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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Erbe opfern müssen, um uns in die moderne Welt einzugliedern.

    Bedauerlicherweise haben sich viele unserer Leute zu Opfern stempeln lassen. Sie haben ihre Abstammung als Entschuldigung für persönliche Schwächen benutzt: Alkoholabhängigkeit, Depression, Mangel an Ehrgeiz.
    Allerdings sind die Auslöser dieser Schwächen sehr real. Noch immer sind wir offenen Vorurteilen und tiefem Rassenhass ausgesetzt. Wussten Sie, dass doppelt so viele Indianer Gewaltverbrechen zum Opfer fallen wie andere Amerikaner? Verbrechen, die uns keine Indianer, sondern Mitglieder anderer Rassen zufügen. Und das ist nicht meine persönliche Meinung, das belegen die Statistiken. Wir haben Feinde, wir leiden unter Selbstbetrug. Gegen beide Aspekte gibt es viel zu tun.«
    Â»Dafür bin ich nicht der geeignete Mann, Häuptling Longtree«, sagte Chief ernst.
    Â»Sie hätten gestern Abend nicht um Hilfe gebeten, wenn Sie nicht eine gewisse Beziehung zu uns verspürten.«
    Â»Sie wissen doch, dass ich nur ein Halbblut bin.«
    Â»Das war Quanah Parker auch.«
    Chief fielen die Geschichten seiner Mutter über ihren berühmte Ahnen ein, und er musste liebevoll lächeln. Es war wie mit einer Sprache: Chief konnte sich an keine Zeit erinnern, zu der er nicht darum wusste, wie die neunjährige Cynthia Ann Parker 1836 von marodierenden Komantschen aus Fort Parker in Texas entführt worden war. Als Teenager hatte sie bereits deren Sprache erlernt und ihre Gewohnheiten angenommen. Sie heiratete Häuptling Peta Nacona und gebar ihm drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter.
    Nachdem sie vierundzwanzig Jahre mit den Komantschen gelebt hatte, wurde sie von den Texas Rangers aufgespürt und zusammen mit ihrer Tochter wieder zu ihrer Familie gebracht. Trotzdem gewöhnte sie sich nie mehr ein und starb kurz nach dem Tod ihrer Tochter. Der Legende nach starb sie an gebrochenem Herzen, weil sie die Trennung von ihrem Mann und den Söhnen nicht verwinden konnte.
    Beim Verschwinden seiner Mutter war Quanah ein Halbwüchsiger
gewesen. Er folgte seinem Vater als Häuptling nach und wurde ein gefürchteter Krieger. Jahrelang kämpfte er erbittert gegen die Armee, gegen die er keine einzige Schlacht verlor.
    1875 waren seine Vorräte erschöpft, deshalb ergab er sich und siedelte mit seinen Leuten nach Fort Hill im heutigen Oklahoma über. Die Art, wie seine Mutter das Leben der Komantschen annahm, hatte Quanah tief geprägt. Nun tat er das Entsprechende: Er nahm ihren Familiennamen an und ermutigte seine Leute, sich der Kultur der Weißen anzupassen. Sie lernten Ackerbau. Der Englisch sprechende Häuptling Quanah Parker gründete Schulen und wurde zum Reservatrichter ernannt. Präsident Theodore Roosevelt zählte zu seinen Freunden. Der ehemals blutrünstige Krieger wandelte sich zu einem Staatsmann, der immer noch für seine Leute in den Krieg zog, allerdings lag sein Schlachtfeld zwischen den Bänken des Kongresses.
    Â»Sie wissen ja, dass manche Komantschen Quanah misstrauten, weil er ein halber Weißer war«, sagte Longtree. »Sie nahmen ihm übel, dass er die Lebensart des weißen Mannes angenommen hatte. Wenn Sie zu uns stoßen, müssen Sie mit ähnlicher Kritik aus unseren Reihen rechnen. Aber welcher Mensch, der in der Öffentlichkeit auftritt, hat keine Gegner? Aus meiner ganz persönlichen Sicht ist Ihr Mischlingsblut ein Vorteil. Genau wie bei Quanah Parker.«
    Nach kurzer Bedenkzeit meinte Chief: »Ich werde darüber nachdenken.«
    Â»Das ist das einzige Versprechen, worum ich Sie bitte.«
    Â»Keine Verpflichtungen wegen Ihrer heutigen Gastfreundschaft?«
    Â»Ich würde Ihnen misstrauen, wenn ein derart kleiner Gefallen eine so wichtige Entscheidung beeinflussen könnte.« So saßen sie eine Weile da, nur das Ticken der Uhr unterbrach die beredte Stille. Als Longtree das Gespräch wieder aufnahm, wechselte er das Thema. »Gillian, die Zwillingsschwester, hatten Sie sie gern?«

    Die Augen des Alten schienen ihn förmlich zu durchbohren und forderten ungeschminkte Ehrlichkeit. Chief hörte sich selbst sagen: »Ja, ich habe sie sehr gemocht.«
    Longtree nickte weise, dann wechselte er erneut das Thema. »Mit welcher Strategie wollen Sie jetzt vorgehen?«
    Â»Ich will zum Tempel und Bruder Gabriel konfrontieren.«
    Longtree runzelte die Stirn. »Meiner Meinung nach wird das nicht so einfach. Wie es

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