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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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gegen den Strich. Obendrein verspürte er nicht die geringste Lust, gerade jetzt darüber nachzudenken. Das einzige, woran er wirklich denken wollte, war die letzte Nacht.
    Â»Ich bin noch zu keiner Entscheidung gekommen«, konstatierte er kurz angebunden. »Die Zukunft liegt – in der Zukunft.
Punkt. Bis zu meinem offiziellen Ausscheiden aus der NASA sehe ich keinen Anlass für weitere Diskussionen.«
    Â»Werden Sie im Rahmen Ihrer Zukunftsplanung trotzdem unser Angebot in Erwägung ziehen?«, drängte Abbott weiter. »Einverstanden, dass wir wenigstens noch einmal auf Sie zukommen? Sagen wir in sechzig Tagen?«
    Wieder war Chief gezwungen auszuweichen. »Ich denke, ich ziehe es vor, unabhängig zu bleiben, egal welchen Kurs ich einschlagen oder zu welchem Schluss ich für mich kommen werde. Nichts für ungut, Mr. Abbott, aber ich –«
    Â»Sie wollen nicht mit Indianern über einen Kamm geschoren werden.«
    Chief wandte sich Longtree zu. Seit ungefähr einer halben Stunde war dies sein erster Satz. »Das habe ich nicht behauptet.«
    Â»Aber genau das haben Sie gemeint. Mit vielen Umschreibungen.«
    Jetzt kann ich getrost alle Register ziehen, dachte Chief. Schließlich hatte er die beiden schon beleidigt. Longtree begriff, dass er nur um den heißen Brei herum geredet hatte. Warum also nicht gleich Schluss mit politisch korrektem Benehmen machen? Warum nicht den ganzen Mist ad acta legen und die Sache beenden, hier und jetzt, und damit allen eine Menge Zeit sparen? Im Grunde genommen schuldete er ihnen nichts. Gar nichts. Nicht einmal Taktgefühl.
    Â»Ja, Häuptling Longtree, genau das habe ich gemeint. Offen gestanden reizt es mich nicht, Ihrer neuen Hilfsorganisation beizutreten. Sollten Sie es ehrlich meinen, dann wäre das ehrenwert. Eine noble Aktion und eine großartige Idee. Aber es sind Jahre vergangen, seit ich auch nur in der Nähe eines Reservats war. Ich habe mich davon gelöst und hege nicht den geringsten Wunsch, dies rückgängig zu machen. Ich habe meinem Indianerblut weder meine Leistungen zu verdanken, noch habe ich es für meine Fehlschläge verantwortlich gemacht. Wenn ich mich zum Fürsprecher der amerikanischen Ureinwohner
aufschwänge, würde ich wie ein Betrüger wirken, besonders auf diejenigen, die ich verträte. Außer einem Teil meiner DNS habe ich mit dem indianischen Volk nichts gemeinsam.«
    Â»Mit anderen Worten: Die NAA braucht Sie, aber Sie brauchen sie nicht.«
    Â»So grob würde ich es nicht formulieren.«
    Â»Und doch ist dies die Quintessenz Ihrer Worte.«
    Der Alte schien entschlossen, ihn anzupinkeln und wie ein Schwein aussehen zu lassen. Na schön, auch er war nicht in der Stimmung, mit Samtpfoten aufzutreten. »Richtig, Häuptling Longtree. Ich werde meinen Namen nicht ausbeuten lassen, weder von einer Einzelperson noch von irgendeiner Organisation, besonders wenn ich das Gefühl habe, dass deren Interesse an mir egoistisch und einseitig ist. Und genau das ist, ehrlich gesagt, meiner Ansicht nach hier der Fall. Wenn ich Ihr Angebot annähme, wäre dies kein Tausch auf Gegenseitigkeit. Wie haben Sie so unverblümt gesagt? Sie brauchen mich mehr als ich Sie.«
    Gelassen zog Longtree die Serviette vom Schoß und legte sie gefaltet neben seinen Teller. Abbott schien weiter diskutieren zu wollen, aber ein strenger Blick Longtrees ermahnte ihn, die Sache fallen zu lassen. »Danke, dass Sie sich mit uns getroffen haben«, sagte Longtree beim Aufstehen.
    Auch Chief erhob sich. Beide Männer standen sich gegenüber. Obwohl er einen Kopf größer als der alte Häuptling war, fühlte er sich vor Longtree klein. Wieder nahm er es ihnen übel, dass sie sein »Nein, danke« ungnädig aufgenommen hatten. Sie hatten ihn gezwungen, sich wie ein Arschloch zu benehmen. Er hatte nicht die geringste Lust, mit diesen Kerlen intim zu werden, und doch hasste er es, sie mit einem negativen Eindruck von ihm weggehen zu sehen.
    In einem Anflug von Versöhnlichkeit sagte er: »Häuptling Longtree, ich respektiere Ihre Position. Hoffentlich können Sie auch meine respektieren.«

    Longtree lehnte es ab, diese Bitte zur Kenntnis zu nehmen. Stattdessen schaute er Chief bohrend in die Augen und umklammerte eisern seine Hand. Chief verspürte ein irrationales Bedürfnis, seine Hand dem Griff des Älteren zu entziehen.
    Longtree sagte:

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