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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Gordon.«
    Tobias widersprach mit entschiedenem Kopfschütteln. »Sie neigt zwar zu emotionalen Überreaktionen, aber nur aus gutem Grund. Gestern Nachmittag wurde eine weitere Angestellte der Waters-Klinik ermordet. Nur wenige Stunden nach einem Gespräch mit Ms. Lloyd«, fügte er nach einer bedeutsamen Pause hinzu.
    Â»Wie ich sehe, Sheriff, sind Sie schockiert. Und das mit Recht. Ms Lloyd weiß, dass sie sich auf der richtigen Spur befindet und wird, meiner Ansicht nach, erst dann aufhören, wenn sie Antworten bekommt. Erst wenn sie mit Sicherheit weiß, warum man ihre Schwester umgebracht hat, wird sie aufgeben. Detective Lawson und ich sind ziemlich sicher, dass sie hier auftauchen wird.«
    Â»Eher früher als später«, fügte der Kommissar hinzu.
    Ritchey atmete tief aus. »Ich werde den Tempel sofort benachrichtigen. Allerdings wüsste ich längst, wenn sie, oder sonst jemand, versucht hätte, mit Gewalt in die Siedlung einzudringen. Dort oben herrschen hohe Sicherheitsstandards.«
    Â»Und warum das?«, wollte Lawson wissen.
    Â»Fragen Sie John Lennon oder diesen Designer in Florida. Bruder Gabriel ist eine internationale Berühmtheit. VIPs bieten unbekannten Spinnern, die unbedingt ihren Namen in der Zeitung lesen wollen, ein gutes Zielobjekt.«
    Nachdenklich runzelte Tobias die Stirn. »Sind Sie sicher, dass das der einzige Grund für die strikte Überwachung des Tempels ist?«
    Â»Welcher sonst?«
    Der FBI-Agent beugte sich auf seinem Stuhl vor. Ritchey bemerkte, dass die Manschetten sein Monogramm trugen. »Sheriff Ritchey, sind Sie je innerhalb der Siedlung gewesen?«
    Â»Erst zwei Mal. Zuletzt vor drei Tagen, als ich Bruder Gabriel über Dale Gordon befragt habe.«
    Â»Und welchen Eindruck hatten Sie?«

    Â»Ich bin nicht sicher, ob ich Ihre Frage richtig verstehe.« Diese Antwort registrierte Tobias mit Ungeduld, während Lawson aussah, als wolle er die Information mit seinen vierschrötigen Händen aus ihm herausschütteln. »In welcher Hinsicht, meine ich damit. Mein Eindruck von den Örtlichkeiten? Die Böden sind makellos. Die Gebäude –«
    Â»Die allgemeine Stimmung. Die Leute«, fiel ihm Lawson ins Wort. »Sind Ihnen irgendwelche Hinweise dafür aufgefallen, dass man dort Menschen gegen ihren Willen festhält?«
    Ritchey lachte trocken auf. »Sie machen Witze, ja?«
    Die beiden Männer starrten ihn mit dem Humor von Scharfrichtern an.
    Nervös strich er sein Lachen und räusperte sich. »Meines Wissens ist es für Bruder Gabriels Jünger eine Ehre, dort zu leben und zu arbeiten. Die Leute bewerben sich um eine Aufnahme. Dafür gibt es ein Pluspunkte-System: Wer etwas Besonderes für die Kirche leistet, verdient sich einen Platz im Tempel. So ähnlich.«
    Â»Und woraus besteht diese besondere Leistung?«
    Â»Pardon?«
    Â»Sie sagten, wenn ein Jünger etwas Besonderes für die Kirche leiste…«
    Â»Gute Taten. Spenden sammeln. Leute bekehren. Tun das denn nicht alle Kirchen? Pluspunkte vergeben?«
    Tobias fragte: »Haben Sie jemals eine Person gekannt, die im Tempel gelebt hat und wieder fortgegangen ist?«
    Â»Nein«, erwiderte er ehrlich, »was nicht heißen soll, dass das nicht vorkommt. Nur weiß ich nichts darüber.« Fragend musterte er sie. »Aber warum sollte einer weggehen wollen, der hart für die Aufnahme gearbeitet hat? Wäre das nicht wie ein Abschied vom Himmel?«
    Â 
    Sie verließen Ritcheys Büro und stiegen wieder in den Leihwagen. Tobias übernahm das Steuer. Lawson war beeindruckt, wieviel Autorität dieser Mann ausstrahlte. Er hatte arrangiert,
dass sie am Flughafen von Albuquerque erwartet wurden, wo der Wagen für sie bereitstand. Von dort aus waren sie zur Bezirkshauptstadt Lamesa gefahren. Mit einem einzigen Telefonat brachte Tobias die Dinge ins Rollen, während Lawson nicht einmal einen Kugelschreiber ohne schriftlichen Antrag bekam.
    Â»Was halten Sie von Ritchey?«, fragte Lawson den Agenten beim Losfahren.
    Â»Schwer zu durchschauen, aber ich würde mal sagen, er hat ungefähr die halbe Wahrheit gesagt.«
    Â»War auch mein Eindruck. Jedes Wort war gefiltert.«
    Â»Vielleicht aus Stolz. Er mag es nicht, wenn Ortsfremde in seinem Bezirk herumschnüffeln und ein kriminelles Subjekt suchen. Damit wird ihm indirekt unterstellt, er mache seinen Job nicht ordentlich.

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