Betrogen
Istân nettes Maschinchen. Frisch überholt.«
»Danke.«
Sie und Pax schauten Chief nach, der sich einen Weg durch den Hangar bahnte, vorbei an Flugzeugen, Ãllachen und Schmierflecken. Mit einem Knall fiel die Hintertür hinter ihm zu. Jetzt wandte sich Pax an sie: »Wie wärâs denn nun mit ânem Kaffee?«
»Nein, vielen Dank. Aber ich könnte ein paar Sachen für den Flug gebrauchen, Knabbereien und Getränke. Falls Sie so was haben.«
Er brachte sie zu zwei uralten Automaten. »Die Getränke sind kalt, aber ob das Zeug da noch frisch ist, kann ich nicht garantieren«, sagte er, wobei er auf die Zellophantüten deutete, die an Haken im Automaten hingen. »Keinen Schimmer, wann der Verkäufer letztes Mal nachgefüllt hat.«
Sie begann, in ihrer Handtasche nach Münzen zu graben.
»Lassen Sie mal.« Mit einem Schlüssel öffnete Pax die beiden Geräte. »Bedienen Sie sich.«
Während sie auswählte, meinte sie: »Ich bin noch nie mit Chief geflogen.«
»Da brauchen Sie garantiert keine Angst zu haben. Der ist ein ausgezeichneter Pilot. Hat die beste Nase von allen, die ich erlebt habe.«
»Waren Sie zusammen beim Militär?«
»Könnte man sagen.«
»Haben Sie auch für die NASA gearbeitet, bevor Sie sich selbstständig gemacht haben?«
Diese Bemerkung quittierte er mit einem verächtlichen Schnauben. »Nein, Maâam, ich doch nicht.«
»Aber Sie beide kennen sich schon lange?«
»Bis wir uns zerstritten haben.« Er deutete in den Automaten. »Diese kleinen Pecankuchen schmecken recht gut.«
»Das genügt«, erklärte sie ihm. Zu ihrer Enttäuschung hatte er sich nicht näher zu seinem »Streit« mit Chief geäuÃert. Was war der Grund gewesen? Eine Frau? Ein Flugzeug? Hatte es zwischen den beiden einen Wettstreit gegeben, wer der bessere Pilot war? Vielleicht hatte Pax eine Absage von der NASA bekommen und war eifersüchtig, weil man Chief angenommen hatte.
Rücksichtsvoll wühlte Pax nach einer Tüte herum, bis er endlich eine im Abfalleimer entdeckte. »War gestern Einkaufen«, erklärte er, während er die Knabbereien und Getränke in die Plastiktüte verfrachtete. »Hauptsächlich Hundefutter. Der verdammte Hund frisst wieân Gaul.«
Sie hörten, wie die Hintertür aufging und Chiefs Stiefelabsätze auf den Zementboden knallten, als er sich einen Rückweg durch die Hangarhöhle bahnte. »Sieht gut aus«, meinte er zu Pax.
»Habâs dir doch gesagt.«
Dann wandte sich Chief an sie und wollte wissen, ob sie schon
auf der Toilette gewesen sei. Sie schüttelte den Kopf. »Geh. Ich muss noch ein paar Anrufe tätigen, dann sind wir weg.«
»Hier durch.« Pax deutete auf eine Tür. »Aber ich muss Sie warnen: Ist nicht gerade ein Luxusklo.«
Warâs auch nicht, weit gefehlt. Waschbecken und Toilettenschüssel hatten Wasserränder, eine schmierige Schicht bedeckte den Boden. Auf dem Poster, mit ReiÃnägeln an der Wand befestigt, präsentierte sich nicht nur eine nackte Frau, sondern eine ganze Truppe, alle in derselben rüden Pose. Noch rüder war der Spruch auf dem Aufkleber, der den Spender für Papierhandtücher zierte.
Sie ging auf die Toilette und wusch sich anschlieÃend Gesicht und Hände mit dem farblosen Seifestückchen. Bei einem unabsichtlichen Blick in den zerbrochenen Spiegel schnappte sie nach Luft. Gesicht und Hals waren mit dunklen Flecken gesprenkelt. Sie beugte sich näher, um besser sehen zu können. Blut, Jems Blut. Selbst in ihren Haaren entdeckte sie Spuren davon.
Um einen Panikanfall zu unterdrücken, holte sie tief Luft und steckte den Kopf unter den Wasserhahn. Trotz des eiskalten Wassers hielt sie den Kopf so lange unter den spritzenden Strahl, bis nur noch klares Wasser kam, ohne einen rosa Schimmer.
Mit Papierhandtüchern drückte sie das Wasser aus den Haaren und kämmte es danach so gut wie möglich mit den Fingern. Zum Feinmachen war keine Zeit. Jeder Versuch, ihr Aussehen zu verbessern, wäre sinnlos. Dazu müsste sie ganz vorne anfangen. Dusche und Haarwäsche im Fernfahrermotel heute Morgen schienen Jahrzehnte her zu sein. AuÃerdem besaà sie nichts Persönliches mehr. Ihre Reisetaschen lagen in der Rostlaube unter Jems Hochhaus.
Als sie herauskam, hing Chief noch immer am Handy. Er bemerkte ihre
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