Betörende Versuchung
Du hast das so arrangiert, richtig? Aus reiner Gehässigkeit, nehme ich an. Nun, mittlerweile habt Ihr den Punktestand ausgeglichen, Lord der Sünde, und zwar mehr als das, würde ich sagen.«
»Meine liebe Miss Vikarin, ich hege den Verdacht, dass wir beide meiner Schwägerin Devon für die Sitzordnung Dank schulden. Sie hat diese wahnwitzig romantische Vorstellung, dass eine Frau mich zähmen würde. «
»Keine anständige Frau wird dich haben wollen.«
Sie verabscheute ihn. Konnte das etwa noch deutlicher werden? Er konnte ihr Zähneknirschen j a schon beinahe hören.
Mit Mühe zügelte er sein Temperament. »Ja«, gab er verbindlich zurück, »ich glaube, das sagtet Ihr bereits. «
Aber in seinem Innern verspürte er Schmerz. Ihre Ablehnung verletzte seine Seele. So, nun war der Handschuh geworfen, die Würfel gefallen. Sie bot keinen Penny, und er würde keinen setzen.
Jetzt konnte er sein ungehörigstes, schlimmstes Benehmen an den Tag legen.
In gewissen Grenzen, natürlich. Schließlich saßen sie an einer Tafel. Während die Gespräche um sie herum sich um das Wetter, das Theater und die fürchterlichen Straßenverhältnisse zwischen hier und London drehten, drückte er seinen Oberschenkel gegen den ihren. Immer wieder. Er freute sich hämisch daran, wie sie sich versteifte. Als sie um Wein bat, schenkte er sofort nach und wartete dann, bis sie ihm das Glas aus der Hand nehmen musste. Als sie es schließlich tat, fuhr er absichtlich mit einer Fingerspitze über ihre Handknöchel.
Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass ihre Wangen von Röte überzogen waren. Sehr hübsch, dachte er, und die Farbe passte sogar zu der ihres Kleides. Das übrigens -wie ihm bereits aufgefallen war, als sie mit Julianna in den Salon gekommen war - wunderschön war, vor allem in der Art und Weise, wie es sich um ihre vollen, festen Brüste schmiegte und sanft die Figur betonte.
Auch war er nicht der Einzige gewesen, dem das auffiel. Eifersucht überkam ihn, als er bemerkte, wie die Augen von Patrick McElroy aufleuchteten, als Arabella den Salon betrat. McElroy saß jetzt in einiger Entfernung am Tisch, auf derselben Seite wie er und Arabella. So konnte er sie nicht und sie konnten ihn nicht sehen, und das gefiel Justin ganz ausgezeichnet.
Schon als er am Nachmittag gesehen hatte, wie McElroy aus seiner Kutsche gestiegen war, hatte ihn eine unsägliche Wut gepackt. Sofort hatte er Sebastian aufgesucht. Dieser hatte die Einladung ursprünglich an McElroys Vater, den Grafen, geschickt; sie befanden sich gerade in geschäftlichen Verhandlungen, und Sebastian hatte gehofft, sie auf diesem Wege abschließen zu können. Der Graf hingegen schrieb zurück, er sei in dieser Woche leider verhindert und hatte gebeten, dass sein Sohn Patrick an seiner Stelle kommen könne. Sebastian hatte zugestimmt; das Einzige, was er bis dahin von Patrick McElroy kannte, war dessen formelles Auftreten in der feinen Gesellschaft.
McElroy vermochte es in der Tat mit seinem angenehmen Auftreten und Verhalten, Menschen zu beeindrucken. Aber er hatte auch eine andere Seite, die Justin verabscheute. Er konnte auch sehr ungehobelt und vulgär sein. Er besaß einen bösartigen Wesenszug, der keinesfalls zu unterschätzen war. Vor einigen Monaten hatte Justin dies bei einem Boxkampf direkt miterlebt. McElroy hatte seinen Gegner beinahe halb totgeschlagen, und als dieser blutend am Boden lag, musste er zurückgehalten werden, damit er nicht weiter auf ihn einprügelte.
Aber schließlich saß McElroy weit weg, am anderen Ende des Tisches, und Justin wollte sich viel lieber auf die Schönheit neben sich konzentrieren.
Zwischen dem dritten und dem vierten Gang ließ sie ihre Serviette fallen. Er hob sie auf, wobei er seine Hand auf ihrem Schoße ruhen ließ. Ob sie das wohl verwirrte? Er hoffte es sehr.
Die Bestätigung fand er, als er sich dicht zu ihr hinüberbeugte, als wolle er ihr irgendein Geheimnis ins Ohr flüstern. Sie war fast außer sich.
In ihrem Kopf drehte es sich. Sie bedachte ihn mit einem eisigen Blick. »Wenn du vorhast, mir Avancen zu machen -«
Er schenkte ihr ein Lächeln. Seine Lippen waren nur einen Fingerbreit von ihrem Ohr entfernt.
»Meine Liebe«, flüsterte er, »würde ich Avancen machen, dann bekämest du es ganz bestimmt mit. «
Er konnte sowohl sehen als auch hören, wie sie tief einatmete. Er senkte den Kopf noch weiter, so dass sein Atem ihre Schläfe streifte. »Oder verstehe ich etwas falsch? Vielleicht bist ja du
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