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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Scheine, die sie heute Morgen aus dem Geldautomat geholt hatte. Sie überprüfte jedes Seitenfach und strich mit dem Finger am Rand des Futters entlang.
    Â»Nichts. Außerdem hätte ich ja meine Handtaschen wechseln können. Also kein gutes Versteck, wenn er eine totale Überwachung im Sinn hatte.«
    Â»Was hast du immer bei dir? Etwas, was du in jede Handtasche stecken würdest.«
    Â»Mein Handy.«
    Â»Wir werden es wegwerfen, nur zur Sicherheit. Was sonst?«
    Ihr kleines Adressbuch hatte keine Seitenfächer und auch sonst nichts, worin man etwas verstecken konnte. In ihrem Brillenetui lag lediglich eine Sonnebrille. Sie prüfte sogar die Scharniere, mit denen die Bügel am Rahmen befestigt waren. »Jem war zwar raffiniert, aber ein James Bond war er nicht.«
    Chief blieb hartnäckig. »Es ist da.«
    Sie hielt ein silbernes Tablettendöschen hoch, das ihrer Mutter gehört hatte. »Davon trenne ich mich nie. Aber das ist massiv und ungefüttert und enthält lediglich zwei Aspirin.« Zum Beweis schüttelte sie diese heraus.
    Â»Zerdrück sie.« Sie tat es, womit zwei einwandfreie Schmerzmittel vergeudet waren. »Wie steht’s mit der Puderdose?«, wollte er wissen.
    Sie öffnete und drückte das runde Schwämmchen, um sich zu überzeugen, dass zwischen den Lagen nichts Festes eingenäht war. »Hier ist nichts, außer es steckt hinter dem Spiegel.«
    Nach einem bedeutungsvollen Blick von Chief und kurzem Zögern zermalmte sie den Spiegel unter dem Absatz und schüttete
die Glassplitter auf den Flugzeugboden. »Du schuldest mir eine neue Puderdose.«
    Â»Kann man sie nachfüllen?«
    Sie brach den Kompaktpuder heraus. »Hier ist auch nichts.«
    Â»Schlüsselbund?«
    Â»Steckt in meinem Wagen. Weißt du noch?«
    Â»Oh, richtig, richtig. Haarspange?«
    Â»Benutze ich nie.«
    Â»Tampons?«
    Â»Zu Hause.«
    Â»Lippenstifte.«
    Sie hatte zwei dabei. Sie drehte sie heraus, aber beide waren makellos glatt. Sie überprüfte die leeren Kappen. »Nüschte.«
    Â»Kugelschreiber?«
    Â»Nie. Bin bekannt dafür, dass ich nie welche dabei habe und immer einen borgen muss.«
    Nach weiterem Grübeln meinte er: »Befindet sich in deiner Handtasche irgendetwas Unersetzliches, außer der Tablettendose?«
    Â»Nein, meine Adressen und Telefonnummern lassen sich wieder herstellen. Die stehen auch in meinem Computer.«
    Â»Wenn wir landen –«
    Â»Werde ich alles wegwerfen, auch das Telefon.«
    Er nickte. »Sollten sie uns dann immer noch verfolgen können, wissen wir, dass wir es mit etwas zu tun haben, das unser beider Fähigkeiten übersteigt.«
    Â»Und das wäre?«
    Sein nächster Satz beseitigte ihren Argwohn in keinster Weise. »Ich wage keine Vermutung.«
    Â 
    Â»Melina?«
    Â»Hmm?« Irgendetwas drückte auf ihren Oberschenkel, und dieses Etwas fühlte sich so gut und warm an, dass sie die Hand ausstreckte, um den Druck zu verstärken.
    Â»Wir sind fast da. Wach auf.«

    Widerwillig öffnete sie die Augen. Der Druck, den sie gespürt hatte, kam von Chiefs rechter Hand, deren Rücken sie gerade massierte. Rasch zog sie ihre zurück, damit er seine entfernen konnte, setzte sich gerade hin und blinzelte so lange, bis sie wieder klar sah.
    In irgendeinem Winkel von Texas landeten sie, jedoch nur um aufzutanken und die Toilette aufzusuchen. Ein eisiger Wind blies. Während sie sich über ein trostloses Rollfeld einem Schuppen näherten, im Vergleich zu dem Pax’ Hangar wie ein Schloss gewirkt hatte, bestand Chief darauf, dass sie seine Lederjacke anzog. Ihr Handy blieb mit der vollen Handtasche in einem Abfalleimer zurück.
    An die Zeit nach dem Start konnte sie sich kaum erinnern. Jetzt gähnte sie hinter vorgehaltener Hand und wollte wissen: »Wie lange habe ich geschlafen?«
    Â»Ungefähr eine Stunde.«
    Sie stöhnte. »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt eine ganze Nacht geschlafen habe.«
    Jedenfalls nicht seit dem Moment, als sie die beiden Polizisten aus Dallas mit der Nachricht geweckt hatten, man habe die Leiche ihrer Schwester gefunden. Ihr früheres Leben, das Leben, das sie bis zu jenem Morgen vor wenigen Tagen geführt hatte, hatte nur wenige Unebenheiten gekannt. Ein paar Überraschungen hatte es gegeben, gute und schlechte, aber im Grunde war alles wohl geordnet gewesen.

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