Betörende Versuchung
reizend seien wie sie. In der Tat, er sagte, sie sei wie eine Perle unter vielen, und er wollte sie alle einmal ausprobieren! Und nicht nur das, Georgiana. Es war die Art, wie er es sagte, so kühl, so unbeschreiblich gleichgültig! «
»Oh, das arme Mädchen! « Georgianas Stimme verriet ihr Mitgefühl.
»Sie bedeutete ihm gar nichts, Georgiana, für ihn war sie lediglich seine neueste Eroberung. Er ließ sie dann einfach stehen. Er ging hinaus, die Nase hoch in die Luft gereckt, ein angeberischer, herausgeputzter Pfau, der sich ganz eindeutig für den Größten hielt! Er ließ Emmaline allein im Haus zurück, die sich die Seele aus dem Leib weinte. Aber ich beschloss, er solle seine wohl verdiente Strafe bekommen. « Sie fuhr fort, indem sie beschrieb, wie sie ihm nach draußen folgte und unter seinen Stuhl kroch. » Ich hab mich dann mit seinem Fuß begnügt«, schloss sie, »obwohl ich es eigentlich auf ein etwas höher gelegenes Teil abgesehen hatte. «
Georgiana kämpfte mit dem Lachen. »Kein Wunder, dass er sich an dich erinnert. «
Arabella füllte ihre Teetasse nach. »Nun, er hat es doch verdient.«
»Das schon«, stimmte Georgiana ihr zu. »Aber Arabella, du machst manchmal wirklich die unglaublichsten Dinge ! «
Arabella griff nach ihrer Tasse. Ihre blauen Augen blitzten. »Ich weiß«, murmelte sie vor sich hin. »Das Ganze ist ziemlich ungehörig. Aber du erzählst es nicht weiter, oder?«
»Kein Wort«, versprach Georgiana.
Arabellas Lachen verschwand. »Wie dem auch sei, jedenfalls weißt du j etzt, warum ich Justin Sterling für die abscheulichste Kreatur überhaupt halte.« Was sie nicht sagte, war, dass sein Verhalten am vorhergehenden Abend ihre Meinung nur noch bestärkt hatte. Ein Teil von ihr war noch immer entsetzt darüber, dass seine Unverschämtheit offenbar keine Grenzen kannte.
Auch erinnerte sie sich ziemlich deutlich an den Satz, den ihr Herz gemacht hatte, als er sich über ihre Hand beugte ...
»Ich stimme zu, dass er einen ziemlich unsäglichen Ruf hat. Vielleicht muss er nur mal die richtige Frau treffen, die ihn von seiner Verderbtheit heilt ... « Georgiana verstummte.
Arabella sah zu ihr hinüber. Ein seltsamer Ausdruck lag auf Georgianas hübschem Gesicht, eine Mischung aus Schuldbewusstsein und Besorgnis.
»Was ist los? « , fragte sie forsch.
»Ach, nichts«, murmelte Georgiana.
»Offenbar schon, sonst würdest du nicht so gucken.« Manchmal musste Georglana ein wenig ermuntert werden. Sie war nicht so wie Arabella, die immer sofort mit dem herausplatzte, was sie gerade dachte. Eigentlich, dachte Arabella wehmütig, wäre sie gern ein bisschen mehr wie Georgiana. Es erforderte ständige Anstrengung, ihr eigenes ungestümes Naturell zu bremsen, und überdies war sie darin nicht besonders erfolgreich.
»Georgiana?«, fragte sie leise.
Diese atmete tief ein. »Ich hab nur gerade daran gedacht, wie ihr beide gestern da standet .- die Unerreichbare und der schönste Mann von ganz England. «
»Ich bitte dich, nenn mich nicht so. Und ihn auch nicht.«
»Entschuldigung, ich weiß, dass du da etwas empfindlich bist ... Aber gib es doch zu, Arabella. Ist er nicht das wunderbarste und prächtigste Mannsbild, das du je zu Gesicht bekommen hast? «
Arabella konnte nicht anders - plötzlich sah diese Augen vor sich, die wie Smaragde glänzten, die entschlossenen männlichen Lippen, die sich zu einem sanften Lächeln verzogen, so dass ihr beim bloßen Gedanken daran bereits die Knie weich wurden.
»Wäre mir nicht aufgefallen«, gab sie knapp zurück.
Doch Georgiana konnte sie nichts vormachen. Und bremsen konnte sie sie auch nicht.
»Ach, Arabella. Du hättest euch wirklich sehen sollen. Das war schon fast ein atemberaubender Anblick, wie ihr da zusammen ausgesehen habt ... er so dunkel und umwerfend, das perfekte Gegenstück zu dir und deiner lebhaften Ausstrahlung. Und wie er sogar dich überragt. Du reichst ihm ja kaum bis zum Kinn -«
Nun ja, da war Arabella ziemlich sicher, dass ihre Augen genau auf der Höhe seiner Lippen waren.
»Ich muss es gestehen«, fuhr Georgiana fort, »es war einfach ein romantischer Anblick. «
Arabellas Tasse kam so heftig auf der Untertasse auf, so dass Tee über den Rand spritzte. In der Absicht, einen Lappen zu holen, um den Tisch sauber zu wischen, stand sie auf. Doch als sie sich umdrehte, um zur Tür zu eilen, stieß sie mit dem Knie an das zierliche Tischchen, auf dem das Teeservice stand.
Der Tisch kippte. Die Teile des
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