Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Betörend wie der Duft der Lilien

Betörend wie der Duft der Lilien

Titel: Betörend wie der Duft der Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
Vom Netzwerk:
ländlich.“
    „Du willst nach Yorkshire reisen, um das Haus des Dukes zu überwachen? Mitten in der Saison?“
    Emmeline lachte. „Viel besser: Wir alle fahren hin. Wir nehmen die Saison einfach mit, zumindest den Teil, auf den es ankommt. Mein Vater hat einen großen Gelehrten aus Köln eingeladen, einen Herrn Müller. Er ist Experte für alles Griechische. Papa wird uns alle zu Ferien nach Yorkshire einladen. Wir können uns Müllers Vorträge anhören, durchs Moor wandern und in Ruhe über Kunst und Geschichte reden.“
    „Wir alle?“
    „Die Gesellschaft der kunstverständigen Damen und ihre Familien. Und Mr. Smithson, Lady Rushworth, Lord Westwood, einfach jeder. Die meisten unserer Verdächtigen. So behalten wir sie und das Schloss des Dukes im Blick.“
    Calliope lächelte breit. „Wir können so tun, als würden wir Vögel beobachten. Ach, Emmeline, die Idee ist hervorragend! Auf dem Land wird es viel einfacher sein, dem Dieb auf die Schliche zu kommen, als hier in London.“
    Emmeline lachte. „ Und Mr. Smithson dazu zu bewegen, endlich die große Frage zu stellen. Die Einladungen werden morgen verschickt.“
    „Calliope!“, rief Thalia. „Was soll dieses Getuschel mit Emmeline? Komm lieber her und schau, wie viel ich gewonnen habe!“
    Calliope warf Emmeline einen vielsagenden Blick zu und eilte zu ihrer Schwester. „Haushoch, Thalia. Lord Westwood muss wirklich ein sehr schlechter Spieler sein.“
    „He!“, warf Cameron mit gespielter Entrüstung ein. „Haben wir nicht beim Whist gewonnen, Miss Chase? Dank meiner raffinierten Strategie.“
    „Wir haben gewonnen“, räumte Calliope ein. „Aber ich führe das vor allem darauf zurück, dass Mr. Smithson ständig seine Karten aus den Augen verloren hat.“
    „Zweifellos, weil er den Blick kaum von Emmeline lösen konnte“, lästerte Thalia. „Lord Westwood hat mir übrigens gerade erzählt, dass es morgen einen interessanten Vortrag in der Gesellschaft für Altertümer geben wird, Calliope. Neue Erkenntnisse über die Panathenischen Spiele, die Herr Müller von der Universität Köln gewonnen hat.“
    „Sie mögen doch alles, was mit Athene zusammenhängt, oder, Miss Chase?“, fragte Cameron leise. „Ist sie nicht Ihre Schutzherrin?“
    Calliope sah ihn an, und er bickte ihr tief in die Augen. Sofort schien der ganze übrige Raum sich in Luft aufzulösen, und sie waren allein. Genau wie im Dunkel im Haus des Dukes, in dem ein alter Zauber sie beide in seinen Bann geschlagen hatte. Der Atem stockte ihr, und sie konnte sich nicht abwenden.
    „Ich fürchte, mir fehlt es oft an Athenes Weisheit“, gelang es ihr schließlich zu erwidern. „Aber ich versuche von ihr zu lernen, wann immer es geht.“
    „Das wäre also beschlossen“, sagte Thalia. Ihre laute Stimme holte Calliope auf die Erde zurück. „Wir bitten Vater, dass er uns zu dem Vortrag mitnimmt. Vielleicht wird das auch Clio aus ihrer seltsamen Betrübnis reißen.“
    „Dann werden wir uns dort sicher sehen“, sagte Cameron. Er mischte die Karten, und als Calliope sah, wie die Kartonrechtecke durch seine schlanken Finger glitten, erzitterte sie, weil sie diese Berührung auf ihrer eigenen Haut zu spüren meinte.
    „Ich hoffe es, Lord Westwood“, murmelte sie. „Es gibt da nämlich etwas, wozu ich gerne Ihre Meinung hören würde.“

12. KAPITEL

    „Wir hätten ebenso gut zu Hause bleiben können“, murrte Clio.
    „Hm?“ Calliope war nicht bei der Sache. Sie standen im Foyer der Altertumsgesellschaft und warteten darauf, in den Vortragssaal eingelassen zu werden, und Calliope beobachtete die anderen Besucher. Lachend und plaudernd standen sie in Grüppchen herum, einer höflicher und zivilisierter als der andere. Wie konnte sich hinter einem dieser freundlichen Gesichter ein niederträchtiger Dieb verbergen? „Was hast du gesagt, Clio?“
    „Ich meine, wir treffen immer dieselben Leute – ob hier, bei all den Empfängen oder bei Vaters Spielabenden. Und führen immer wieder dieselben belanglosen Gespräche.“ Clios leise Stimme bebte vor Unduldsamkeit. „Wir sollten einfach eine unendliche Party feiern, statt uns zwischendurch umzuziehen und den Ort zu wechseln. Es passiert ja sowieso nie etwas …“
    Erstaunt sah Calliope ihre Schwester an. Seit dem Vorfall in der Galerie des Dukes war sie sehr leise und bedrückt gewesen. An sich kein Wunder, aber Clio hatte eigentlich ein unverwüstliches Naturell. Sie war die stärkste aller Musen.
    In ihrem türkisfarbenen

Weitere Kostenlose Bücher