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Betongold

Betongold

Titel: Betongold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Westerhoff
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erreichen, war aber nur die Mailbox dran. Versuchen Sie es weiter. Ich fahre jetzt nach Hause.«
    Kunkel fuhr zu einem Supermarkt und kaufte außer der Handykarte noch Spaghetti, Schinken, Sahne, Käse und Eier. Er hatte Lust auf Spaghetti Carbonara mit viel Parmesan. Er fand nach einigen Runden um die Feldbergstraße einen Parkplatz in der Wiesenau und lief nach Hause. Kein Geräusch war aus Tobis Zimmer zu hören, kein Deutschrapper am Start, stattdessen lag er im abgedunkelten Zimmer auf der roten Couch.
    Â»Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Migräne hast? Hast du eine Tablette genommen?«
    Â»Ja.«
    Â»Und geht es jetzt?«
    Â»Ja.«
    Â»Dann ruh dich aus, ich koche jetzt was.«

    Es klingelte an der Wohnungstür. Nicht auch das noch, dachte Kunkel und beeilte sich zur Tür zu kommen. Probst, sein Nachbar von unten stand mit ernstem Gesicht vor ihm. Kunkel musste unvermittelt grinsen. »Was gibt’s?«
    Â»Ich muss mit Ihnen reden, Herr Kunkel, Ihr Sohn macht die Musik so laut, dass wir davon Kopfschmerzen bekommen und außerdem lässt er nachts den Toilettendeckel so laut fallen, dass meine Frau davon wach wird.«
    Â»Wenigstens macht er ihn nach oben.«
    Â»Wenn das so weitergeht, muss ich mich bei der Hausverwaltung beschweren.«
    Â»Wegen eines Klodeckels? Warum gehen Sie nicht gleich zur Polizei und zeigen ihn an?«
    Â»Aber …?«
    Â»Und im Übrigen«, sagte Kunkel, bevor er die Tür wieder schloss, »Wenn Sie mit der Hausverwaltung sprechen, sagen Sie denen auch, dass ich mich darüber beschweren werde, dass sie Ihre Küchentür im Stromkeller abgestellt haben, obwohl das nicht erlaubt ist, und dass Ihre Frau sich bereits morgens um sechs mit ihrer Krächzstimme in unbändiger Lautstärke mit der Nachbarin von gegenüber unterhält. Schönen Abend noch.«
    Wenn ich einmal so werden sollte, erschieß ich mich, dachte er und stellte erst jetzt fest, dass er noch die Pistole in seinem Schulterhalfter trug. Er packte die Pistole in den Tresor und ging in die Küche.
    Nachdem er Lady Jeremy etwas zu fressen gegeben hatte, machte er sich an die Zubereitung der Spaghetti. Dieses Mal ließ er sich nicht ablenken, erst als die Soße fertig war und die Nudeln kochten, stellte er sich auf den Balkon und zündete sich eine Zigarette an. Es war noch kälter geworden. Der Einzug der sibirischen Kaltfront mit bis zu minus 20 Grad hatte einige Hausbewohner dazu veranlasst, ihre Balkonpflanzen in Winterkleidung einzupacken. Kunkel betrachtete amüsiert die skurrilen Gebilde aus hellbraunem Leinensack und Plastikfolie.
    Die Spaghetti waren al dente, was er durch den Wurf einer Nudel an die Kachelwand in der Küche festgestellt hatte. Er setzte er sich an den Biertisch und genoss die Ruhe in der Wohnung, während er sich seinen Lieblingsnudeln widmete. Es sind doch die einfachen Dinge, die einen zufrieden machen. Er wurde müde und beschloss den Journalisten erst am nächsten Tag anzurufen. Er mischte die restlichen Nudeln mit der Soße und stellte sie auf den Herd, sodass Tobi sie sich in der Mikrowelle warm machen konnte, wenn er später Hunger hatte.
    Paul legte sich in seinem Zimmer aufs Bett und schaltete den Fernseher ein. Eines der Hauptthemen war immer noch oder schon wieder die Verzögerungen beim Bau des Berliner Flughafens. Mittlerweile war der Eröffnungstermin zum dritten Mal verschoben worden. Ein Desaster für die verantwortlichen Politiker, für die Länder Berlin und Brandenburg, für die gesamte Bundesrepublik, denn diese Drei waren die Gesellschafter des Projektes. Immer neue Baufehler wurden veröffentlicht und der Druck zur Aufklärung wuchs. Das ist aber heute nicht mehr mein Thema, beschloss er und schaltete aus. Wenig später war er eingeschlafen.

Freitag
    Von Hainburg saß bereits um 6.30 Uhr am Frühstückstisch in seiner Villa im Berliner Nobelviertel Dahlem. Es gab Rührei mit Speck und Würstchen, dazu eine Kanne starken Kaffee. Rührei mit Speck und Würstchen gönnte er sich immer, wenn er ohne seine Frau frühstückte, da sie ihn immer mit vorwurfsvollem Blick an seine Cholesterinwerte erinnerte, wenn er sie bei ihrer Hausdame bestellte. Seine Frau war für ein paar Tage zu ihrer Tochter nach Münster gefahren, die dort studierte.
    Während der zweiten Tasse Kaffee überflog er kurz die Wirtschaftsteile der

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