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Betreutes Trinken

Betreutes Trinken

Titel: Betreutes Trinken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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Gunnar viel schneller wieder hier als mit dem Bummelzug. Und der kann ja auch bestimmt eine neue Bühne bauen, schon morgen. Er hat ja Architektur studiert, ein wenig. Alles fügt sich, warum bin ich dann so wütend? Es ist die Eifersucht, die in mir emporkriecht. Katja leiht mir nur im äußersten Notfall ihr Auto. Und so dringend war Gunnars Zahnarztbesuch nun auch nicht, der Eckzahn ist eine rein kosmetische Angelegenheit. Das merkwürdige Gefühl im Magen wird nicht besser, sondern schlimmer. Ich frage mich nicht nur, warum Katja Gunnar ihr Auto geliehen hat, sondern auch noch: Wann? Einerseits will ich sie fragen, andererseits möchte ich nicht schon wieder von ihr darüber belehrt werden, wie erwachsene Menschen ihren Alltag zu regeln wissen. Ich will gar nicht mehr darüber nachdenken und bekomme die Chance dazu.
    »Mädels, ich muss euch was zeigen. Jetzt.«
    Nichts kann eine bevorstehende Grundsatzdiskussion über Notfälle besser im Keim ersticken als ein ebensolcher. Marie lächelt nicht. Sie blickt hochkonzentriert auf ihre Hand, in der sie eine Flasche hält. Der antike ›Bärenfänger‹. Sie schaut von Katja zu mir, um sicherzugehen, dass sie unsere volle Aufmerksamkeit genießt. Dann streckt Marie ganz langsam den Arm aus und lässt die Flasche los. Sie fällt nicht, sondern bleibt an ihrer Hand kleben. Sekundenlang, bis Marie die Hand wieder schließt und verkündet: »Männer sind … solche … solche …«
    Gut, dass wir Marie nie bei einer großen Samstagabend-Fernsehshow angemeldet haben. Den perfekten Bühnenmoment hat sie versaut, Katja souffliert nachträglich: »Drecksäue«.
    Marie schüttelt den Kopf und rettet mit einer unerwarteten Wendung den Auftritt. Sie nimmt einen Schluck aus der Flasche. Schmatzend lässt sie uns wissen: »Nein, ich wollte sagen: Männer sind solche Pussys.«
    Marie beendet den Gig mit einem Feuerwerk. Im hohen Bogen schleudert sie die Flasche auf den Altglashaufen. »Treffer.« Aber ihre sportlichen Erfolge vermögen sie nicht heiterer zu stimmen.
    Wir sind erwachsene Frauen. Wir haben keine Mädchenprobetage nötig, wir wissen längst, was zu tun ist, wenn eine von uns männermüde ist. Katja und ich bilden den Chor der Klageweiber: »Wem erzählst du das, Schwester? Mein Andi ist … war … ach, du kennst ihn ja.« Um Katja aus der Bredouille zu holen, warte ich mit einem aktuelleren Fall auf: »Gunnar hat fast geweint, bevor er sich am Sonntag endlich einen Besen geschnappt hat.«
    Wir verstummen. Keine guten Beispiele, die wir da gewählt haben, nicht für das Pussytum von Männern. Schließlich hat Gunnar sich doch mächtig ins Zeug gelegt, und Andi wollte sich zumindest volltrunken mit Toddy prügeln. Immerhin, wir haben Marie zum Lächeln gebracht: »Ihr Süßen, ich spreche nicht von romantischen Verwirrungen. Ich rede von Albert. Er hat seine ganzen DJ-Schichten wieder abgesagt, weil er arbeiten muss. Schreiben, nachts, dass ich nicht lache.« Tut sie auch nicht, sie flucht weiter: »Tja, und über unseren Holger muss ich euch wohl nichts erzählen. Ach übrigens Katja, die Barhocker sehen super aus, danke.«
    Obwohl Katja gerne gelobt wird, ist ein freundliches Wort von Marie ungewohnt für sie, sie will lieber wieder über Scheißkerle reden: »Ach, wo du es ansprichst: Toddy kann heute nicht. Aber Linda kommt.«
    Marie schnauft: »Hat er wenigstens angerufen oder nur eine SMS geschickt?«
    »Er hat’s bei Facebook gepostet«, gibt Katja zu.
    Was tut die moderne Frau in so einer Situation? Einen kleinen Prosecco auf den Schrecken trinken, dann shoppen gehen? Vielleicht gönnt sie sich eine Farbberatung oder eine Thai-Massage? Im Anschluss zum Lieblings-Portugiesen, wo einstimmig beschlossen wird, jetzt erst recht öfter ins Fitnessstudio zu gehen? Nein, bloß nicht, das endet doch nur damit, dass man am Ende des Abends barfüßig und rothaarig um eine Tanzfläche kreist.
    »Lass uns zum Baumarkt fahren«, schlägt Marie vor, »da kann man sich doch bestimmt einen Vorschlaghammer leihen, oder?«
    »Das Auto ist nicht da«, erklärt Katja diesen Plan für gestorben.
    »Dann nehmen wir uns halt ein Taxi«, bestimme ich, »Großraum.«
    Meine Freundinnen nicken entschlossen. Trotzdem fällt mir die Aufgabe zu, die frisch aufgemotzten Barhocker mit Plastikfolie einzuwickeln, während Marie und Katja das schwere Gerät besorgen. Jean und Harlow, im Team mit der Superzahnlücke, sind einfach überzeugender, wenn es darum geht, Männern ihr Werkzeug

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