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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Mission noch vor Tagesanbruch erfüllen. Deshalb richtete er sich auf und schaute sich um.
    Am liebsten hätte er ein Licht angeschaltet, um auch die anderen Sachen im Zimmer betrachten zu können. Er sehnte sich danach, zwischen all den persönlichen Dingen zu verweilen, die sie täglich berührte. Auf verschiedenen Tischchen lagen zwischen Bilderrahmen Bücher und Zeitschriften verstreut. Leider war es zu dunkel, um die Personen auf den Fotos erkennen zu können. Er geriet in Versuchung, eines als Andenken zu behalten, damit etwas aus ihrem Besitz ihm gehörte. Aber er widerstand. Das wäre Diebstahl, und ein Dieb war er nicht.
    Er bewegte sich vorsichtig, um jeden Zusammenstoß mit Möbelstücken zu vermeiden. Trotz des Parkettbodens trat er so leicht auf, dass kein Brett knarzte. Er ging dem einsamen Licht, das er durch die Eingangstür gesehen hatte, Richtung Küche nach. In der Abzugshaube über dem Herd brannte eine Leuchte. Er wollte sie schon ausschalten, entschied sich dann aber doch dagegen. Es war egal, ob sie brannte.
    Gerade als er die Küche wieder verlassen wollte, entdeckte er auf der Arbeitsplatte ein Trinkglas mit vielleicht zwei Schluck Flüssigkeit darin. Er streckte die Hand aus, dann zögerte er. Bruder Gabriel hatte ihm eingeschärft, nur das Allernötigste anzufassen.
    Andererseits würde Bruder Gabriel es nie erfahren, oder?
    Dale Gordon hob das Glas und trank die Flüssigkeit, die sich als Leitungswasser entpuppte. Trotzdem wurde ihm leicht schwindlig davon. Das Bewusstsein, dass er nach ihr trank, war berauschend, dass seine Lippen und Zunge einen Gegenstand berührten, den sie erst vor kurzem berührt hatte. Dieses Erlebnis hatte fast religiöse Bedeutung. Sein Herz raste genauso,
wie wenn er Bändern mit Bruder Gabriels Predigten lauschte.
    Außerdem war es für ihn ein sinnliches Erlebnis. Seine Zunge wanderte um den Glasrand, hinein, wieder hinaus. Sein Atem ging immer schneller, bis er buchstäblich keuchte. Er spürte, wie sich in seiner Unterwäsche etwas regte, das mit Sex zu tun hatte und deshalb falsch war.
    Halt! Was tat er da? Er durfte sich nicht ablenken lassen, durfte sich von dieser verderbten Hure Gillian Lloyd nicht einwickeln lassen. Er stellte das Glas hin und drehte ihm den Rücken zu, und damit symbolisch auch der Versuchung. Mit raschen Schritten eilte er zur Haustür zurück, wo er inne hielt, um sich zu beruhigen und neu zu orientieren.
    Gegenüber von Esszimmer und Küche ging vom Wohnzimmer ein dunkler Gang mit drei Türen ab. Eines musste das Schlafzimmer sein, in dem sie schlief. Dale Gordon stellte sich vor, selbst auch nur ein Schatten zu sein, und schlich den Flur entlang.
    Im ersten Zimmer standen ein Schreibtisch mit Computer, Aktenschränke und ein Faxgerät. An der Wand hing eine Korktafel mit handschriftlichen Notizen und Visitenkarten. Ihr privates Büro.
    Die zweite Tür führte in ein kleines ordentlich aufgeräumtes Schlafzimmer. Auf dem Bett lag eine hübsche helle Tagesdecke und am Fußende zusammengefaltet ein altmodischer Quilt. Ein Sessel, ein runder Tisch mit einem zur Bettdecke passenden Tuch darüber. Offensichtlich ein Gästezimmer. Er ging wieder in den Flur.
    Noch ehe Dale Gordon durch die Tür am Flurende trat, sagte ihm sein hervorragender Geruchssinn bereits, dass er sie dort fände. Er konnte ihr Shampoo riechen und schmeckte förmlich den Geruch ihrer schlafwarmen Haut.
    Das Zimmer lag im Dunkeln. Aber inzwischen hatten sich seine Augen so ans Dunkel gewöhnt, dass er sie deutlich sehen konnte. Entweder dieser Umstand oder die göttliche Erleuchtung,
die ihn bisher geleitet hatte, leisteten ihm nun gute Dienste und schenkten ihm eine differenzierte Nachtsicht.
    Sein Herz pochte, aber nicht aus Angst oder Furcht. Vor Begeisterung. Vor Erregung, weil er ihr so nahe war. Eine der Auserwählten. Eine der Auserkorenen. Das war sie gewesen, bis –
    Aber darüber würde er jetzt nicht grübeln, sonst würde er wütend. Schon beim bloßen Gedanken an den großen Mann, und wie er mit Zähnen und Klauen über sie herfiel, sie schändete und entweihte, würde ihm vielleicht wieder übel. Bei der Vorstellung, wie sie sich an ihn klammerte und wollüstig aufstöhnte und sich bereitwillig schänden ließ, müsste er sich wahrscheinlich wirklich übergeben.
    Sie schlief auf dem Bauch, den Kopf seitlich

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