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Betreutes Trinken

Betreutes Trinken

Titel: Betreutes Trinken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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Chinesisch, Alter!«
    Vladimir sorgt für Ruhe im Saal: »Nun lasst ihn reden aus!«
    Zu Olaf gewandt knurrt er: »Nun Olaf, mach weiter für normale Leute, nicht Zirkus für Fuzzis von Weltbank, kannst du?«
    Selbst die blöde Linda lacht. Olaf wendet sich gekränkt ab, und unser Holger übernimmt dankenswerterweise das Zepter.
    »Also Leute, was Olaf sagen wollte, ist: Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Wir haben das durchgerechnet, und wenn alle mitmachen, können wir Raffi helfen. Und Marie natürlich.«
    Er sucht den Blick der Angebeteten, die lächelt schwach. Gut, Holger wäre damit geholfen, er kann jetzt glücklich sterben. Aber er soll uns erst noch den Plan erklären: »Wir müssen also die Kneipe retten, wenn wir Raffi retten wollen.«
    »Wahre Worte aus dem Munde eines Finanzbeamten, halleluja«, murmelt Katja, Vladimir blickt sie strafend an, Holger greift seinen Faden wieder auf und strickt ihn gar nicht mal so schlecht weiter: »Daher müssen wir den Laden unbedingt am Laufen halten, solange Raffi weg ist.«
    »Und danach auch, ohne ein Konzept der Nachhaltigkeit kann man in diesen Zeiten nicht konkurrenzfähig bleiben«, wirft Olaf ein, Vladimir übersetzt: »Ja, schon klar, aber erst mal Notfallplan erklären, okay?«
    Holger blüht auf, er vergisst sogar, seine Brille abzunehmen, als er von seinen Notizen abliest: »Also, ich habe den Arbeitsplan für die nächsten sechs Wochen hier liegen. Die üblichen Thekenschichten teilen sich Toddy und Marie. Zudem hat sich Linda bereit erklärt, auszuhelfen. Dankeschön dafür.«
    Katja und ich werfen uns verstohlene Blicke zu. Linda? Bevor die hier anfängt, sollten wir vielleicht doch lieber gleich das »Dead Horst« schließen.
    »Aber es wäre tatsächlich effektiver, wenn wir eine oder zwei zusätzliche Bedienungen einstellen würden. Dann könnten wir auch jeden Mittwoch öffnen. Allerdings müssten die bereit sein, erst mal für wenig Geld zu arbeiten«, führt Holger weiter aus, »sonst rechnet sich das nicht.«
    »Ich übernehme den Mittwoch«, meldet sich Katja, »und einen Samstag.«
    Wir sehen sie fassungslos an: »Hey, ich bin eine ungebundene Frau, ich habe Nachtfreizeit und kann mir einen korrekten Stundenlohn mit Trinkgeld zurechtflirten. Hat jemand was dagegen?«
    Toddy sinkt still auf seinem Stuhl zusammen, aber die Zustimmung kommt von höchster Stelle: »Danke, Katja. Wären sechs Euro die Stunde okay?«, fragt Marie, und Katja erwidert kokett: »Ich mach’s für fünf.«
    Keiner der anwesenden Herren reagiert auf diese Steilvorlage mit einem süffisanten Kommentar. Krise als Chance für werdende Gentlemen.
    »Gebongt«, sagt Marie, und Linda haut auf die Theke: »Okay, dann will ich auch nur fünf Euro. Aber ich mache den ersten Samstag im Monat. Und den letzten«, keift sie, Katja keift besser: »Oh, bitte, das ist heute, kannst gleich anfangen.«
    »Mach ich auch, wirst schon sehen. Und heute will ich nur das Trinkgeld.«
    Der feuchte Traum eines jeden Arbeitgebers hat sich an unserer Theke manifestiert, Vladimir weckt uns unsanft: »Ja, sehr gut, alle schönen Frauen machen schön Theke, prima, aber wir brauchen Leute für Dinge, die nur Raffi sonst kann.«
    »Umfallen?«, fragt Gunnar, und mir scheint, dass Vladimir ihn noch viel großzügiger mit seinem bösen Blick beschenkt als das übliche Stammpublikum. Nicht der Beginn einer großartigen Männerfreundschaft.
    »Nein, ich meinte an der Tür stehen. Wenn Konzert ist. Einmal in der Woche. Zum Beispiel.«
    »Ich tu’s!«, rufe ich, Vladimir brummt mir zu: »Danke, ich wusste.«
    Gunnar guckt jetzt so böse, wie er kann, aber den Meister kann er damit nicht beeindrucken. Sie kämpfen um mich, juhu, und das noch, während die schönsten Frauen der Stadt sich darum streiten, für weniger Geld als die andere arbeiten zu dürfen.
    »Also Vladimir, entschuldige, Raffi hat doch bestimmt nicht nur die Tür gemacht, ich meine, jemand muss doch die Bands buchen, die Bühne aufbauen, den ganzen Kram, oder?«, flötet Gunnar.
    »Ja, richtig«, Vladimir sieht ihn herausfordernd an: »Und, willst du das vielleicht übernehmen für ein paar Wochen, Bürschchen?«
    Es ist diese Stimme und die Betonung, der Akzent. Wenn Vladimir »Bürschchen« zu jemandem sagt, was er äußerst selten tut, klingt es nur etwas beleidigender als »Motherfucker«.
    Zum Glück hat sich mein Gunnar nie durch so etwas herausfordern lassen. So ein Affront prallt einfach an ihm ab, da ist er wie ein

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