Betrogen
Dankbarkeit überschüttet, dass er ganz verlegen wurde. Jedenfalls hatte er im Beisein anderer so getan.
Ihr hingebungsvoller Eifer für den GroÃen Plan stand auÃer Zweifel. Beruhigt überlieà er die Kinder so lange ihrer Obhut, bis sie die nächste Stufe erreicht hatten und zu denen stieÃen, die bereits krabbeln und gehen konnten.
»Ich möchte benachrichtigt werden, sobald bei Mary die Wehen einsetzen.«
»Selbstverständlich, Bruder Gabriel.«
»Und falls Sie einmal den Kinderschlafsaal überstürzt räumen müssten â«
»Diesen Fall haben wir schon oft geübt, Bruder Gabriel. Sollte je eine Invasion unserer Feinde drohen, könnten die Kinder sofort umgesiedelt werden.«
»Sie machen Ihre Arbeit ausgezeichnet.« Er streichelte ihre Wange. Sie errötete. Die nackte Anbetung strahlte aus ihren Augen und machte sie hübscher, als sie tatsächlich war. Für den GroÃen Plan war sie zu alt, aber vielleicht sollte er ihre Loyalität vergelten und sie dadurch zu noch mehr anspornen. Er durfte nicht vergessen, sie demnächst durch Mr. Hancock holen zu lassen. Sie würde alles tun, um ihn zufrieden zu stellen. Allein beim Gedanken daran musste er lächeln.
»Bruder Gabriel.« Mr. Hancock war auf seine übliche unaufdringliche Art näher getreten. »Verzeihung. Ich weiÃ, dass Sie es gar nicht schätzen, wenn man Ihre kostbare Zeit bei den Kindern stört, aber das hier hielt ich doch für wichtig.«
Als er die Anspannung hinter Mr. Hancocks Stimme bemerkte, waren alle Gedanken an einen erotischen Abend mit der Schwester wie weggeblasen. Er winkte seinen Assistenten in den Flur hinaus. Tagsüber strömte durch das Deckenfenster heller Sonnenschein in den breiten Zugang zur Halle, der von Kinderlachen und den Stimmen ihrer Betreuer widerhallte, die sich um Körper und Geist gleichermaÃen kümmerten. Nun lag er verlassen im Dämmerlicht da.
Mr. Hancock hielt ein Walkie-Talkie in der Hand. »Hatten Sie vereinbart, dass Sheriff Ritchey die Siedlung verlassen soll?«
»Selbstverständlich. Ich habe ihm seinen Marschbefehl höchstpersönlich erteilt. Er soll nicht nur ein wachsames Auge auf Tobias und Lawson haben, sondern auch aufpassen, wo Melina Lloyd und Hart auftauchen.« Längst hatte ihm Joshua mitgeteilt, dass sie sich tatsächlich in New Mexico befanden. Nun wartete er auf die Mitteilung, dass man sich ihrer bemächtigt hatte, und wunderte sich längst, warum Joshua und sein Partner so lange brauchten.
Mr. Hancock runzelte die Stirn. »Der Streifenwagen des Sheriffs steht noch immer auf dem Parkplatz.«
»Aber er ist doch schon vor einer halben Stunde weg.«
»Aus Ihren Räumen. An der Wache in der Eingangshalle ist er nie vorbeigekommen.«
»Und wo steckt er dann?«
»Die Männer vom Wachdienst überprüfen momentan sämtliche Herrentoiletten.«
»Herrentoiletten?«, rief Bruder Gabriel aufbrausend. »Man braucht doch keine Stunde, um ein Leck zu finden. AuÃerdem gibt es dort überall Kameras, die uns auf einen Blick verraten können, ob er auf einer Toilette sitzt.«
»Sicher besteht kein Anlass zur Sorge.«
»Natürlich besteht kein Anlass zur Sorge«, fauchte er. »Hancock, was ist mit Ihnen los?«
»Ich sage doch lediglich â«
»Dass ein bewaffneter Mann vermisst wird.«
Vor Ritchey hatte er keine Angst. Der Kerl war ein Feigling, ein Schleimer. Er besaà keinerlei Rückgrat. Der wüsste nicht einmal dann, was Stolz ist, wenn er ihn persönlich am Wickel hätte. AuÃerdem hatte er bewiesen, wie korrupt er war, als er Bruder Gabriels Tauschgeschäft akzeptierte. Trotzdem hatte er sich für sein Verschwinden einen verdammt unpassenden Zeitpunkt ausgesucht. Und das, obwohl er wichtige Dinge zu erledigen hätte.
»Ich will, dass man ihn findet.«
»Jawohl, Sir.« Hancock winkte zwei Wächter nach vorne. »Als reine VorsichtsmaÃnahme habe ich diesen beiden Männern Anweisung erteilt, in Ihrer Nähe zu bleiben und Sie nicht aus den Augen zu lassen.«
»Das ist unnötig.«
»Bitte, Bruder Gabriel, mir zuliebe.«
»Ach, schon gut«, pflichtete er ungeduldig bei.
Flankiert von zwei bulligen Wächtern machte er sich auf den Rückweg in seine Privaträume. Er war aufs ÃuÃerste geladen. Alvin Medford Conway stand kurz davor,
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