Betongold
Nachricht. Kein Phantombild von Patrick Langer. Die waren auch schon mal schneller, dachte sie. Hab halt nicht mehr den Zugriff wie früher. Sie schickte dem betreffenden Kollegen eine nette Erinnerungsmail.
Dann schrieb sie eine SMS an Paul: »
Hallo Paul, danke für Deine Nachricht. Habe leider noch keine Info von den Kollegen wg. des Phantombildes. Pia ist zwei Wochen krankgeschrieben und ich kann hier nicht so gut weg. Melde Dich doch mal, dann können wir alles besprechen. Viele GrüÃe Juliane.«
Dann ging sie doch laufen, warm eingepackt in mehrere Fleecepullis und eine rote Wollmütze, bewaffnet mit ihrer Lieblingsmusik. Sie lief nur eine kleine Runde, der kalte Wind blies ihr kräftig ins Gesicht. Nach zwanzig Minuten kam sie wieder zuhause an, legte sich in die heiÃe Badewanne und lieà alle Sorgen untertauchen. Heute würde sie nichts mehr machen, nur noch gemütlich auf der Couch rumlümmeln. Eingemümmelt in Ihre Lieblingsdecke, dazu ein gutes Buch und Glas von dem leckeren WeiÃwein, den ihre Freundin von dem benachbarten Weingut mitgebracht hatte und alle Männer der Welt konnten sie mal gerne haben.
Sie war schon wieder weg. Hatte angeblich einen Termin zur Wohnungsbesichtigung. Und das am Sonntag. Warum sagte sie nicht, in welcher StraÃe? Dann könnte er zumindest dorthin fahren und es kontrollieren. Irgendwo in Charlottenburg sollte es sein. In Ihrem Terminkalender hatte sie auch nichts vermerkt. Das hatte er schon gecheckt, als sie im Bad war. Und warum nahm sie immer ihr Handy mit ins Bad. Das war nicht normal. Bestimmt schrieb sie ihm von da eine SMS, wo sie sich treffen sollten? Irgendein Hotel, oder vielleicht bei ihm? Er musste es rausfinden. Rausfinden, wer er war, dieses Schwein, der seine Freundin bumste. Und sie tat, als ob nichts gewesen wäre, wenn sie nach Hause kam. Dabei spürte er die Entspannung, die von ihr ausging, wenn sie wieder zurückkam. Wie letzten Samstag. Ihr Haar war noch zerzaust und das konnte nicht am Wind gelegen haben. Das waren eindeutig seine Dreckshände. Angeblich war sie mit einer Freundin verabredet. Lachhaft. Warum sagte sie ihm nicht den Namen. »Du kennst sie nicht«, hatte sie nur gesagt. »Eine alte Schulfreundin.« Warum musste sie sich mit einem anderen verabreden, wenn sie doch ihn hatte. Reichte er ihr nicht mehr. War er ihr nicht mehr gut genug. Das würde sie ihm heimzahlen. Wenn er sie doch nur erwischen könnte. In flagranti. Ich müsste abwarten, sie in Sicherheit wiegen, sonst würde sie noch vorsichtiger, machte keine Fehler. Vielleicht sollte er ihren Chip austauschen. Dann bekäme er es raus. Ja vielleicht. Ich könnte ja schon mal ein Prepaidhandy kaufen.
Mittwoch
Polizeirat Wolfgang Gärtner hatte um 8.00 Uhr eine Teambesprechung angesetzt. Kunkel sollte von den Ermittlungsergebnissen aus Berlin berichten und es gab auch weitere Neuigkeiten von der Spurensicherung. Paul war etwas schwerfällig aus dem Bett gekommen und erreichte erst kurz vor acht das Präsidium. Er hatte noch lange mit Tobi beim Italiener gesessen und der eine oder andere Grappa war auch durch seine Kehle geflossen. Er hatte nicht damit gerechnet, so früh schon wieder im Einsatz zu sein; die SMS von Gärtner mit dem Termin hatte er erst gelesen, als sie gegen elf von Pino wieder zuhause waren.
» Na prima, er denkt wohl, ich habe in Berlin nur Urlaub gemacht.«
Dann hatte er noch die SMS von Juliane gelesen. Er sollte sich melden. Aber jetzt noch anrufen? Um elf, mit drei Gläsern Wein und einigen Grappas in der Blutbahn? Das war keine gute Idee. Obwohl? Nein, das macht man nicht.
Die Vernunft siegte.
Als Kunkel das Besprechungszimmer betrat, wurde er von den Anwesenden Lakmann und Nicolic, die bereits an Ihrem Kaffee nippten, freudig begrüÃt.
»Na, wie warâs in der alten Heimat?« »Steht die Hauptstadt noch?« »Erbarme, zu spät, die Hesse komme.«
»Euch auch einen guten Morgen, Kollegen«, antwortete er nur kurz und hoffte, damit die Fragen im Keim zu ersticken. Wäre der Chef schon da gewesen, hätten sie sich das nicht erlaubt, dachte er. In diesem Moment betrat auch Wolf das Revier; augenblicklich veränderten sich die Gesichter.
»Guten Morgen Kollegen, gibtâs Kaffee?« Lakmann schenkte seinem Vorgesetzten eine Tasse ein.
»Ich habe gestern einen schönen Satz gelesen«, begann Gärtner die Besprechung.
»Es
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