Betörend wie der Duft der Lilien
fühlte sich, als habe tatsächlich Aphrodite von ihrer Seele Besitz ergriffen. Entschlossen knotete sie sein Krawattentuch auf und warf es zu Boden. Die Göttin führte ihr die Hände, als sie das Hemd von seiner muskulösen Brust streifte und ihr Mund erst die weiche Stelle an seiner Kehle und dann seine nackte Schulter liebkoste. Wie glatt seine Haut war, und wie heiß! Die fiebrige Wärme drang bis in ihr Herz vor, und sie war ganz von seiner Gegenwart erfüllt.
Ja, es war richtig so.
Ineinander verschlungen ließen sie sich auf den Umhang sinken; die Baumkronen schienen sich über ihnen zu drehen. Calliope landete auf ihm und zerrte ihm endgültig das Hemd vom Leib. Sein Anblick war überwältigend, schöner als jede klassische Statue, denn er war lebendig: Seine Haut schimmerte im Mondlicht, seine Brust hob und senkte sich mit jedem schweren Atemzug. Mit zitternden Fingern strich sie über das kleine Dreieck dunkler Haare auf seiner Brust und das schmale Band, das sich von dort zum Bund seiner Hose hinunterzog. Seine Bauchmuskulatur wurde hart, und sein Atem stockte, als sie den straff gespannten Stoff knapp unterhalb des Bundes berührte.
„Calliope“, stieß er hervor. „Vorsicht. Wenn du dir nicht sicher bist …“
„Ich bin Aphrodite, weißt du nicht mehr? Wenn ich mir nicht sicher wäre, wäre ich nicht hier.“ Erregt, mutig und furchtsam zugleich öffnete sie seine Hose und zog sie über seine schmalen Hüften nach unten. „Ooh!“, flüsterte sie.
Cameron wurde ganz still, ließ sich vollends auf den Umhang sinken und sah sie intensiv an.
„Es sieht ganz anders aus als bei den antiken Statuen“, murmelte sie versonnen. Diese waren bislang ihr einziges Anschauungsmaterial gewesen, was diesen Aspekt des anderen Geschlechts anging. Die Wirklichkeit gefiel ihr unendlich besser. „Darf ich ihn anfassen?“
Cameron lachte heiser. „Nur, wenn du willst, dass es vorbei ist, bevor wir überhaupt angefangen haben. Komm her, meine Aphrodite, und küss mich noch einmal, bevor ich wahnsinnig werde.“
Calliope fiel ihm glücklich in die Arme, ihre Lippen fanden sich, ihre Herzen schlugen im selben Takt. Es war nichts Zurückhaltendes an diesem Kuss, er war ganz feuriges Verlangen, ganz drängende Begierde, die wie ein Feuerwerk am nächtlichen Himmel explodierte. Calliope spürte seine Finger an ihrem Rücken, als er die letzten Bänder ihres Gewands löste. Der Wind strich kühl über ihre Haut, aber das störte sie nicht. Kleidung war jetzt nur ein Gefängnis, ein Hindernis zwischen seinen Fingerspitzen und ihrer Haut. Sie setzte sich auf und streifte das Kleid ab.
„Calliope“, brachte er heraus und hielt sie an den Hüften fest, um sich noch ein wenig am Anblick ihres nackten Leibs zu weiden. „Du bist wirklich herrlich.“
„Nicht so herrlich wie du“, flüsterte sie. „Mein schöner griechischer Gott.“
Er schob sie unter sich, auf den weichsten Teil des Umhangs. Calliope lachte; seine begehrlichen Blicke ließen all ihre frühere Unsicherheit absurd erscheinen. Endlich fühlte sie sich frei, genau, wie sie es geahnt hatte! Die Vergangenheit war tot, es gab nur noch das Jetzt, die Gegenwart, in der sie eins war mit dem Mann, den sie liebte. Er küsste sie, und alles verschwamm zu schierer, konzentrierter Lebensfreude.
Sie schloss die Augen und gab sich seinen Liebkosungen hin, dem Sog seiner Lippen auf ihrer Brust und dem sanften Druck seiner Fingerspitzen. Ihre Hände wanderten über seinen athletischen Rücken, dessen Muskeln unter ihren Berührungen vibrierten. Als sie spürte, wie er sich zwischen ihre Schenkel schob, spreizte sie leicht die Beine.
Calliope wusste ungefähr, was kommen würde. Clio und sie hatten sich einmal heimlich einige alte Stiche aus der Sammlung ihres Vaters angeschaut, die dionysische Rituale und pompejische Bordelle zeigten. Aber diese Bilder hatten sie nicht darauf vorbereitet, wie es sich anfühlte: auf dieses berauschende, schwindelerregende Gefühl zu fallen und immer weiter zu fallen. In einem anderen Menschen aufzugehen – in einer gänzlich anderen Welt.
„Ich will dir nicht wehtun“, flüsterte er.
Calliope lächelte. Sie fieberte jener endgültigen Verschmelzung entgegen, die besiegeln würde, dass sie zusammengehörten. „Du kannst mir gar nicht wehtun.“
Zur Bekräftigung spreizte sie die Beine weiter, und er drang in sie ein. Ja, es tat weh, keine Frage. Aber der brennende Schmerz war nichts im Vergleich zu dem Gefühl, von ihm
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