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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Uhr fünfzehn bist du gegangen. Nachdem – nachdem du weg warst, habe ich mir die Pflegespülung aus den Haaren gewaschen.«
    Mehrere Sekunden starrte er sie verständnislos an. Dann öffnete er vor Überraschung stumm die Lippen. »Das warst –«
    Â»Ich«, sagte sie leise. »Ich war diejenige, mit der du gestern Abend hier gewesen bist.« Da er noch immer zu überrascht zum Reden war, wandte sie sich an den Kommissar, der sie mittlerweile mit einer Mischung aus Erstaunen und Argwohn musterte.
    Â»Als Kinder haben meine Schwester und ich oft die Rollen getauscht«, erklärte sie. »Wir haben Babysitter, Lehrer, Freunde und sogar Verwandte genarrt. Für uns war das ein Kinderspiel, eine Herausforderung. Wir wollten sehen, ob wir damit durchkämen, ohne entdeckt zu werden. Wir haben es immer geschafft.« Wieder wandte sie sich an Jem, der sie weiterhin völlig ungläubig anschaute. »Vermutlich ist das immer noch so.«
    Endlich fand er seine Stimme wieder und stotterte: »Aber – ich habe dich geküsst.«

    Â»Und ich habe aufgehört, bevor es zu weit ging. Erinnerst du dich noch?«
    Für ihn blieb es ein Rätsel. »Aber warum? Warum gestern Abend?«
    Sie holte tief Luft. »Alles war meine Idee, eine alberne frivole Schnapsidee. Gestern beim Mittagessen habe ich Gillian diesen Vorschlag gemacht. Sie lehnte ab, aus sehr gutem Grund. Sie meinte, wir seien keine Kinder mehr. Trotzdem habe ich sie später angerufen und weiter gebohrt. Ich habe ihr gesagt, ich fühlte mich nicht wohl, was so nicht ganz stimmte. Schließlich hatte ich sie so weich geklopft, dass sie mit dem Rollentausch gestern Abend einverstanden war. Ich war hier bei dir, Jem. Sie hat meinen Kunden begleitet.«
    Â»Was meinen Sie mit ›begleitet‹?«, wollte Lawson wissen.
    Sie erklärte dem Kommissar ihre Tätigkeit. »Gestern Abend war ich dafür verantwortlich, Colonel Christopher Hart –«
    Â»Den Astronauten?«, warf Jem ein.
    Sie nickte. »Ich sollte ihn zu einem Bankett im Adolphus bringen, seine Pressekonferenz durchpeitschen usw.« Allmählich trübten Tränen ihren Blick. »Gillian ist an meiner Stelle gegangen. Deshalb habe ich so aufgewühlt auf die Schmierereien reagiert.«
    Lawson setzte die Einzelteile zusammen und nickte langsam. »Rasse. Christopher Hart. Er ist ein Halbblut, richtig?«
    Â»Sollte der Mord an meiner Schwester irgendetwas mit ihm zu tun haben, dann hätte er eigentlich mir gegolten.«
    Â»Einen Moment mal.« Jem war erregt und wütend. »Na schön, die Anspielung auf Hart kapiere ich. Das liegt auf der Hand, aber der Rest? Diese – diese Schmiererei über Gillian. Was soll das denn bedeuten?«
    Leicht schnüffelnd vertiefte sich Lawson in seinen Notizblock.
    Jems Stimme rutschte eine Oktave höher. »Melina. Was bedeutet das?«
    Die Frage war verständlich; er war dazu nur allzu berechtigt.
Aber genau wie der Kommissar konnte auch sie Jem Hennings nicht ruhig in die Augen sehen.

8
    Â»Ich habe Ihnen wirklich nichts Neues mitzuteilen.« Mit einem Kopfnicken bedankte sich Chief bei dem Kellner, der ihnen Kaffee nachschenkte. Den brauchte er dringend. Ihm war lausig zu Mute. Schon beim Aufwachen hatte er sich lausig gefühlt, und noch immer hatte sich seine Stimmung nicht gebessert. Dieses ungewollte Treffen mit Longtree und Abbott war reine Zeitverschwendung und verschlechterte seine üble Laune nur noch mehr.
    Â»Nun, ich bin enttäuscht«, sagte Abbott, »und weiß, dass ich damit auch für Häuptling Longtree spreche.«
    Obwohl Longtree kein Wort gesagt hatte, ruhten seine starren Blicke unverwandt auf Chiefs Gesicht. Er musste sich konzentrieren, um unter diesem unversöhnlichen Blick nicht unruhig hin und her zu rutschen. »Es ist ja nicht so, dass ich Ihr Interesse an mir nicht zu schätzen wüsste«, sagte er. »Im Gegenteil. Außerdem haben Sie sich für die NAA bewundernswerte Ziele gesetzt. Es handelt sich zweifelsohne um wichtige Fälle und Belange, die man zur Sprache bringen und der Öffentlichkeit bekannt machen sollte. Es ist nur so –«
    Scheiße. Er hatte keine Ahnung, wie er seine Ablehnung formulieren sollte, ohne entweder eine Verpflichtung einzugehen oder die beiden zu beleidigen. Diese Situation, in der er gezwungenermaßen das eine oder das andere tun musste, ging ihm

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