Betörende Versuchung
und ihr Leben würde für immer verändert sein. Diese Schritte waren zugleich die schwersten und die leichtesten, die sie je tun sollte.
Reverend Lynch räusperte sich. »Verehrtes Brautpaar«, hob er an, »wir sind hier versammelt im Angesicht Gottes ... «
Der Rest der Zeremonie ging wie im Traum an ihr vorüber. Das Nächste, was sie mitbekam, war, als Reverend Lynch sich an Justin wandte.
»Willst du, Justin Sterling, die hier anwesende Arabella Templeton als deine Ehefrau lieben und ehren, und die Ehe mit ihr nach Gottes Gebot und Verheißung führen, in guten wie in bösen Tagen, bis dass der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, ich will. «
»Ja, ich will. «
So ruhig sein Tonfall auch war, waren doch unterschwellig Ernsthaftigkeit und klare, eindeutige Überzeugung herauszuhören, so dass Arabella für einen Augenblick überwältigt war. Reverend Lynch sprach schon wieder weiter, aber sie nahm es kaum wahr. Wahrhaftig, wenn man weder den Mann noch seinen Ruf kannte, wäre es ein Leichtes zu glauben, er habe ein jedes Wort so gemeint!
Reverend Lynch schwieg.
Fast schon zu spät bemerkte sie, dass nun sie an der Reihe war. Ihre Hände begannen zu zittern. Das kleine Rosenbouquet, das sie in der Hand hielt, verrutschte, so dass die Rosen hörbar die Seide ihres Brautkleides streiften.
Das war aber auch das einzige Geräusch im Raum.
Arabella konnte nicht anders. Ihr Blick huschte zu Justin. Er sah zu ihr herab, eine dunkle Braue arrogant gewölbt und mit einem Funkeln in seinen smaragdgrünen Augen. Wie eine stille Herausforderung.
Sie reckte das Kinn. »Ja, ich will«, hörte sie sich wie im Rausch sagen - um sich sofort zu fragen, ob sie genauso zittrig und verschreckt, aber auch freudig erregt geklungen hatte, wie sie sich fühlte.
Dann hörte sie nur noch, wie der Reverend Justin aufforderte: »Ihr dürft die Braut j etzt küssen. «
Es war vollbracht.
Justin wandte sich ihr zu. Sie nahm lediglich seine funkelnden grünen Augen wahr, dann spürte sie nur noch seine festen Arme um sich. Er gab ihr einen Kuss, der ihr sowohl den Atem als auch das Herz stahl und tausende kleine Schauer über ihre Haut sandte. Würde es immer so bleiben?, fragte sie sich schmerzvoll. Sie hoffte es. Sie betete darum.
Es rotierte noch immer in ihrem Kopf, als er schließlich den Kopf hob. Sie blinzelte zu ihm auf. »Oh, j a«, flüsterte sie, ohne nachzudenken.
Er warf den Kopf in den Nacken und lachte, der Schuft, so dass es alle hören und sehen konnten ! Arabella bedachte ihn umgehend mit einem Blick, von dem sie hoffte, er möge angemessen tadelnd sein.
Unbeeindruckt, wie er blieb, schockierte er sie vollends, indem er begann sie noch mal zu küssen - genauso stürmisch wie zuvor.
Als sie dieses Mal hinterher die Augen öffnete, hörte sie die Umstehenden applaudieren!
Arabella spürte, wie die Hitze ihren ganzen Körper ergriff. »Du bist ein Lüstling«, schalt sie ihn, j edoch ohne wütend zu sein.
Er schob ihre Finger in die Beuge seines Ellbogens.
»Nun, ich habe dich gewarnt, oder etwa nicht? «
Später erwartete sie ein feierliches Dinner. Als man schließlich beim Hauptgang angelangt war, hatte sich Onkel Josephs steife, formelle Haltung Justin gegenüber deutlich gelockert. Darüber war Arabella sehr erleichtert. Doch kaum, dass sie es bemerkte, war das Dinner vorbei,' und es wurde Zeit für die Gäste zu gehen.
In der Eingangshalle versammelte sich die Familie, um ihnen alles Gute zu wünschen. Es war eine lebhafte Szene. Die Zwillinge j uchzten und sausten mal hier-, mal dorthin, zusammen mit den Weinen von Arabellas Cousinen. Es gab viel Gelächter und Spaß. Tante Grace war die Letzte, die zu ihnen trat. Sie lächelte, und in ihren Augen blitzte es. In der Hand hielt sie ein kleines Taschentuch.
Beim Anblick der Tränen ihrer Tante erfüllte Arabellas Brust ein heißer Schmerz. Mit verschwommenen Augen streckte sie ihr die Arme entgegen und legte das Gesicht an den Kopf der Tante. »Tante Grace«, flüsterte sie ihr mit einem kleinen Schluchzer ins Ohr, »es tut mir so Leid, dass du keine Gelegenheit mehr hattest, eine große Hochzeit zu planen. «
Grace drückte sie fest an sich. »Ist schon in Ordnung, Liebes«, flüsterte sie zurück, nur für Arabellas Ohr bestimmt. »Du kannst es wieder gutmachen, indem du mir zugestehst, die Taufe deines Erstgeborenen zu organisieren.«
Justin stand mehrere Schritte hinter ihnen und unterhielt sich mit Sebastian. In genau diesem Augenblick sah er zu
Weitere Kostenlose Bücher