Betörende Versuchung
beiseite legte, beobachtete Justin, wie Sebastian die Gläser füllte. Er reichte eines davon Justin und machte es sich in dem anderen Sessel bequem.
Justin trank sein Glas in einem Zug leer, balancierte das leere Glas auf einem Knie aus und schaute seinen Bruder an. »Ich schätze, du wirst jetzt fragen, was ich morgen früh zu tun gedenke.«
»Ich würde mir nicht anmaßen, dir zu sagen, was du tun sollst«, gab Sebastian höflich zurück, »obwohl ich sagen muss« - er hielt inne und sah Richtung Fenster - »diese Terrasse hat schon etwas, besonders im Mondschein und ... mit der richtigen Frau, nicht wahr? «
Justin stöhnte auf. »Himmel, jetzt hörst du dich schon wie die Herzogin an.«
Sebastian verzog belustigt die Mundwinkel. »Und wie meine Frau«, fügte er hinzu.
»Wie es scheint, findest du das alles wahnsinnig amüsant, was?« Mit finsterem Blick hielt Justin Sebastian sein leeres Glas hin.
Sebastian füllte es gehorsam auf. »Ganz und gar nicht.«
Justin starrte in die Flüssigkeit. »Ich habe den Kopf verloren«, murmelte er. »Ich kann niemanden als mich selbst dafür verantwortlich machen. «
»Unglücklicherweise ist das eine Angelegenheit, die nicht einfach so zur Seite geschoben werden kann. Denn ich habe die Vermutung, Arabella ist nicht gerade eine, wie soll ich es ausdrücken, erfahrene Frau. «
»In der Tat nicht«, gab Justin zu.
»Dann kommt noch hinzu, dass die Burwells eine sehr angesehene Familie sind. «
Justin zog eine Grimasse. »Musst du immer so furchtbar logisch sein? «
Sebastian zuckte mit den Schultern. »So wie ich das sehe - entweder heiratest du sie, oder nicht. So einfach ist das eigentlich. «
Es ist alles andere als einfach!, hätte Justin beinahe dagegengehalten.
»Aber wenn es dir nicht danach ist, sie zu heiraten«, fügte Sebastian fröhlich hinzu, »würde ich sagen, wird es nicht lange dauern, bevor ein anderer das tut. Wie ich hörte, hatte sie schon drei Anträge. «
Nicht drei, sondern vier! Justin biss sich auf die Lippe, um den Mund zu halten und sah Sebastian vernichtend an. Er biss die Zähne zusammen. Verdammt noch mal, er konnte es nicht ausstehen, sich gezwungen zu fühlen. Welcher Mann fühlte sich schon gerne so? Aber es war genauso, wie er gerade zu Sebastian gesagt hatte. Er hatte den Kopf verloren. Das Mindeste War, j etzt ehrlich zu sich selbst zu sein! In j enem Augenblick, im Mondlicht, gefangen in der Dunkelheit, hätte ihn keine Macht der Welt davon abhalten können, Arabella in die Arme zu schließen. Sie auf die Lippen zu küssen, die so verführerisch süß und weich gewesen waren. Zu schmecken ... zu berühren ... Und wenn Grace und Georgiana sie nicht unterbrochen hätten, dann hätte er sie weiter geküsst und weiter berührt und angefasst, hätte nicht aufhören wollen oder können ...
Er nahm einen Schluck Brandy. »Sebastian. « Er sprach leise, ohne seinem Bruder in die Augen zu sehen. »Was ist, wenn ich sie verletzt habe? «
»So darfst du nicht denken«, antwortete Sebastian bestimmt.
Justin schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht anders. Sebastian, ich ... « Er verstummte; in seinem Kopf wirbelte alles durcheinander. Er zögerte und kämpfte gegen das ungewohnte Gefühl der Unsicherheit in seinem Inneren.
Ein Flackern zeigte sich in Sebastians Augen. »Du denkst an Vater, nicht wahr? « , fragte er ruhig.
»Ja.« Das Wort blieb ihm beinahe im Halse stecken. Er sollte es Sebastian sagen, dachte er. Lieber Gott, war es nicht Zeit, dass Sebastian wusste, dass er, Justin, ihren Vater umgebracht hatte? Etwas Düsteres und Trostloses begann von ihm Besitz zu ergreifen. Eine Bitterkeit breitete sich in ihm aus, und die Worte wollten nicht über seine Lippen kommen.
»Was auch immer du gerade denkst«, erklärte Sebastian mit sanftem Nachdruck, »vergiss es. Vater und Mutter haben sich ihre Hölle selbst geschaffen. Es hatte nichts mit uns zu tun. Das weißt du doch sicher. «
Es hatte nichts mit uni zu tun. Etwas regte sich in ihm. Und wenn doch? Wenn Sebastian Unrecht hatte?
»Sebastian«, sagte er tonlos. »Hast du dich j emals gefragt ... ob Mutter ... und Vater ... ob wir, wir drei - du, Julianna und ich -« Er spannte den Kiefer an. »Ach, zur Hölle. Vergiss es. Vergiss, was ich gesagt habe. «
Sebastian schaute ihn lange und durchdringend an. »Was immer es ist, dass dich nicht loslässt, Justin - wir können es nicht ungeschehen machen, nichts von alledem. Als wir klein waren, gab es Tage, die ich liebend gern
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