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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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dass er ungefähr an der Stelle gestanden ist, wo Sie jetzt stehen«, erläuterte Lawson. »Auf dem Boden lag ein bisschen Dreck, den er von draußen mitgebracht haben muss. Vermutlich hat sie geschlafen.«
    Â»Hoffentlich.« Ihre Bemerkung war kaum hörbar.
    Â»Als man sie fand, lag sie auf dem Rücken. Nackt. War das normal? Schläft sie normalerweise so?«
    Â»Ich denke schon. Nicht immer.«
    Â»Auf dem Bett haben wir ein Pyjama-Oberteil gefunden. Nur die Hose ist nicht aufgetaucht.«
    Rasch wich er ihrem fragenden Blick aus. »Weder Arme noch Hände wiesen Wunden auf, die auf Widerstand hindeuteten. Anscheinend ist es rasch gegangen. Falls Sie das irgendwie tröstet.«
    Ihre Augen wanderten von der Matratze zum Nachttisch, den man für Fingerabdrücke eingestaubt hatte. Das Pulver hatte auf dem Rubinanhänger eine hässliche Schicht hinterlassen. Fragend schaute sie zu Lawson hinüber.
    Â»Jaja, nur zu«, sagte er.
    Sie hob den Anhänger auf und verschloss ihn in der Faust.
    Die Wände schrien förmlich nach Beachtung. Sie hätte sie unmöglich negieren können. Es handelte sich um große, deutlich geschriebene Druckbuchstaben, mit Ausnahme derer, aus denen blutige Rinnsale getropft waren. Der Mörder hatte sich so sicher gefühlt, dass er sich Zeit für eine klare und deutliche Botschaft gelassen hatte.
    HURE. DRECKSFOTZE. RASSENSAU.
    Sie starrte die Wörter an. Ihr erster Gedanke galt dem kranken Individuum, das so etwas getan haben konnte. Fassungslos stand sie ungezügeltem Hass oder einer hoffnungslosen Psychose gegenüber, die einen Menschen in derart abgrundtiefe Verworfenheit hatten stürzen lassen.
    Dann las sie ein zweites Mal, wobei sie sich auf die Bedeutung konzentrierte.
    Binnen eines zerfetzenden Augenblicks war alles klar. Die
Erkenntnis traf sie wie ein gleißendes Licht. Sie bedeckte die Augen und wich aufschreiend zurück: »Oh mein Gott, oh mein Gott.«
    Sie fuhr herum und versuchte, aus dem Zimmer zu flüchten, prallte dabei aber mit voller Wucht gegen Lawson. »Ms. Lloyd? Was ist los? Was haben Sie?«
    Â»Oh mein Gott!«, brüllte sie. »Damit war ich gemeint! Das hätte ich sein sollen!«
    Während sie auf den Flur taumelte, versuchte sie, gegen seinen Griff anzukämpfen, aber er war stärker und ließ nicht locker. Kaum waren sie draußen, lehnte er sie rücklings an die Wand. Sie schloss die Augen, aber die Tränen versiegten nicht. Sie biss sich auf die Unterlippe und versuchte so, die spitzen Schreie zu unterdrücken, die aus ihrer Kehle drangen.
    Lawson hatte sie an der Schulter gepackt und schüttelte sie leicht. »Reden Sie. Was ist mit diesen Wörtern? Was bedeuten sie?«
    Gleichzeitig wurde es auch an der Haustüre laut. »Lassen Sie mich rein. Es hieß, ich sollte kommen. Was ist passiert? Was geht hier vor?« Jem Hennings versuchte, sich einen Weg durch eine menschliche Barrikade aus uniformierten Polizisten zu bahnen.
    Â»Sind Sie Hennings?«, blaffte Kommissar Lawson.
    Â»Zum Teufel, wer sind Sie?«
    Die übrigen Beamten richteten sich nach Lawsons abrupter Handbewegung, traten zurück und ließen Jem Hennings herein. Mit wenigen Schritten war er bei Lawson, der ihm seine Dienstmarke zeigte. »Polizeibehörde Dallas.«
    Völlig perplex griff Jem hinter den Kommissar und nahm sie bei der Hand. »Um Himmels willen, Gillian, du bist ja blass wie ein Gespenst. Ist alles in Ordnung? Zum Teufel, was ist hier eigentlich los?«
    Noch ehe sie Gelegenheit zum Antworten hatte, sagte Lawson: »Gillian wurde in einem Krankenwagen abtransportiert.«
    Â»In einem Kranken – Warum?« Jems Blicke kamen wieder
zu ihr zurück. »Melina? Was ist los? Ist Gillian etwas zugestoßen?« Keiner sagte etwas. Beim nächsten Wort klang seine Stimme schrill. »Würde mir, bitte, jemand sagen, was hier los ist, verdammt nochmal?«
    Â»Mr. Hennings, bedauerlicherweise muss ich Ihnen mitteilen«, Jem wandte sich dem Kommissar zu, »dass Gillian tot ist. Sie wurde heute Morgen in ihrem Bett ermordet aufgefunden.«
    Er öffnete den Mund, aber kein Laut drang heraus. Er taumelte ein, zwei Schritte zurück und starrte sie ungläubig an, dann wandte er sich den anderen Polizisten zu, die noch immer alle in der Nähe der Eingangstüre standen, als wolle er sie zwingen, dieser Nachricht zu

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