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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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›Wieso?‹«
    Â»Nein, darfst du nicht.«
    Â»Na, ist ja ein schöner Bockmist. Verrat’ mir mal, warum ich mich auch nur nach einem verdammten Wort richten soll, das du mir an den Kopf wirfst.«
    Chief rang um Antwort. Schließlich sagte er scharf: »Weil du mein Vater bist und ich nicht schuld sein möchte, wenn dir was Schlimmes zustößt.«

30
    Tobias starrte auf die Leiche von Jem Hennings und gestattete sich an diesem Abend den zweiten Fluch nach seinem Ausbruch, als Melina Lloyd einfach aufgelegt hatte.
    Lawson meinte: »Ich brauche einen Drink.«
    Der FBI-Agent lächelte grimmig. »Geht auf meine Rechnung. Sobald wir ein paar Antworten haben.«
    Wenn sie noch mehr Zeit gemeinsam verbringen müssten, würde das vermutlich in einer gehörigen wechselseitigen Antipathie enden. Lawson war der miesest gekleidete Kerl, den er je erlebt hatte. Lawson hielt Tobias für einen eitlen Pfau. Tobias war ein Gesundheitsfanatiker, der Zucker und Fett aus seiner Ernährung gestrichen hatte, während Lawson von Fastfood lebte, je fetter, desto besser. Tobias verehrte die Schönen Künste und abonnierte in jeder Saison sämtliche Ballett-, Orchester-
und Opernpremieren. Lawson war in seinem ganzen Leben bei einem einzigen Live-Konzert gewesen, Willie Nelson, Openair. Als er heimkam, hatten ihn Sandflöhe von Kopf bis Fuß mit Stichen bedeckt.
    Sie hatten erst einen einzigen Tag gemeinsam verbracht, aber was für einen! Doch während dieser Zeit hatten sie einander, trotz aller Unterschiede, widerwillig zu respektieren gelernt.
    Sie überließen die Leiche den Pathologen und traten aus der Wohnung in den Flur hinaus, wo Lawson wieder an das Gespräch anknüpfte: »Ein paar Antworten hätte ich für Sie. Der Wachmann hat Melina Lloyd und Christopher Hart bis aufs I-Tüpfelchen beschrieben. Höchstens eine Viertelstunde vor dem falschen Feueralarm haben sie Hennings einen Besuch abgestattet.« Er konsultierte sein Notizbuch. »Das war um acht Minuten nach neun. Die Todeszeit lag vermutlich zwischen neun Uhr und viertel nach neun.«
    Â»Damit wollen Sie doch nicht etwa andeuten –«
    Â»Alles. Ich erzähle Ihnen nur, wie’s ist.«
    Â»Tut mir Leid, dass ich Sie unterbrochen habe. Fahren Sie fort.«
    Â»Auf diesem Stockwerk wohnen Leute, die sich an ein Pärchen erinnern – raten Sie mal, zu wem dessen Beschreibung passt? –, das zu ihnen vom Treppenhaus heraufgeschrien hat, in Wohnung D würde es brennen.«
    Â»Damit haben sie für Ablenkung gesorgt.«
    Â»Würde ich auch vermuten«, sagte Lawson. »Wir werden einen Experten zur Bestimmung der Flugbahn der Kugeln kommen lassen. Allerdings muss der Schütze vom Gebäude auf der anderen Straßenseite geschossen haben, sonst hätte er Flügel haben müssen. Ich habe Leute hinübergeschickt, die das Dach und sämtliche Räume mit Fenstern in diese Richtung nach Beweismaterial durchkämmen. Trotzdem möchte ich wetten, dass nichts dabei herauskommt.«
    Â»Professionelle Heckenschützen?«

    Â»Nun, ein normales Eifersuchtsdrama war’s jedenfalls nicht. So kann nur ein Dum-Dum einen Schädel zerstören«, sagte er und bezeichnete damit den Geschosstyp, der beim Aufprall explodierte. »Davon wurden zwei rasch hintereinander abgefeuert. Einer der Nachbarn meinte, er habe einen Knall gehört. Vielleicht auch zwei. Die seien allerdings so dicht aufeinander gefolgt, dass es wie ein Schuss geklungen habe.«
    Â»Das erste hat das Fenster zerfetzt. Wir haben es gefunden. Es ist derart verformt, dass es sich höchstwahrscheinlich keiner Waffe zuordnen lässt, auch wenn wir sie finden sollten, woran ich ernsthaft zweifle. Das andere Projektil steckt noch immer in dem Brei, der mal für Hennings gedacht hat. Den hat ein Kenner erledigt, egal, wer’s war. Der wusste genau, was er tat, und hatte den Mumm dazu. Tollkühn, und keine Angst, erwischt zu werden.«
    Müde rieb sich Tobias die Augen. »Das wird ja immer toller, was? Ob Melina Lloyd und Christopher Hart den Schützen gesehen haben?«
    Â»Wieder fraglich. Allerdings waren sie da, als Hennings abgemurkst wurde. Die Tischlampe war ausgesteckt«, erklärte der Kommissar. »In der Wohnung gibt es keine Deckenleuchte. Wenn die Wohnung im Dunkeln gelegen hätte, hätte selbst ein erfahrener Schütze mit einem

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