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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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oder?«
    Â»Ist nicht meine Dusche«, nuschelte sie. Dann rollte sie sich auf die Seite und zog die Knie an.
    Chief ging ins Bad. Sobald die Tür ins Schloss fiel, knöpfte er seine Jeans auf, um den Druck auf seine stolze Manneszier zu lindern. Mit geschlossenen Augen presste er Stirn und Hände gegen das Holz und atmete tief ein. So stand er da und versuchte, jene strikte Selbstkontrolle wiederzufinden, die ihm Melina irrtümlich unterstellt hatte.
    Als er sich nach mehreren Minuten dem Bad zuwandte, fiel ihm auf, dass sie die Wanne abgetrocknet und ihr gebrauchtes Handtuch ordentlich auf die Stange gehängt hatte. Der Raum roch nach Seife und Zahnpasta und feuchter Haut. Nach Frauenhaut. Nach weicher nackter Frauenhaut. Gillians Haut. Melinas Haut.
    Chief drehte die Hähne auf und zog sich mit ruckartigen verärgerten Bewegungen aus. Gereizt seifte er sich ein und wusch sich die Haare. Nachdem er aus der Wanne gestiegen war, bediente er sich aus der Zahnpastatube und putzte sich mit dem Zeigefinger die Zähne. So musste es Melina auch gemacht haben, da sie Dallas ohne ihre Zahnbürsten verlassen hatten.
    Währenddessen ging Chief eine Bemerkung nicht aus dem Kopf: Zum Teufel, was hatte Longtree mit diesem Blödsinn
über Quanah Parker und dessen Fähigkeit gemeint, gleichzeitig in mehr als eine Frau verliebt zu sein?
    Alles nur alter Apachen-Humbug. Hokuspokus. Genau wie dieses mystische Zeug über Visionen und ähnlichen Mist, was er auch nie geschluckt hatte. Im Stamm seiner Mutter hatte es alte Männer mit strähnigen grauen Haaren und vom Wetter gegerbten Gesichtern gegeben, vor denen er sich als Kind zu Tode gefürchtet hatte. Ihr tiefer gutturaler Sprechgesang während Zeremonien jagte ihm Angst ein. Als Heranwachsender machte er sich über diese Narren lustig.
    Dexter Longtree hatte zwar keinen Sprechgesang angestimmt, aber gut die Hälfte seiner Sätze bestand aus versteckten Anspielungen und Rätseln. Von einem war Chief überzeugt: Dadurch wollte der Alte weiser klingen, als er war, und den Eindruck erwecken, er habe direkten Zugang zum Reich des Transzendenten. Longtree mimte den weisen alten Medizinmann, der Vorzeichen und Ähnliches lesen konnte.
    Â»Blödsinn«, stieß Chief hervor, während er widerwillig seine Jeans anzog. Er war Naturwissenschaftler. Er glaubte an Bewiesenes, an Dinge, die er mit eigenen Augen gesehen und selbst erlebt hatte. Wahrscheinlich verlieh der Agavenschnaps Longtrees Gefasel Flügel. Vielleicht war er aber auch einfach nicht ganz bei Trost. Hatte doch selbst zugegeben, dass er nach dem Tod von Frau und Baby ein bisschen verrückt geworden war. Vielleicht war er das die ganzen Jahre über geblieben.
    Egal. Ein Colonel Christopher Hart schenkte keinerlei Offenbarung Glauben, die von einem alten Mann mit stolzem und edlem Gesicht kam, das Melina liebte.
    Als er aus dem Bad trat, war er stocksauer. Er ließ sogar die Tür so weit aufschwingen, dass sie gegen die Wand knallte. Melina regte sich nicht. Für den Fall, dass sie Theater machen würde, wenn er zu ihr ins Bett kletterte, hatte er seine Jeans wieder angezogen.
    Aber warum sollte er nicht?

    Er hatte dieses Scheißflugzeug geflogen, während sie in ihrem Sitz schlummerte. Sein Leben war während der letzten Tage genauso gefährdet gewesen wie ihres. Warum sollte er sich mit einem durchgesessenen Sofa in dem schäbigen Wohnzimmer zufrieden geben, wenn dieses wunderbar bequeme Bett breit genug für sie beide war?
    Aber als er sich neben sie legte, protestierte sie nicht im geringsten, sondern atmete weiter gleichmäßig und tief. Dann klopfte er mehrmals sein Kissen zurecht. Sie regte sich nicht. Spürte sie seine Nähe nicht? Oder war es ihr egal? Kein Mucks.
    Er wusste nicht, ob er darüber erleichtert oder verärgert sein sollte.
    Â 
    Â»Nehmen Sie Platz, meine Herren.« Sheriff Ritchey bot den beiden Männern die Stühle vor seinem Schreibtisch an. »Darf ich Ihnen etwas Nicht-Alkoholisches anbieten?«
    Â»Nein, danke«, erwiderte Lawson. »Wir kommen gerade vom Mittagessen. Eintopf mit grünem Chili.«
    Â»Wie hat’s geschmeckt?«
    Â»Köstlich.«
    Â»Gut. Gut.« Zum Zeichen, dass sie genug Höflichkeiten gewechselt hatten und er den geschäftlichen Teil angehen wollte, machte es sich der Sheriff in seinem Schreibtischsessel bequem. »Sie haben doch nicht den weiten Weg

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