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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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das ist Corporal Caltrane.«
    Â»Stimmt etwas nicht?«
    Â»Dürfen wir hereinkommen?«
    Sie war schlagartig hellwach. Polizisten tauchten nicht am
frühen Morgen an der Tür auf, um Karten für den Polizeiball zu verkaufen. Wenn das Haus in Flammen stünde, oder ein durchgeknallter Heckenschütze das Viertel belagerte, oder irgendein anderer Notfall eingetreten wäre, dann liefe das Blaulicht auf ihrem Wagen, während sie selbst hektisch Anweisungen herumbrüllen würden.
    Nein, sie waren nicht gekommen, um sie vor einer drohenden Katastrophe zu warnen. Längst war etwas Entsetzliches geschehen. Eine Tragödie hatte sie hierher geführt, sonst bäten die beiden Corporals, Lewis und Caltrane, nicht darum, herein zu dürfen.
    Â»Was ist passiert?« Sie hielt sich an der Türkante fest. »Reden Sie.«
    Lewis streckte die Hand nach ihr aus, aber sie winkte ab und wich in die Diele zurück. Die beiden folgten ihr nach drinnen. Während Caltrane die Tür schloss, näherte sich ihr sein Partner zögernd. »Ms. Lloyd, Sie sollten sich besser hinsetzen.«
    Â»Ich will mich nicht hinsetzen. Ich will wissen, was los ist und weshalb Sie hier sind.«
    Wütend musterte sie beide. Offensichtlich waren sie klug genug, ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen. Lewis, der Sprecher, sagte: »Ihre Schwester – Es hat bei ihr zu Hause, äh, Schwierigkeiten gegeben. Entweder gestern spät nachts oder heute in den frühen Morgenstunden. Das wissen wir noch nicht sicher.«
    Â»Geht’s ihr gut?«
    Caltrane starrte auf die Spitzen seiner praktischen Schuhe. Lewis räusperte sich hinter vorgehaltener Hand, ehe er dann doch so geistesgegenwärtig war, ihr direkt in die Augen zu sehen. »Nein, Ma’am, bedauerlicherweise nein. Sie wurde heute Morgen tot aufgefunden.«
    Es war, als hätte ihr jemand einen Pflock in die Lunge gerammt. Ruckartig stieß sie die Luft aus. Ihre Knie knickten ein. Wieder streckte Lewis die Hand nach ihr aus. Diesmal ließ sie sich von ihm stützen, während sie in einen Sessel sank. Das
Zimmer kippte weg, ihr Magen kam hoch, ihre Ohrläppchen schienen Feuer zu fangen. Von oben senkte sich schwarze Dunkelheit wie ein Vorhang über sie.
    Irgendwie gelang es ihr, nicht ohnmächtig zu werden, obwohl sie nur abgehackt atmete. Lewis ließ ihr von Caltrane ein Glas Wasser holen, der mit offensichtlicher Erleichterung das Wohnzimmer verließ und sich auf die Suche nach der Küche machte.
    Sie bedeckte den Mund mit der Hand. Ihre Handfläche war feucht, die eiskalten Finger zitterten. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber nicht solche der Trauer, sondern vor Schock. Zum Trauern war es noch viel zu früh.
    Sie empfand lediglich Unglauben. Das durfte nicht wahr sein. Konnte nicht. Es musste ein schlechter Traum sein, aus dem sie erwachen würde. Und das, bitte, bald. Dann würde sie erleichtert ein Stoßgebet sprechen, weil alles nur ein Traum gewesen war. Vielleicht würde sie sich im Laufe des Tages noch einmal mit Schaudern daran erinnern, und dann etwas Albernes tun, etwas, das ihr dabei helfen würde, die grausige Reminiszenz abzuschütteln. Und bis morgen wäre dann alles vergessen.
    Falls alles kein Alptraum war, handelte es sich sicher um eine schreckliche Verwechslung. Die Polizei hatte sich im Haus und in der Person geirrt. Ein schwerer Irrtum. Sie würde die Polizeibehörde von Dallas verklagen, weil man ihr so etwas zugemutet hatte.
    Nein, nein, ganz anders. Sie würde jeder Abteilung einen Geschenkkorb mit Obst, Käse und Grillwürstchen schicken, weil sie überglücklich war, dass man sich tatsächlich geirrt hatte.
    Aber als sie mit tränenverschleierten Augen zu dem Polizisten aufsah und fragte, ob er sicher sei, wurde ihr klar, dass ihre Hirngespinste über Alpträume und Verwechslungen nur eines waren: Hirngespinste.
    Â»Eine Nachbarin weiß, dass Ihre Schwester eine Frühaufsteherin
ist. Sie ist heute Morgen gegen halb acht hinüber, um sich ein wenig Kaffee zu borgen, und hat mehrmals geläutet. Da der Wagen von Ms. Lloyd dastand, wusste die Nachbarin, dass sie zu Hause sein musste. Sie kannte auch das Versteck für den Ersatzschlüssel und hat aufgesperrt. Im Schlafzimmer hat sie sie dann gefunden.«
    Caltrane kam mit einem Glas Leitungswasser wieder. Lewis nahm es ihm ab und reichte es ihr. Aber sie stellte es unberührt

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