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Betörend wie der Duft der Lilien

Betörend wie der Duft der Lilien

Titel: Betörend wie der Duft der Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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solche Heiterkeit gutheißen würde. Der echten Calliope Chase würde es sicher missfallen, wenn sie wüsste, dass ihre Doppelgängerin in seiner Bibliothek hing.
    Warum gefiel sie ihm nur, obwohl ihre Begegnungen so oft als Zwist oder Farce endeten? Er sollte sich von ihr fernhalten – von der ganzen Familie! Die Chases zogen Ärger an, und den konnte er nicht gebrauchen. Er hatte Wichtigeres zu tun, als sich von einer schönen Athene mit Feuer in den Augen den Kopf verdrehen zu lassen. Feuer, das ihn sofort in Brand setzen würde, wenn er ihr zu nahe käme.
    Doch sobald er sie sah, fühlte er sich wie von Zauberhand zu ihr hingezogen. Neuerdings erschien sogar ein Streit mit ihr reizvoller als ein Liebesakt mit irgendeiner anderen Frau. Die Fantasie, mit Calliope sowohl zu streiten als auch zu schlafen, machte ihn schier wahnsinnig! Ihr Feuer würde gewiss nicht an der Bettkante verlöschen …
    Fluchend entzog Cameron sich Athenes wissendem Blick. Die Chance, dass Calliope Chase irgendwann nackt in seinem Bett landen würde, lag in etwa bei null. Sie würde nicht einmal in die Nähe seines Hauses kommen, sobald sie erfuhr, was er mit den Antiquitäten seines Vaters angestellt hatte. Nicht einmal die Göttin der Liebe konnte ihm bei dieser Muse weiterhelfen, ganz gleich, wie sehr er sie begehrte.
    Aber er konnte sie zumindest vor Averton schützen, und vielleicht auch vor ihrer Grille, den Liliendieb zu fangen. Auf dem Ball des Dukes würde er seine Athene jedenfalls nicht aus den Augen lassen.

7. KAPITEL

    „Sie sehen fantastisch aus, Miss Calliope!“ Mary legte letzte Hand an den Saum von Calliopes Kostüm.
    Auf einem Hocker stehend, begutachtete Calliope sich im Spiegel. „Findest du es nicht übertrieben?“
    „Überhaupt nicht. Es wird das schönste Kostüm im Saal sein.“
    Im Grunde war auch Calliope sehr angetan. Sie hatte eng mit der Schneiderin zusammengearbeitet und sich an einem Kupferstich ihres Vaters orientiert, der eine Athene-Statue zeigte, die einst im Parthenon gestanden hatte. Der fließende, gefältelte weiße Musselin wurde an den Schultern von goldenen Broschen und an der Taille mit einer goldenen Kordel zusammengehalten. Auch die Sandalen waren goldfarben, und sie trug antike Armreife und Ohrringe aus dem Erbe ihrer Mutter. An der Schlafzimmertür standen Helm, Schild und Speer bereit.
    Calliope nestelte nervös an der Kordel herum. Unter anderen Umständen hätte sie sich auf die griechische Maskerade gefreut, aber dies war kein gewöhnlicher Ball. Was, wenn der Liliendieb wirklich auftauchte? In ihrem Salon über seine Ergreifung zu reden war eine Sache – einen echten Verbrecher dabei zu ertappen, wie er sich über die Alabastergöttin beugte, eine ganz andere. Wie sollte sie ihn aufhalten?
    Sei kein Hasenherz. Die Sache ist zu wichtig. Sie warf einen Blick zur Tür. Mit einem Speer aus lackierter Pappe würde sie gegen Stahl nicht ankommen, aber die Waffen richteten sie moralisch wieder auf: Sie musste Athene sein und die ihr Anvertrauten vor Unbill schützen.
    „Sollen wir jetzt Ihr Haar fertig machen, Miss Calliope?“, fragte Mary, während sie Nadel und Faden wegräumte.
    „Ja, gerne.“ Calliope stieg vom Hocker und ging zur Frisierkommode, auf der Goldbänder und Kämme bereitlagen. „Wir haben nicht mehr viel Zeit; die Kutsche kommt um neun.“
    Mary hatte gerade Calliopes Haar ausgebürstet und zu langen Locken aufgedreht, als es leise an der Tür klopfte und Clio eintrat.
    „Oh!“ Calliope hatte das Kostüm ihrer Schwester noch nicht gesehen. Es war atemberaubend und sehr eigentümlich.
    Clio hatte sich nicht für eine vornehm blasse Göttin des Olymp oder eine Muse entschieden, sondern für Medusa. Die Ärmel ihres Kleids aus lebhaft grüner Seide waren lang wie Flügel und bis zu den Schultern hinauf geschlitzt und zurückgefaltet. Unter dem grünen Obergewand schimmerte ein goldfarbenes Unterkleid hervor, das mit winzigen grünen Glasperlen besetzt war, die glitzerten und flimmerten. Ein Smaragdgurt, ein seltenes mittelalterliches Stück, das ebenfalls ihrer Mutter gehört hatte, hielt das üppige Gewebe um die Taille zusammen.
    Aber es war der Kopfschmuck, der Calliope ihren Ruf entlockt hatte: ein Nest ineinander verschlungener Schlangen aus Goldgewebe, deren Schuppen mit metallisch grünen Stickereien bedeckt waren. Die Perlenaugen glitzerten bösartig, als wären die Schlangen lebendig. Nur ein paar Locken von Clios rotbraunem Haar lugten unter ihnen hervor

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