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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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er einen weiten Bogen gemacht, war tief nach Osten geflogen und erst ein ganzes Stück nördlich des großstädtischen Einzugsgebietes nach Westen abgebogen.
    Erst nach einer halben Stunde Flugzeit hatten sie die glitzernde Vorortmasse hinter sich gelassen. Inzwischen zeichneten sich Kleinstädte als Lichtflecken auf einem schwarzen Tuch ab. Die Nacht war sternenklar. Die kaum sichtbare, schmale Mondsichel gab praktisch kein Licht, so dass die Sterne umso heller strahlten.
    Während er mit der Navigation beschäftigt gewesen war, konnte er leicht so tun, als bemerkte er ihren Blick nicht. Ein offener Vorwurf ließ sich nicht so einfach ignorieren. »Was hätte ich dir sagen können?«
    Â»Chief, spiel nicht den Dummen.«
    Â»Das war unwichtig.«
    Â»Unwichtig vielleicht, aber doch interessant.«
    Â»Nenn mir einen vernünftigen Grund dafür.«

    Â»Erstens, weil dein Vater ein Weißer ist.«
    Â»Du wusstest, dass ich ein Halbblut bin. Selbst Dale Gordon wusste das. Hast du schon mal einen echten Indianer mit blauen Augen gesehen?«
    Â»Warum bist du so verdammt empfindlich?«
    Â»Warum bist du so verdammt neugierig?«
    Â»Warum magst du ihn nicht?«
    Â»Himmel, du lässt aber auch nie locker.«
    Â»Nimm dir was.«
    Â»Häh?«
    Â»Kartoffelchips.« Sie riss eine Tüte auf und bot sie ihm an. Auf seinen verblüfften Blick hin lächelte sie matt. »Ich höre auf.«
    Er steckte die Hand in die Tüte und stopfte sich Chips in den Mund. Seit seinen paar Bissen Cheeseburger hatte er eine Menge Energie verbraucht.
    Melina mampfte abwechselnd Kartoffelchips und eine Schachtel Hundekuchen. »Interessante Kombination«, bemerkte er.
    Â»Ich habe Hunger.«
    Â»Schön. Solltest du allerdings wieder spucken müssen, dann denk daran, dass ich diesmal nicht anhalten kann.«
    Â»Keine Spucktüten?«
    Â»Auf diesem Flug gibt’s keine Kinkerlitzchen.« Sie lächelten einander an. Er deutete auf ihren Mund. »Du hast da einen Krümel.« Vorsichtig tupfte sie mit der Zunge in einem Mundwinkel herum. »Andere Seite.« Ihre Zungenspitze fand den Chipskrümel, eine Geste, die ungeheuer erotisierend auf ihn wirkte.
    Er schaute weg, überprüfte die Instrumente und musterte den Himmel, immer auf der Suche nach etwas, was ihn von ihrer Gegenwart ablenken könnte, derer er sich verwirrend bewusst war. »Was hat die Küche denn sonst noch zu bieten?«
    Â»Mal sehen. Popcorn mit Schnittlauch-Quark-Geschmack.«
    Â»Gute Güte.«

    Â»Willst du nicht?«
    Â»Dann esse ich lieber Raumschiffkost.«
    Â»Die ist gerade ausgegangen.« Sie wühlte weiter in der Plastiktüte. »Cheetos. Erdnüsse mit Schokoüberzug. Würde ich aber nicht empfehlen. Sind schon ein bisschen grau. Lorna Doones. Und Tacos mit Barbecue-Geschmack. Glaub mir, das war schon das Beste.«
    Â»Ich glaube dir. Ich nehme ein paar von deinen Hundekuchen.«
    Sie reichte ihm die Schachtel. Als er sich bedankte, trafen sich ihre Blick erneut. »Was hat Pax getan, dass du ihn nicht magst?«
    Â»Stimmt nicht, dass ich ihn nicht mag.«
    Â»Aha, dann habe ich mir eure feindselige Haltung also nur eingebildet.«
    Â»Er mochte uns nicht.«
    Melina wartete ab und stellte keine neue Frage, sondern lauschte aufmerksam. Unwillkürlich konnte er sich dieser Haltung nicht entziehen. »Pax war bei der Luftwaffe in Holloman stationiert. Meine Mutter arbeitete als Zivilangestellte auf dem Stützpunkt. Sie war hübsch und zierlich. Vermutlich war sie etwas Neues für ihn, ein hübsches Indianermädchen. Jedenfalls waren sie schon wenige Monate später verheiratet, und vor ihrem ersten Hochzeitstag kam ich auf die Welt. Eine Weile waren wir eine glückliche Familie.«
    Â»Meine erste Erinnerung ist eine Flugschau auf dem Stützpunkt. Ich weiß noch, wie mich mein Vater stolz seinen Freunden präsentiert hat. Einer schenkte mir einen Kaugummi, vermutlich war’s mein erster. Kennst du diese mit Zuckerguss überzogenen Kugeln, die man aus Automaten zieht? Ich durfte meine Lieblingsfarbe aussuchen. Dann brachte mich mein Pa zu allen Flugzeugen und erklärte mir Flughöhe und Reichweite. Ich weiß noch genau, was ich dachte: Wenn mein Pa das alles weiß, muss er der klügste Mensch auf der ganzen Welt sein.«

    Â»Er hat mich auf seinen Schultern reiten lassen, damit ich über die

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