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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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gegen den Drink eingetauscht hatte, sagte er: »Sie haben einen Anruf aus Dallas.«
    Bruder Gabriel warf seinem Assistenten einen bedeutsamen Blick zu, worauf Mr. Hancock subtil nickte. »Ja, Joshua?«
    Â»Ihr Problem wurde beseitigt.«
    Â»Ich höre.«
    Wegen des heiklen Themas hatte er den Lautsprecher nicht eingeschaltet. Er würde auch keine Fragen stellen, oder irgendwelche Aussagen machen, die man später gegen ihn verwenden könnte. Obwohl er seinen unterschiedlichen Sicherheitsmaßnahmen und deren Back-ups voll und ganz vertraute, bestand immer eine winzige Chance, dass sie nicht so narrensicher waren, wie sie es sein sollten. Auf Technik konnte man sich nicht völlig verlassen. Auf Menschen mit Sicherheit noch weniger.
    Joshua sagte: »Er dachte, wir erhielten Befehle von ihm. Ist
ihm nie in den Sinn gekommen, dass wir seit jenem Nachmittag unsere Befehle direkt von Ihnen bekommen. Eitler kleiner Fatzke.«
    Bruder Gabriel wusste aus Erfahrung, dass ihm die Menschen unbedingt gefallen wollten. Je weniger er sie lobte, umso mehr versuchten sie, seine Gunst zu gewinnen. Wenn er wollte, dass eine Frau im Bett ihr Bestes gab, spielte er den Gelangweilten und Geistesabwesenden. Dann taten sie alles, um seine Leidenschaft zu entflammen. Das Gleiche galt auch für Männer. Zeigte er sich unbeeindruckt, prahlten sie mit ihren Heldentaten. So erfuhr er alles Wissenswerte, ohne ihnen jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen zu müssen.
    Deshalb fuhr auch Joshua nach kurzem Schweigen wie geplant fort: »Das war ein Hammer. Keine Chance auf Wiederbelebung.«
    Bruder Gabriel bedauerte den Verlust von Jem Hennings, der die letzten Jahre ein echter Gewinn gewesen war. Plötzlich hatte er sich jedoch als Belastung entpuppt. Die Ermittlungen im Mordfall Gillian Lloyd waren ihm gefährlich nahe gekommen. Dale Gordon hatte man leicht als Psychopathen ausgeben können, aber Hennings’ Rolle hätte die Polizei gründlicher untersucht, was sie möglicherweise vor die Tore des Tempels geführt hätte.
    Obendrein hatte Hennings die Sache mit Linda Croft in die eigenen Hände genommen und Befehle ohne vorherige Abstimmung erteilt. Natürlich war er mit Hennings’ Maßnahme einverstanden. Er hätte genauso gehandelt. Aber wie konnte ein einfacher Jünger es wagen, derart anmaßend zu agieren und aus freien Stücken eine solch weit reichende Entscheidung zu treffen?
    Hennings hatte seine Aufgabe gut erfüllt, unersetzlich war er jedoch nicht. Es gab noch andere, die für seine Arbeit ausgebildet waren und gierig einen Auftrag erwarteten. Jeder weitere Gedanke an Jem Hennings wäre Verschwendung. Bruder Gabriel strich ihn aus seinem Gehirn.

    Â»Und wie steht es mit dieser anderen Sache?«
    Joshuas zögernde Antwort sprach Bände. Bruder Gabriel versuchte, seinen Zorn zu mäßigen, und trank einen Schluck.
    Schließlich knurrte Joshua: »Es steht unentschieden, kann man wohl sagen.«
    Also war Christopher Hart noch immer am Leben, und Melina Lloyd lief frei herum. Bitterer Zorn stieg in ihm auf. »Und warum das?«
    Â»Wissen Sie, wir haben es nicht mit Trotteln zu tun.«
    Â»Das weiß ich«, herrschte ihn Bruder Gabriel an. »Wie schwer kann das denn sein?« Er packte das Longdrink-Glas so fest, dass es zu zerspringen drohte. »Du willst mich doch nicht enttäuschen«, sagte er, wobei er jedes einzelne Wort finster betonte. »Der Herr von heute Abend…?«
    Â»Ja, Sir.«
    Â»Er hat mich enttäuscht. Das möchtest du doch nicht auch.«
    Joshuas Intelligenz hielt sich in Grenzen, doch den Hinweis auf Jem Hennings verstand er sofort. »Nein, Sir.«
    Â»Dann schlage ich vor, dass du mir morgen Früh bessere Nachrichten bringst.« Abrupt beendete er den Anruf und kippte den restlichen Drink wütend auf einmal hinunter.
    Â»Noch einen?«, fragte Hancock.
    Â»Ja. Und dann wünsche ich, dass man mir Mary schickt.«
    Â»Die –«
    Â»Mary, Mary«, wiederholte er ungeduldig. »Sie wissen schon, wen ich meine.«
    Â»Aber, Bruder Gabriel, sie ist im neunten Monat.«
    Â»Ich weiß, wie weit sie ist!«, brüllte er. »Warum widerspricht mir heute Abend jeder?«
    Er spürte, wie unter seiner Haut die Adern an Kopf und Nacken anschwollen. Nur selten verlor er die Beherrschung, noch seltener in Anwesenheit von Mr. Hancock. Er wandte sich ab, um nicht die verletzte

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