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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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abgelehnt. Er wollte kein Geld für etwas nehmen, das er als Gefälligkeit empfand. Chief hatte nicht eher locker gelassen, bis Longtree doch noch einem pekuniären Ausgleich für seine Zeit und Mühe zugestimmt hatte.
    Doch Chief war nicht naiv und wusste ganz genau, dass man ihm zu guter Letzt vielleicht eine höhere Rechnung präsentieren würde, als ihm lieb war. Leider sah er keine Alternative.
    In der Küche war es heller und wärmer als im Wohnzimmer. Melina wollte wissen, wo sie helfen könne, aber Longtree zog lediglich einen lupenreinen Chromstuhl aus den Fünfziger Jahren für sie hervor. Mit einem dankbaren Lächeln setzte sie sich an den Tisch. Er bot ihr etwas zu trinken an, und sie bat um Tee.
    Â»Colonel Hart?«
    Â»Nennen Sie mich Chief.« Er nahm gegenüber von Melina Platz. »Ich würde einen Kaffee nehmen, wenn er schon fertig ist.«
    Schon bald hielt Chief einen dampfenden Becher in der Hand. Während Longtree etwas zu essen für sie bereitete, sah sich Chief in der Küche um. Die Geräte waren alt, die verputzten Wände hatten Risse und Schrammen, und vom vielen Herumlaufen war das Linoleum an manchen Stellen abgewetzt.
    Longtree trug eine Levi’s und Stiefel, die schon bessere Tage gesehen hatten. Die Brusttasche seines Flanellhemds hatte unten ein ausgefranstes Loch. Das war nicht der reiche Mann, den er in der Bar des Mansion getroffen hatte, trotz seiner Haltung und seines Auftretens, die unverändert einschüchternd und herrisch wirkten.
    Während Melina ihren Tee ziehen ließ, erkundigte sie sich, wo das nächste Reservat lag. Seit ihrer Landung befinde sie sich bereits in einem, teilte ihr Longtree mit.

    Â»Ich hatte ja keine Ahnung. Wahrscheinlich habe ich mir ein Reservat … kleiner vorgestellt. Ich entschuldige mich für meine Unkenntnis.«
    Â»Wenn doch nur alle falschen Vorstellungen über Indianer so harmlos wären«, erklärte er ihr mit einem seiner seltenen Lächeln.
    Er stellte jedem einen vollen Teller hin, füllte dann seinen eigenen und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Beim ersten Bissen seufzte Melina. »Köstlich.«
    Obwohl es sich nur um Rühreier, Speck und Toast handelte, war Chief schon das Wasser im Mund zusammengelaufen, als die Kochdüfte durch die Küche wehten. Er musste sich zwingen, langsam zu essen, und lobte seinerseits den Koch.
    Longtree sagte: »Nach dem Tod meiner Frau musste ich mir selbst das Kochen beibringen.«
    Â»Ist das erst vor kurzem passiert?«, fragte Melina weich.
    Â»Schon vor langer Zeit.«
    Â»Kinder?«
    Zögernd erwiderte er: »Nein.«
    Das restliche Essen verlief schweigend. Als sie fertig waren, sammelte der Häuptling die Teller ein und trug sie zur Anrichte, dann schenkte er Chiefs Kaffeetasse nach und setzte sich wieder. »Erzählen Sie mir, warum Sie hier sind.«
    Chief schaute zu Melina hinüber. »Das ist deine Geschichte.«
    Sie lieferte Longtree eine verkürzte Version mit sämtlichen Fakten. Damit war er über alles, was seit ihrem letzten Mittagessen mit Gillian passiert war, ziemlich genau im Bilde. Nachdem sie ihm gesagt hatte, wie sehr sie den Rollentausch mit ihrer Zwillingsschwester bereue, hielt sie inne, als erwarte sie von ihm ein Urteil. Seine steinernen Züge blieben reglos.
    Sie schloss mit den Worten: »Vielleicht leiden Chief und ich allmählich ein wenig unter Verfolgungswahn – wegen der Wanzen –, aber eigentlich glauben wir das nicht. Wir haben diese Leute in Aktion gesehen, egal, wer sie sind, und wen sie
repräsentieren. Sie haben Linda Croft und Jem Hennings ermordet, so wahr ich hier sitze.«
    Â»Hennings hat uns gestanden, dass er eine Art genetisches Retortenprogramm unterstützt«, sagte Chief. »Er nannte es ›den Großen Plan‹. Die Auswirkung ist unvorstellbar, insbesondere wenn man die Reichweite von Bruder Gabriels Kirche berücksichtigt.«
    Unterdessen hatte Longtree reglos und stumm wie ein Berg dagesessen. Jetzt sagte er zum ersten Mal etwas: »Und ihr habt wenig Zweifel, dass er hinter diesem Komplott steckt?«
    Â»Wir wissen es nicht«, erwiderte Melina ehrlich. »Ich möchte nur ungern jemandem etwas so Abscheuliches unterstellen, wenn es nicht der Wahrheit entspricht. Allerdings hat Jem zugegeben, dass er und Dale Gordon für Bruder Gabriel gearbeitet haben. Klinikpatientinnen, die gewissen

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