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Betörend wie der Duft der Lilien

Betörend wie der Duft der Lilien

Titel: Betörend wie der Duft der Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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längst vergangenen Krieg – abgesehen vielleicht von Spekulationen über die imaginäre Romanze zwischen mir und Westwood, dachte Calliope.
    Emmeline schüttelte den Kopf. „Ich habe viel Zeit mit Mr. Smithson verbracht. Er ist höchst liebenswürdig, und ich bezweifle, dass er unser Dieb ist.“
    Calliope betrachtete den Verdächtigen, der sein offenes, sommersprossiges Gesicht ihrem Vater zugewandt hatte und ihm gebannt lauschte. „Warum nicht? Er interessiert sich doch für die Antike.“ Ihr wäre es sehr zupass gekommen, wenn er der Täter gewesen wäre, denn sie standen sich nicht besonders nahe.
    „Zum einen glaube ich nicht, dass er einen Dietrich von einem Kerzenständer unterscheiden kann. Er ist nicht sonderlich geschickt; du solltest ihn mal beim Kutschieren sehen. Zum anderen weilte er auf seinem Landsitz in Devon, als Lady Tenbrays Diadem gestohlen wurde. Er verbringt dort viel Zeit damit, seine Sammlung hellenischer Silberobjekte zu katalogisieren.“
    „Oh. Tut mir leid, dass du so viel Zeit mit ihm vertrödeln musstest, Emmeline.“
    „Das war nicht schlimm; ich mag ihn wirklich. Genau genommen …“ Eine leichte Röte überzog ihre Wangen.
    „Emmeline! Sag nicht, dass er jetzt dein Verehrer ist!“
    „Vielleicht. Man wird sehen.“
    „Aber rechnen deine Eltern nicht mit Freddie Mountbank, der überall lauthals verkündet, wie sehr er dich liebt?“
    „Das schon, sie werden indes bestimmt ihre Meinung ändern, wenn Mr. Smithson in greifbare Nähe rückt. Er verfügt über doppelt so viel Geld wie Mr. Mountbank. Mr. Smithson hat sich mir allerdings noch nicht offenbart, also kein Wort zum Rest der kunstverständigen Gesellschaft!“
    „Meine Lippen sind versiegelt“, versprach Calliope. Na, wenigstens etwas Gutes schienen ihre stümperhaften Nachforschungen zu bewirken. Hoffentlich glaubten die Leute jetzt nicht, die kunstverständige Gesellschaft sei im Grunde nur ein Club zur Heiratsanbahnung!
    „Und du, Calliope? Irgendwelche Fortschritte?“
    „Ich bin nicht schlauer als zuvor.“ Sie dachte an die Liste, die im Sockel der Alabastergöttin versteckt gewesen war, und an Clio, die kreidebleich ihr blutiges Kostüm verbrannt hatte. Im Augenblick saß Clio mit einer Tasse Tee neben ihrem Vater, den Blick ins Unendliche gerichtet.
    Calliope sah zu Cameron hinüber, der mit Thalia eine sehr lebhafte Runde „Päpstin Johanna“ spielte. Gerade lehnte er sich schicksalsergeben zurück, und Thalia klatsche triumphierend in die Hände. Calliope fragte sich, ob er sich auf die Namensliste einen Reim würde machen können.
    „Wirklich alles sehr rätselhaft“, meinte Emmeline. „Die gestohlenen Gegenstände unterscheiden sich stark. Wenn der Dieb alle an einen bestimmten Sammler verkaufen würde, könnte der sie nie irgendwem zeigen. Das wäre zu verräterisch.“
    „Stimmt. Und ich glaube nicht, dass einer dieser Sammler ein solches Geheimnis für sich behalten könnte.“ Calliope deutete zu der lautstarken Diskussionsrunde hinüber.
    „Was machen wir also?“
    „Keine Ahnung“, räumte Calliope kopfschüttelnd ein.
    „Meinst du, es könnte Lord Westwood sein?“
    „Auch das weiß ich nicht.“ Calliope lachte resigniert. „Ich weiß überhaupt sehr wenig. Aber Lord Westwood kommt mir für einen Dieb nicht verschlagen genug vor.“
    „Muss ein guter Dieb seine Verschlagenheit nicht kaschieren können?“
    „Das stimmt auch wieder.“
    „Und hast du irgendwelche neuen Verdächtigen?“
    Calliope dachte an das vollgestopfte Haus des Dukes, an Daphne, die Löwin und die übrigen angehäuften Reichtümer, die dort im Dunkeln lagen. „Der Duke of Averton kommt mir recht habgierig vor“, flüsterte sie.
    Emmeline riss die Augen auf. „Habgierig ist gar kein Ausdruck. Und was ist bloß auf dem Ball mit ihm passiert? Das ist alles so unheimlich.“
    „Allerdings. Ich werde den Verdacht nicht los, dass die Alabastergöttin irgendwie der Schlüssel zu allem ist. Ach, Emmie! Wenn er sie doch nur nicht fortbringen würde …“
    Emmeline lächelte. „Ich glaube, da lässt sich etwas machen.“
    „Was denn? Sollen wir Artemis etwa selbst kidnappen?“
    „Wenn wir dazu nur imstande wären! Aber das traue ich selbst der kunstverständigen Gesellschaft nicht zu.“
    „Aber was sonst? Nun sag schon.“
    „Du weißt doch, dass mein Vater ein Anwesen in Yorkshire hat, ganz in der Nähe der muffigen alten Festung des Dukes. Wir fahren nur selten hin; Mutter findet es zu

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