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Betreutes Trinken

Betreutes Trinken

Titel: Betreutes Trinken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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Kleie-Müsli? Du kanntest doch schon das Wort Ballaststoffe, bevor die erfunden worden sind.«
    Und dafür hast du jetzt Haarausfall, will ich noch hinzufügen, aber soweit sind wir noch nicht wieder in unserer Beziehung. Keine Schläge unter die Gürtellinie, solange man nackt im Bett liegt, auch nicht, wenn man sich eine halbe Ewigkeit kennt.
    »Ich meinte das nicht aufs Essen bezogen«, erklärt Gunnar, »sondern auf Sex.«
    »Oh. Hm. Lass mich erst die Schoki essen, dann habe ich vielleicht die Energie …«
    Aber als Gunnar mich so ansieht, lasse ich die Tafel wieder sinken.
    »Doris, ich meinte das anders. Bei mir ist es jetzt wirklich eine Weile hergewesen.«
    Das ist Musik in meinen Ohren, sprich weiter, immer weiter, bitte.
    »Ich wollte sagen, das letzte Mal, dass ich was mit einer Frau hatte, war – mit dir.«
    »Ja, natürlich.« Was soll man auch sonst zu einem Mann sagen, der unbekleidet und rechtschaffen erschöpft neben einem liegt? Aber dann klingelt das Alarmglöckchen doch noch.
    »Wie lange bist du schon mit deinen Finnen unterwegs?«, frage ich vorsichtig und fische mit den Füßen nach der Bettdecke.
    Aber Gunnar kommt mir zuvor, er steht auf und reißt die Decke mit sich. In seine Snoopy-Toga gehüllt schreit er mich an: »Hey, Doris Kindermann, ich versuche gerade, dir zu sagen, dass du die Einzige warst, okay? Der einzige Mensch überhaupt, wenn du es genau wissen willst!«
    Ich ziehe ihn ganz behutsam wieder zurück ins Bett, und fange an ihn zu küssen. Damit er still ist und ich nicht reden muss. Was sollte ich auch sagen? Dass mir das nach der fantastischen Vorabend-Vorstellung nie aufgefallen wäre? Dass es mir leid tut, dass er die beste Zeit seines Lebens an mich verschwendet hat? Oder in Gedanken über mich? Im Gedenken an mich? Habe ich Gunnar verhext, ihn verflucht, durch all die furchtbaren Szenen, die ich mir ausgemalt hatte, was unser Wiedersehen anging?
    »Du bist gar kein Kamel«, will ich ihn beruhigen, »das einzige Tier, das solange ohne Nahrung durchhalten kann ist eine Zecke.«
    »Dankeschön.«
    Die Zecke saugt sich an ihrem Wirt fest. Ich denke nicht, dass ich sie jemals wieder entfernen möchte. Endlich ein guter Plan – im Bett liegen bleiben und von meinem Ruf als Herzensbrecherin des Jahrhunderts leben. Nie wieder in den Anker , keine dämlichen Kollegen. Keine nervenaufreibende Intervention, keine weinende Marie, kein Stress mehr.
    Einfach ein Leben lang mit dem Menschen verbringen, für den ich die Einzige bin und der für mich immer der Einzige war. Abgesehen von ein paar Ausrutschern. Nicht viele.
    »Doris, alles klar? Du guckst so bedrückt.«
    »Ich rechne was nach.«
    Die Zecke lässt von ihrem Wirt ab und fragt mit Grabesstimme: »Wie viele waren es, Doris?«
    »Ungefähr … genau zwölf. Einhalb.«
    Gunnar wendet sich stöhnend von mir ab: »Einhalb? War der Dreizehnte ein Zwerg?«
    Ich drehe mich zur anderen Seite. Wieder ein Rekord: Von der Supersirene zum fleißigen Flittchen in dreißig Sekunden, ein Downgrading meines ganz privaten Rating-Agenten. Vielleicht sollte Gunnar einen Ratgeber schreiben: »Die besten Romantik-Killer. Top-Tipps einer Quasi-Jungfrau«.
    »Nein, der war verheiratet und wollte deshalb, dass wir es im Auto … das geht dich überhaupt nichts an!«
    »Richtig!«, ruft Gunnar erfreut. Erheitert geradezu. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf, ein gutes Versteck. Gunnar hat mich erwischt, mit dem ältesten Trick der Welt.
    Aber warum ihm dafür lange böse sein, wo ich ihn doch kurz und schmerzhaft erwürgen könnte: »Du Miststück! Wie konntest du? Das macht man nicht, niemals!«, lasse ich ihn noch wissen, bevor er seine letzten Atemzüge auskosten kann. Er wehrt sich heftig, ist leider stärker als ich und gewinnt die Oberhand.
    »Ha, du hast das wirklich geglaubt, oder? Du hast es geglaubt, du eitles, kleines Ding, ha!«
    Ich muss lachen. Weil er auf mir liegt, und mich kitzelt: »Boah, du bist echt unmöglich, du bist genau wie Katja!«, pruste ich, und Gunnar hält mitten im Foltern inne.
    »War das ein Kompliment?«
    »In dem Fall: nein.«
    »Hattet ihr zwei mal was miteinander?
    »Igitt, nein. Ferkel.«
    »Also, ›igitt‹ würde ich nicht sagen …«
    »Oberferkel!«
    »Ihr Wunsch ist mein Befehl, Madame!«
    Okay, was hatte ich erwartet? Wir sind keine neun mehr, und wir alle wissen, wie so eine alberne Rangelei gewöhnlich endet. Gerade, wenn man schon nackt dabei ist. Wir sind aber auch keine neunzehn mehr. Und mit

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