Betörend wie der Duft der Lilien
verwünschte Juwelen?“
Emmeline lachte. „Lass das bloß Lotty nicht hören. Sonst denkt sie sich eine wilde Geschichte über die Mumien aus, die bei Nacht durch die dunklen Gänge schleichen und jeden Eindringling mit einem Fluch belegen.“
„Ich könnte ihnen das Fluchen nicht verübeln, angesichts ihrer Gefangenschaft“, meinte Clio. „Ah, Emmeline, da ist ja dein gut aussehender Bruder. Ich glaube, ich habe ihm den nächsten Tanz versprochen.“
Clio klappte ihren Fächer zusammen und eilte zu dem jungen Mann hinüber. Auch Emmeline begab sich mit Mr. Smithson auf die Tanzfläche, sodass Calliope allein zurückblieb.
Wo hielt nur Cameron sich auf?
Mehrere Punschgläser balancierend, kam Cameron in der Menge nur langsam voran. Die Schlange am Buffet war lang gewesen, und das Personal war mit dem Nachfüllen und Ausschenken kaum hinterhergekommen. Endlich hatte er bekommen, was er wollte, doch als er zu Calliope und den anderen zurückkehren wollte, lief er dem Duke of Averton über den Weg.
Das also war der Grund für die plötzliche Unruhe im Saal.
Er fixierte Cameron, ohne dass seine grünen Augen irgendein Gefühl oder einen Gedanken verraten hätten.
Cameron spürte, wie er im Gegenzug ebenfalls innerlich versteinerte. Nur gut, dass er die Gläser in den Händen trug – sonst hätte er womöglich eine Schlägerei angefangen.
„Averton“, sagte er eisig.
„Westwood“, erwiderte der Duke ruhig. „Wie gut, dass wir uns sehen. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich zu bedanken.“
„Bedanken? Wofür?“
„Man hat mir gesagt, dass Sie es waren, der mich gefunden und der Hilfe geholt hat.“
Cameron nickte knapp. „Das stimmt.“
„Ich bin Ihnen verbunden. Sie hätten mich einfach liegen lassen können.“
„Verwundete ihrem Schicksal zu überlassen ist nicht meine Art.“
Ein ironisches Lächeln huschte über das ernste Gesicht des Dukes. „Was? Der ‚griechische Gott‘ hält es nicht mit der Teilnahmslosigkeit?“
„Im Gegensatz zu manchem anderen.“
„Nun ja, ganz gleich, was Ihr Motiv war, ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet. Wenn ich bei meinen Antiquitäten bin, bin ich blind für jede Unfallgefahr.“
„Machen Sie mir nichts vor, Averton. Ich weiß, dass Sie nicht allein auf der Galerie waren.“
In seinem Kiefer zuckte ein Muskel, und Averton ließ den Blick über die Tanzfläche schweifen. „Ach ja, unsere ansehnliche Muse der Geschichte, ebenso launisch wie liebenswert.“
„Wenn Sie ihr noch einmal zu nahe kommen …“, knurrte Cameron.
„Beschützerinstinkte, Westwood? Aber es heißt ja, Sie hegten ein Faible für die ältere Muse. Vielleicht findet sie solche Drohungen beeindruckend.“
„Das ist keine Drohung, sondern ein Appell.“
„Ich erinnere mich gut an Ihre ‚Appelle‘. In diesem Fall sind sie ganz unnötig. Ich will Miss Clio nicht schaden, ganz im Gegenteil. Sie und ich, wir müssen keine Feinde sein.“
Averton nickte und stolzierte davon. Cameron erstickte mühsam die Flamme seiner Wut und setzte seinen Weg fort.
Wir müssen keine Feinde sein? Im Gegenteil!
„Was hat der Duke zu Ihnen gesagt?“, fragt Calliope, als Cameron ihr ein Glas reichte.
„Nichts von Bedeutung.“
„Hat er Sie zu seiner Dinnerparty eingeladen?“
„Nein. Dieser Mann gibt Partys? Kaum zu glauben.“
„Ja, er scheint neuerdings gesellig zu werden. Und er hat ausdrücklich alle Gäste der Kenleighs eingeladen.“
Cameron schnaubte verächtlich. „Ich glaube kaum, dass er mich in seinen heiligen Hallen sehen will.“
„Sie müssen mitkommen. Das ist unsere letzte Chance, die Alabastergöttin zu sehen.“
„Oder einen Dieb zu fangen?“
Calliope runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht … Kann der Liliendieb uns aus der Stadt gefolgt sein? Oder ist es gar jemand aus unserer Gruppe?“
„Miss Price vielleicht.“
„Lotty? Sie ist bestimmt imstande, sich so etwas auszudenken – aber es tun ? Wohl kaum.“
„Dann der Duke selbst.“
„Das wäre mir am liebsten. Er hat schon lange keine weiße Weste mehr, da kommt es auf einen weiteren schwarzen Fleck nicht an. Aber warum sollte er? Die Alabastergöttin gehört ihm doch schon.“
Cameron schüttelte den Kopf. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass das alles mit der Liste zusammenhängt. Warum hatte er sie?“
„Und ausgerechnet in diesem Versteck.“ Calliope nahm einen Schluck Punsch. „Vielleicht klärt sich auf der Party alles auf.“
19. KAPITEL
„Autsch!“ Calliope war mit dem
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