Er riss das Packpapier auf, bedeckte den Fleck mit einem neuen Bild und trat einen Schritt zurück. Als er das Bild im Fenster einer Galerie entdeckte, hatte er gleich gespürt, dass es für ihn bestimmt war. Für diese Stelle über dem Kamin, wo er es jeden Tag vom Schreibtisch aus betrachten konnte.
    Es war ein Porträt der Athene, eingerahmt von den weißen Säulen ihres Tempels. Hinter ihr brannte das heilige Feuer, das ihre schlanke Silhouette im gefältelten weißen Seidengewand betonte. Auf ihrem ausgestreckten Arm saß eine graue Eule; die andere Hand ruhte auf dem Schild, der neben ihr stand. Der Goldhelm lag zu ihren Füßen, und ihr üppiges, glänzendes rabenschwarzes Haar ergoss sich über ihre Schultern. Ihr schönes Gesicht, ein blasses Oval mit weit auseinanderstehenden grauen Augen, drückte Gelassenheit und Gewissheit aus.
    Sie war bildschön, durch und durch ernst und unbeirrbar. Sie sah, kurz gesagt, wie Calliope Chase aus. Die Ähnlichkeit war frappierend.
    Cameron lächelte ihr vorsichtig zu, unsicher, ob sie

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