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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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sie sprechen. Nach ihrer langen Zeit hier wäre sie anderswo eine Ausgestoßene.« Er unterbrach seine Beschäftigung mit Marys abnormer Brust und schaute über seinen Schreibtisch zu Ritchey hinüber. »Möchten Sie dieses
reizende Mädchen den Wölfen vorwerfen? Darüber sollten Sie das nächste Mal nachdenken, wenn Sie Ihr Gewissen wieder plagt oder Sie die Verpflichtung verspüren, das FBI zu unterstützen.«
    Ohne Ritchey auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, breitete er die Hand über den Bauch des Mädchens und streichelte ihn zärtlich. »Sie sagten, Sie müssten Ihre Interessen schützen. Eines verspreche ich Ihnen, Sheriff: Ich werde die meinen zu schützen wissen.«
    Damit hob er Marys Kinn und küsste sie leidenschaftlich. Tief tauchte die Zunge des Mädchens in den Mannesmund und kam wieder hervor. Ihre kleine Hand verschwand zwischen den Falten seines Seidenmantels und begann, ihn heftig zu streicheln.
    Mit einem leisen Auflachen schob Bruder Gabriel ihre Hand weg und küsste sie. »Jetzt aber marsch, zurück ins Bett. Ich bin gleich bei dir. Sag dem Sheriff ade, und dann lauf.«
    Sie rutschte von Bruder Gabriels Schoß. »Ade, Sheriff«, plapperte sie mechanisch, ehe sie sich umdrehte und wieder ins Schlafzimmer ging.
    Ritchey war speiübel. Nasskalter Schweiß brach ihm aus, in seinem Kopf dröhnte es laut. Die Szene widerte ihn an. Und doch konnte er seine Abscheu nicht offen zeigen, was aber sowieso egal war, denn offensichtlich scherte sich der Prediger keinen Deut um seine Meinung. Andernfalls hätte er seine sexuelle Beziehung zu diesem Mädchen nicht so schamlos vorgeführt.
    Seufzend sah Bruder Gabriel sie gehen. »Was für ein anbetungswürdiges Kind. So ein lieber Charakter. Und so begabt für Fellatio.« Dann rieb er sich geschäftsmäßig die Hände. »Nun, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, bei dieser Nervensäge Melina Lloyd. Seien Sie versichert, Sheriff Ritchey, dass Sie diesbezüglich nichts befürchten müssen. Dieses Problem wird bereits während unserer Unterhaltung gelöst.«
Am Hügelkamm tauchte ein Auto auf, wurde langsamer und rollte dann nach unten.
    Aufmerksam hatte Dexter Longtree gewartet. Melina und Hart hatten befürchtet, der Sender würde ihre Verfolger hierher bringen. Offensichtlich war es nun so weit. Nach Einbruch der Dunkelheit befuhr nur gelegentlich ein Fahrzeug diesen einsamen Straßenabschnitt. Und wer rollte schon ohne Licht den Hügel herab?
    Die Armee hatte Longtree zu einer Zeit nach Vietnam geschickt, als man noch von einem Konflikt sprach und Kämpfe als Geplänkel bezeichnet wurden. Er hatte den Nahkampf erlebt und sich als guter Soldat bewährt, obwohl er die Grundidee des Krieges verachtete. Ein Jahrzehnt später hatte er in den Staaten einen anderen Kampf ausgefochten und sich an den Demonstrationen der amerikanischen Indianerbewegung gegen die Regierung beteiligt. Für die Teilnahme an Protestmärschen, die nach friedlichen Anfängen in Gewalt mündeten, hatte man ihn verhaftet und vielfach eingesperrt.
    Jetzt verspürte er wieder den vertrauten Adrenalinstoß, den er in den Dschungeln Südostasiens oder in den Hallen amerikanischer Regierungsgebäude erlebt hatte. Mit Angst hatte das nichts zu tun. Er war zu alt, um sich vor dem Tod zu fürchten, auch wenn er ihn nicht direkt umarmen wollte. Aber wenn er käme, würde er sich nicht allzu sehr dagegen wehren. Der Tod war lediglich ein Durchgangsstadium, kein Ende. Außerdem, wie hatte er Melina erklärt? Sein Schicksal lag nicht in den Händen bezahlter Killer.
    Sein Herzschlag beschleunigte sich leicht. Erst jetzt erkannte er, dass er diesen erregenden Nervenkitzel vermisst hatte. Alte Männer durften sich nur selten an heldenmutigen Kämpfen beteiligen. Auch wenn einer als guter Stratege bekannt war, wurde ihm die Rolle des Beraters zugewiesen. Nahkämpfe von Mann zu Mann waren den Jüngeren und Stärkeren vorbehalten. Es tat gut, wieder auf dem Schlachtfeld zu stehen. Vielleicht verfügten diese Männer über eine High-Tech-Ausrüstung, vielleicht
besaßen sie die rasiermesserscharfen Instinkte und Fähigkeiten professioneller Mörder.
    Aber er war Indianer. Manchmal zahlte es sich tatsächlich aus, wie einer zu denken.
    Als das Auto sein Einfahrtstor erreichte, bremste es ab, fuhr dann aber vorbei.

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