Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Betreutes Trinken

Betreutes Trinken

Titel: Betreutes Trinken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
Vom Netzwerk:
natürlich.
    »Ist egal«, spricht nun die Stimme der Vernunft aus mir, »wir sehen uns morgen?«
    »Oder übermorgen. Weiß nicht, wie lange es beim Zahnarzt dauert. Schlaf gut, Süße.«
    »Du auch. Süßer.«
    Ich werde ins Bett geschickt, mit Süßkram, aber ohne Gute-Nacht-Kuss. Das wird die Super-Nanny nicht gerne hören. Oder ist Kai Pflaume für solche Fälle zuständig? Wo kann man eigentlich neue Sendeformate vorschlagen, ich hätte da was in Petto: »Rein in die Schulden, pleite in acht Wochen.«
    Statt meines Telefons sollte ich ganz eindeutig meinen Fernseher abschaffen.

XXVIII
    W enn ich frei habe, wache ich automatisch um sieben Uhr auf. Und der frühe Vogel hat einen ziemlich kapitalen Wurm aus dem Erdreich gefördert.
    Ich darf die Katze der Nachbarin jeden Tag füttern, zwei Wochen lang. Dafür gibt es zwanzig Euro sowie unbegrenzte Trocknernutzung.
    Ich nutze das schamlos aus. Wasche alles, was ich besitze, sogar den Duschvorhang. Vielleicht sollte ich meine Freunde anrufen und sie bitten, ihre nasse Wäsche vorbeizubringen, welche ich dann gegen einen geringen Obolus trocknen würde?
    Um zehn hole ich zwei Wollpullover aus der Trommel, die ich Kira stiften könnte. Sie passen jetzt bestimmt den Kickerfiguren.
    Auf der gefalteten Wäsche wälzt sich die Katze. Dokis kleine Reinigung macht dicht, für heute, für immer. Auch als Tierbändigerin versage ich kläglich, erst um halb elf kann ich ein Shirt aus dem Stapel erbeuten, das die Kratzer auf meinen Armen leidlich bedeckt.
    Wenn ich jeden Tag zwei Zukunftsberufe für mich ausschließen kann, bin ich in drei Wochen durch mit der Auswahl und mache einfach das, was übrigbleibt. Frührentnerin klingt verlockend.
    Ein Blick in den Spiegel beruhigt mich: »So kannst du losgehen, Frau Kindermann, du hast das perfekte Outfit gewählt, um deine Kneipe zu putzen.«
    Ich springe für Holger ein. Die SMS von ihm werde ich in jedem Fall speichern.
    » Huhu Doki. Kannst du das DH für mich putzen? Hatte vergessen, dass ich arbeiten muss. Danke dir, Holle .« Die werde ich als den Beamten-Witz des Tages bei einer entsprechenden Zeitung einreichen.
    Die Nachbarin hat mir sogar ihr Fahrrad geliehen, also radle ich pfeifend die Straße hinunter durch den sprühenden Mairegen. Die Nachbarin ist reich, ich sage nur: Hochleistungstrockner, Rassekatze. Ihr Gefährt ein schicker Beach-Cruiser. Ich fühle mich wie ein sehr cooler Biker, der gleich einen sehr schmutzigen Job zu erledigen hat. Hoffentlich nicht ganz so schmutzig wie am Sonntag.
    Als ich den Schlüsselbund aus der Aussparung in der Restmülltonne angeln will, finde ich ihn nicht. Ich taste in der anderen Tonne. Nichts. Mir wird leicht blümerant. Sollte ein Einbrecher unser grenzgeniales Versteck ausspioniert haben? Ist er jetzt in der Kneipe? Und klaut Schnaps? Ich drücke die Türklinke vorsichtig. Die Tür öffnet sich laut quietschend. Sollte ich die Polizei alarmieren? Zu spät, ich muss bluffen: »Ich gehe jetzt rein«, rufe ich, und füge routiniert hinzu, »Gib mir Feuerschutz, Kollege.«
    Der Geruch von scharfem Desinfektionsmittel sticht mir in die Nase, bevor ich Katjas Stimme höre: »Komm rein, du Kasper!«
    Beschämt folge ich dem Aufruf meiner besten Freundin. Angetan mit einem Piratenkopftuch und passendem Streifen-Shirt winkt sie mir zu: »Gutes Timing, ich bin gerade fertig.«
    Das »Dead Horst« ist nicht nur sauber, sondern rein. Und irgendetwas anderes ist neu. Wenn ich der frühe Vogel bin, ist Katja ein gedopter Uhu. Sie hat die Barhocker mit Zebrafell bezogen.
    »Sieht gut aus«, beglückwünsche ich sie.
    »Vorsicht, nicht auf die Theke lehnen«, warnt sie in letzter Sekunde, »ist frisch lackiert.«
    Unauffällig sehe ich mich nach dem Kickertisch um. Zu meiner Erleichterung kann ich feststellen: Die Jungs wurden nicht verkleidet oder angestrichen. Aber Katja ist auf einem ganz ähnlichen Laberflash gelandet wie Kira: »Tja, wir fanden, das musste mal gemacht werden. Ein bisschen frischer Wind, mal die Schnäpse aussortieren, die eh niemand trinkt. Wusstest du, dass wir ›Bärenfänger‹ hatten? War eher ein Fruchtfliegenfänger, ha! Ein neuer Herd ist auch schon bestellt, und für die Toilette kommt morgen jemand vorbei. Ich hoffe, der Typ ist fertig bis acht, denn wir haben jetzt ja auch jeden Mittwoch geöffnet, also morgen auch, quasi …«
    Quasi. Rückwärts von zehn bis null runterzählen: »Habt ihr das mit Raffi abgesprochen?«, erkundige ich mich, gar nicht um einen

Weitere Kostenlose Bücher