Betörend wie der Duft der Lilien
auf ihrer Haut, und sein ganzer Körper fühlte sich warm und fest an. Was hätte sie darum gegeben, wenn er sie die ganze Nacht in dieser Umarmung gehalten hätte! Sie wollte ihn küssen, ihn spüren, alle Diebe und Gespenster und familiären Sorgen vergessen.
„Wie schön du bist, Cameron“, flüsterte sie.
Überrascht riss er die Augen auf, aber bevor er antworten konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn sanft. Wieder und wieder zupften ihre Lippen spielerisch an den seinen, bis er seufzte und sie noch näher an sich zog. Erregt erwiderte er ihren Kuss; seine Zunge suchte die ihre, und Calliope vergaß alles ringsum. Sie wollte ihm nur noch nahe sein, für immer, ihn schmecken, riechen, in sich aufsaugen, sich diesen Mann vollständig zu eigen machen.
Es war anders als bei ihrem ersten, unsicheren Kuss, als sie sich gegenseitig zart und zögernd erkundet hatten. Diesmal fielen sie wie ausgehungert übereinander her, angetrieben von dem Verlangen, das sich bei jeder ihrer Begegnungen ein bisschen weiter aufgebaut hatte.
Einmal im Leben stellte Calliope ihr Tun nicht infrage. Sie wusste nicht, was dieser Gefühlstumult zu bedeuten hatte, aber das Einzige, was zählte, war seine Nähe. Die Muse und der Gott hatten sich gefunden.
Cameron löste sich ganz langsam von ihr, bedeckte ihre Wange, ihr Kinn und die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr mit hingehauchten Küssen. Sein warmer Atem strich über ihren Hals und ließ sie erbeben.
Calliope klammerte sich lachend und zitternd an ihn; sie wollte ihn nicht loslassen.
„Oh, Calliope!“, seufzte er und legte seine Stirn an ihr Haar. „Wir müssen damit aufhören!“
Sie nickte, drückte ihr Gesicht an seine Halsbeuge und atmete tief ein, um den salzigen Duft seiner Haut in sich aufzunehmen. Sie hatte gefunden, was sie immer gesucht hatte, die eine, einzige Wahrheit. Und sie wusste, was zu tun war.
Calliope musste ihr altes Ich endgültig abstreifen, alle Ängste hinter sich lassen. Sie musste wiedergeboren werden – mit Camerons Hilfe.
Sie musste mutig sein.
„Komm mit“, flüsterte sie und griff nach seiner Hand. Dann führte sie ihn an den Rand des Gartens und darüber hinaus. Die Dunkelheit, die Nachwirkungen des Kusses und die Aussicht auf das, was sie zu tun gedachte, machten ihre Schritte unstet. Er folgte ihr stumm, doch sie spürte seine Verunsicherung. Einander ganz zu vertrauen, würden sie noch lernen müssen.
Sie führte ihn in die Baumgruppe hinein, auf einen schmalen, überwucherten Pfad. Nach einer Weile öffnete sich dieser zu einer kleinen, fast kreisförmigen Lichtung. Dieses magische, märchenhafte Rund war der ideale Ort.
„Calliope …“, setzte er mit belegter Stimme an.
„Scht.“ Sie legte ihm die Finger auf die Lippen. Worte würden den Zauber nur zerstören. Sie war über Worte hinaus, über Bedenken und Vernunft und Zurückhaltung. „Komm einfach.“
Sie löste sich von ihm und öffnete ihren Umhang, der sich rings um ihre Füße auf dem Gras ausbreitete. Unter seinen staunenden Blicken zog sie den weiten, tiefen Ausschnitt ihres Gewands herab und entblößte ihre blassen Schultern und die Rundungen ihrer Brüste. Calliope schluckte kurz. Tat sie das Richtige? Was, wenn sie nicht hübsch genug war?
Unsinn! Sie wischte ihre Ängste beiseite. Sie musste sich befreien – sie beide befreien. Sie zog die Nadeln aus ihrem Haar und schüttelte es aus, sodass die Locken über ihre nackten Schultern fielen.
„Weißt du, Cameron …“ Im Stillen verwünschte sie das Beben in ihrer Stimme: Sie wollte verführerisch klingen, nicht mädchenhaft! „In mir steckt nicht nur eine Athene, sondern auch eine Aphrodite.“ Sie griff wieder nach seiner Hand und zog ihn an sich.
„Calliope!“ Mit letzter Kraft sträubte er sich. „Was tust du nur?“
„Bitte, Cameron.“ Sie warf ihre Locken nach hinten, sodass ihre Brüste im Mondlicht hell schimmerten. Wenn sie doch nur größer gewesen wären! „Es muss hier geschehen, jetzt, an diesem Ort.“ Sie drückte sich an ihn und küsste seine Wange, seinen Hals, sein Kinn. Erregt saugte er die Luft ein. Aha, sie ließ ihn nicht kalt!
„Ich will dich, Cameron“, wisperte sie. „Willst du mich nicht?“
„Natürlich will ich, meine schöne Calliope. Aber …“ Sie erstickte seine Worte mit einem Kuss. Unter ihren weichen, leicht geöffneten Lippen schmolz sein letzter Widerstand dahin. Stöhnend strich er über die nackte Haut ihrer Schultern.
Calliope
Weitere Kostenlose Bücher