Betörende Versuchung
gesagt, es ist erfrischend, eine Frau zu treffen, die keine Angst hat, für sich selbst zu denken und zu entscheiden. Ich fürchte, ich selbst kann niemals meine Zunge im Zaum halten, wenn es angebracht wäre, und habe mir so einen gewissen rechthaberischen Ruf eingehandelt, und das ist dermaßen ... « Wie üblich, gestikulierte sie wild mit den Händen.
» ... ungerecht«, ergänzte Julianna. » Und so ärgerlich! «
»Ja. Ja! Als hätten wir nur ein Ziel im Leben, nämlich zu heiraten und Kinder zu kriegen... Nicht, dass das nicht in Ordnung wäre -, aber ich würde trotzdem gern für mich selbst entscheiden, ohne das mir die Gesellschaft ständig über die Schulter schaut und ihre Urteile abgibt. «
»Oh ! «, rief Ju li anna aus. »Gott sei es gedankt, endlich eine Frau nach meinem Geschmack. Du musst doch diese ganze Angelegenheit mit der >Unerreich< -«
Arabella hob eine Hand. » Bitte, bitte, sprich es nicht aus! «
Als sie schließlich im Salon eintrafen, plauderten sie schon wie uralte Freundinnen miteinander. Ein bisschen von Arabellas Unwohlsein war verflogen. Zum ersten Mal seit dem gestrigen Morgen empfand sie etwas Zuversicht, dass dieses Fest vielleicht doch nicht so eine furchtbare Angelegenheit werden würde, besonders als sie entdeckte, dass Georgiana und ihre Eltern auch anwesend waren. Sie winkte ihr zu, als diese gerade durch den Raum eilte.
Georgianas Miene erhellte sich, als sie Arabella erblickte. »Arabella! Ich bin j a so froh, dass du hier bist! Ich muss zugeben, ich fürchtete bereits, du würdest absagen -« sie hielt inne, als Arabella ihr einen warnenden Blick zuwarf. »Aber es scheint, als habe ich meine Manieren vergessen. Wer ist deine Freundin, Arabella?« Georgiana lächelte Julianna zu.
Arabella stellte sie vor. »Georglana Larwood, Lady Julianna Sterling.«
Georgiana machte einen Knicks. »Lady Julianna, ich bin j a so erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen«, sagte sie schnell.
Doch der Blick, den Arabella und Georgiana ausgetauscht hatten, war Julianna als guter Beobachterin nicht verborgen geblieben.
»Ich hoffe, dein Zögern, hierher zu kommen, hält dich nicht davon ab, die Zeit hierzu genießen. «
»Ich habe nicht wirklich gezögert«, sagte Arabella , »ich hatte die Einladung nur einfach vollkommen vergessen, bis Tante Grace mich gestern daran erinnert hat. «
Neben Juliannas hübschem Mund erschien ein Grübchen. »Gut. Denn ich hätte es gar nicht gut gefunden, wenn du nicht erschienen wärst. Oder dass dein Zögern irgendetwas mit meinem Bruder Justin zu tun hat. Sein Verhalten kann in der Tat abstoßend sein. Ich hoffe, er hat zwei so sympathische Ladys wie euch beide nicht unhöflich behandelt.«
»Oh, zu mir war außerordentlich charmant«, warf Georgiana fröhlich ein.
Arabella hätte sie mit Freude erwürgen können. Sie schwieg.
Juliannas leicht fragender Blick ruhte noch auf ihr. »O j e«, murmelte diese reuevoll, »Arabella, bitte sag mir nicht, dass er sich schon wieder daneben benommen hat. «
Ob, wenn sie wüsste ... Arabella konnte sich gerade noch beherrschen, um nicht die Finger auf die Lippen zu legen, die kribbelten, wenn sie an seinen Kuss dachte.
»Nun«, fing sie an, ohne nachzudenken, »er wird es nicht wieder tun, soviel ist sicher. «
Julianna kicherte. »Das ist die richtige Einstellung. Was immer er auch getan hat, ich hoffe, es war nicht zu ungebührlich. Dem Himmel sei Dank, dass du kein Hasenherz bist. Ich könnte mir sogar vorstellen, du wärst genau die Frau, die ihn in die Schranken zu weisen vermag. «
In diesem Augenblick wurde Julianna von jemandem gegrüßt, der am anderen Ende des Salons stand. Sie hob die Hand und blickte dann wieder zu Arabella und Georgiana. »Die Herzoginwitwe winkt mich zu sich. Am besten, ich gehe gleich zu ihr.«
Sie lächelte Georgiana und Arabella an. »Ladys, es ist eine Freude, euch beide kennen zu lernen. Willkommen in Thurston Hall, und ich hoffe, ihr habt eine schöne Zeit. «
Julianna verließ sie, und die zwei schauten sich an. »Ich mag sie«, sagten beide gleichzeitig, dann lachten sie.
»Ich frage mich, warum sie nicht verheiratet ist«, dachte Georgiana laut.
Genau denselben Gedanken hatte Arabella gerade gehabt.
» Wir sind gemeinsam nach unten gegangen« murmelte Arabella, »und sie erzählte mir ziemlich offen, dass sie als alte Jungfer bezeichnet wird. Sie scheint sehr unabhängig zu sein. Sie hat ihr eigenes Haus in London.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Es
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