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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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in die Niere, nicht so fest, dass er ernsthaft verletzt wurde, aber doch hart genug, um ihn zur Räson zu bringen und ihm klarzumachen, dass man keinerlei Respektlosigkeit tolerierte.
    Longtree sagte etwas in seiner Muttersprache zu ihnen. Diesen Satz wiederholte er drei Mal.
    Â»Was sagt er da?«, flüsterte der Weiße seinem Partner mit aufgeregter Kieksstimme zu. »Was sagt er da?«
    Longtree warf einen Blick auf ihre dreckigen Schuhe. »Ich sagte: ›Ihr steckt bis zum Hals in der Scheiße.‹«
    Â 
    Die meisten Kinder im Schlafsaal schliefen schon. Aber Bruder Gabriel machte gerne einen Rundgang durch die Räume, wenn sie im Bett lagen. Heute hatte er sich für einen Besuch im Säuglingssaal entschieden. Das Beisammensein mit Mary, an deren reifem Körper er sich ergötzt hatte, versetzte ihn in die Stimmung, seine Babys aufzusuchen.
    Obwohl der Säuglingssaal so hygienisch rein wie ein Kliniklabor war, hatte man weder Kosten noch Mühe gescheut, ihn in einen gemütlichen und bequemen Raum zu verwandeln. Temperatur und Feuchtigkeit wurden konstant reguliert. Bunte Illustrationen zu Kinderliedern zierten die Wände. An den Bettchen
hingen Mobiles und anderes interaktives Spielzeug. Aus versteckten Lautsprechern ertönte klassische Musik. Er hatte die mentale Entwicklung dieser Kinder Experten anvertraut, die am besten wussten, wie man ihre jungen Gehirne stimuliert und ihre Lernkapazität steigert.
    Trotzdem überwachte er persönlich jeden Schritt und stellte erfreut fest, dass die Musik gelegentlich von seiner Stimme unterbrochen wurde. Man spielte Bänder ab, auf denen er ein Kinderlied rezitierte oder ein Wiegenlied sang. Seines Erachtens ein brillanter Einfall. Er wollte, dass seine Stimme für jedes Baby so früh wie möglich zum integralen Bestandteil des Unterbewusstseins wurde.
    Leider traten trotz bester Vorsorge seinerseits und trotz sorgfältigster Vorauswahl, der jede Mutter unterworfen wurde, bei einzelnen Kindern gelegentlich genetische Mängel auf, und es entpuppte sich wider alle Hoffnung als nicht so intelligent und körperlich überragend.
    Zufällig neigten all diese Kinder zu Lungenentzündung, an der sie tragischerweise auch starben.
    Aber über diese Unglücksfälle grübelte er nicht mehr nach, als er den Tod von Dale Gordon oder Jem Hennings betrauerte. Wenn ihm ein Wesen nicht mehr nützlich war, strich er es radikal aus seinem Gedächtnis.
    Er ging von Bettchen zu Bettchen und schenkte jedem Kind seine Liebe und Fürsorge. Im Grunde genommen besichtigte er den Säuglingssaal lieber dann, wenn er sicher sein konnte, dass die meisten Babys schliefen. Er mochte sie am liebsten sauber und still, wenn er keine schmutzigen Windeln oder Erbrochenes oder grundloses Jammern ertragen musste.
    Er beobachtete sie so gerne im Schlaf. Dann ging er zwischen den Bettchenreihen herum und berührte ein jedes liebevoll, wobei er sich an das Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle erinnerte, auf dem Gott seinem eindrucksvollsten Geschöpf die Hand entgegenstreckt: Adam.
    Wie gerne spürte er ihre weiche Babyhaut, wie gerne verglich
er seine große Hand mit ihren Körperchen, wie gerne stellte er sie sich als Jugendliche mit kräftigen Gliedmaßen und hübschen Gesichtern vor.
    Der Gedanke, dass sie wie Ebenbilder seiner selbst aufwüchsen, gefiel ihm.
    Als er zu einem leeren Bettchen kam, wandte er sich an die Dienst habende Kinderschwester, die ihm seit seinem Eintritt nicht von der Seite gewichen war. »Das ist für Marys Baby«, erklärte Dorothy Pugh ehrerbietig. »Sie bekommt ein Mädchen. Voraussichtlich in zwei Wochen.«
    Â»Das wurde mir berichtet.«
    Â»Dieses Bettchen steht für das Baby bereit, wann immer sie entbindet.«
    Dorothy Pugh hatte als Schulschwester in einem Schulsprengel von South Dakota gearbeitet, als Bruder Gabriel ihr Eifer für seine Kirche zu Ohren kam. Ihre Missionsarbeit war eindrucksvoll. Sie hatte ihm zahllose Konvertiten zugeführt. Er hatte Kontakt mit ihr aufgenommen und sich erboten, eine Zusatzausbildung zur Säuglingsschwester zu bezahlen. Begeistert hatte sie auf die Aussicht reagiert, im Tempel zu leben und zu arbeiten. Als sie nach ihrer Ausbildung hörte, dass sie in Zukunft als leitende Pflegeschwester für die Babys zuständig sein sollte, die im Rahmen des Großen Plans geboren worden waren, hatte sie ihn derart mit

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