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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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berichtet, dass die Mission, die man ihm anvertraut hatte, abgeschlossen war. Ach, wie stolz war er gewesen!
    Und jetzt – jetzt das.
    Schmerzhaft klopfte sein Herz gegen den Brustkorb, während er dem hohlen Zischlaut im Hörer lauschte, der ihm verriet, dass der Anruf durchging. Nach fünfmaligem Läuten hob jemand in der Siedlung oben auf dem Berg ab, weit weg von Dale Gordons schäbigem Appartement.
    Â»Friede und Liebe. Wie kann ich dir helfen?«

5
    Der Tag versprach feucht und drückend zu werden. Trotz der kühlen Temperatur, die der Jahreszeit entsprach, herrschte hohe Luftfeuchtigkeit. Dale Gordon schwitzte schon wieder heftig. Obwohl die salzigen Tropfen einen stechenden Schmerz in den Schürfwunden auf seinem Rücken hervorriefen, waren ihm diese Beschwerden gleichgültig.
    Unbeirrt wie ein Soldat marschierte er den Gehsteig entlang. Denn genau das war er: ein guter und gehorsamer Soldat, der sich ganz auf seine Mission konzentrierte und nicht auf eventuelle Hindernisse, die ihn von der Durchführung abhalten könnten. Ringsumher herrschte frühmorgendliche Stille. Das einzige Geräusch war sein stoßender Atem. Er hörte ihn nicht.
    Nichts erhellte seinen Weg. Der Mond lag als schmale Silbersichel umgedreht knapp über dem westlichen Horizont. Noch eine Stunde bis Sonnenaufgang. Aber selbst in diesem Dämmerlicht tat Dale Gordon keinen falschen Schritt. Er kannte den Weg genau, obwohl er noch nie zuvor hier gewesen war.
    Er schrieb seinen sicheren Tritt göttlicher Führung zu. Bruder Gabriel hatte ihm versichert, dass sein Pfad gerade und sicher sein würde, und wie in allen Dingen hatte Bruder Gabriel auch hier Recht gehabt. Sogar in Abwesenheit konnte er Wunder vollbringen, durch reine Geisteskraft. Er hatte selbst die Hunde in der Nachbarschaft zum Stillhalten gebracht. Kein einziger hatte warnend gebellt.
    Dale Gordon hatte sich ihre Adresse nicht aufgeschrieben, sondern sie auswendig gelernt. Seine Augen blickten unverwandt geradeaus, bis er auf der Höhe ihres Hauses ankam. Dann wandte er sich mit soldatischer Geste der Vorderseite zu.
    Es war ein einstöckiges Gebäude, im traditionellen Stil aus Ziegeln gemauert. Die Holzverkleidung war weiß, die Eingangstüre dunkel. Blau, möglicherweise auch grün, vielleicht
sogar schwarz. In der Dunkelheit ließ sich das schlecht erkennen. Der Vorgarten war sehr gepflegt.
    Zur Sicherheit hätte sie wirklich ein Verandalicht brennen lassen sollen , dachte Dale Gordon, während er zum Eingang ging. Er fürchtete nicht, von ihr oder ihren Nachbarn entdeckt zu werden. Man hatte ihm Unbesiegbarkeit zugesichert, und daran glaubte er.
    Drei breite flache Stufen führten zur Eingangstür hinauf, neben der links und rechts Töpfe mit blühenden Chrysanthemen standen. Er legte die Hände um die Augen und spähte durch das fächerförmige Fenster, das ins obere Drittel der Tür eingelassen war.
    Lediglich aus dem hinteren Teil des Hauses drang ein einzelnes bläulich-weißes Licht zu ihm. Der Rest lag im Dunkeln. Er prüfte den Türriegel. Er war versperrt. Daraufhin stieg er von der Veranda und überprüfte nacheinander sämtliche Vorderfenster. Nach drei Versuchen fand er ein unversperrtes.
    Â»Falls du eine Alarmanlage auslöst, musst du bereit sein, schnell zu handeln. Noch ehe Nachbarn oder Polizei eintreffen.«
    Bruder Gabriel dachte an alles.
    Dale Gordon wischte seine verschwitzten Hände an der Khakihose ab und holte rasch mehrmals Luft, wobei er seine Backen wie ein olympischer Gewichtheber aufblies, der soeben die Hantel stemmt.
    Aber diese Vorsichtsmaßnahme war überflüssig. Kein Alarm schaltete sich ein, als er hastig das Fenster hochschob. Danach stand er eine halbe Minute reglos da und lauschte, ob sich drinnen im Haus etwas regte. Als er nichts hörte, stemmte er es ganz hoch und kletterte hindurch.
    Seine Augen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt, so dass er seine Umgebung einigermaßen erkennen konnte. Er stand in ihrem Wohnzimmer. Es roch gut, nach Blumen und Gewürzen. Seine Nase führte ihn zu einem Beistelltisch, wo er eine hübsche Kristallschale mit getrockneten Blütenblättern
und Zimtstangen fand. Er beugte sich hinunter und atmete den angenehmen Duft tief ein. Er hatte noch nie mit solchen Ziergegenständen gelebt und wäre gerne länger geblieben, aber laut seiner Anweisung musste er seine

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