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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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halten und eine Schlaftablette nehmen. Zwei. Drei. So viele, wie sie eben brauchte, um in die Knie zu gehen. Völliges Vergessen – welch ein Segen.
    Aber so kniff nur ein Feigling. Wäre wie Lügen , dachte sie sauer. Wenigstens hatte sie Christopher Harts beschämte Miene
ein bisschen getröstet, als er begriff, dass er sich in seinem eigenen Lügengespinst verfangen hatte.
    Trotzdem war das kein Ansatz, den sie jetzt vertiefen wollte. Also wandte sie sich wieder dem Für und Wider einer Schlaftablette zu. Was würde das Sich-selbst-Betäuben lösen? Nichts. Die notwendige Auseinandersetzung mit dem Tod ihrer Schwester wäre damit nicht erledigt, sondern nur aufgeschoben. Außerdem hatte sie sich bislang noch kein Vergessen verdient. Dazu gab es noch zu viel für sie zu tun. Aber was konnte sie unternehmen?
    Dann kam ihr eine Idee. Sie kniete sich vor den Nachttisch, zog die zweite Schublade auf, fand das Gesuchte und zog das große Buch auf ihren Schoß.
    Â 
    Â»Gordon?« Wieder klopfte Lawson an die Eingangstür. Als er auch nach der zweiten Aufforderung keine Antwort bekam, bat er den begleitenden Beamten, Gordons Nummer zu wählen.
    Keating war neu bei der Mordkommission und sehr darauf bedacht, sich zu bewähren, besonders vor einem altgedienten Hasen wie Lawson. »Habe ich schon. Zwei Mal. Geht keiner ran.«
    Â»Sein Auto steht hier«, bemerkte Lawson. »Was hat sie denn gesagt?«
    Er deutete auf die ältere Frau, die in dem großen Haus wohnte, zu dem die Garagenwohnung gehörte. Gestützt auf einen Gehstock stand sie auf der rückwärtigen Veranda und beobachtete sie voll misstrauischer Neugierde, während ihr ein Zwergspitz um die Fersen kläffte.
    Â»Sie ist seine Vermieterin«, berichtete Keating. »Hat ihn heute noch nicht gesehen. Sagt, er arbeitet normalerweise tagsüber und kommt nicht vor sechs heim. Sei sehr ungewöhnlich, dass er an einem Werktag zu Hause sei.«
    Â»Lebt er allein?«
    Â»Tja, außerdem keine Freunde. Sie hat ihn noch nie in Begleitung
gesehen. Meint, er sei ruhig, zahle rechtzeitig seine Miete und beklage sich nur, wenn sich der Hund zu nahe bei seiner Wohnung herumtreibt.«
    Â»An seiner Stelle hätte ich diesen gottverdammten Kläffer schon längst erschossen.«
    Chief, der das Gespräch aus wenigen Schritten Entfernung verfolgt hatte, stimmte Lawson zu. Er liebte Tiere und plädierte wahrlich nicht für deren rücksichtslose Behandlung, aber das schrille Gekläffe des winzigen Hundes bohrte sich wie Nägel in sein Trommelfell.
    Offensichtlich hatte Lawson einen Entschluss gefasst, denn er meinte: »Ich geh’ jetzt rein. Schaffen Sie sie nach drinnen.« Keating sprintete zu der alten Dame zurück und scheuchte sie, ohne Rücksicht auf ihre Proteste, zurück ins Haus. Dann packte er den Hund am Kragen und warf ihn ihr buchstäblich hinterher. »Hart, gehen Sie in Deckung. Vielleicht werden wir schon erwartet.«
    Chief begab sich hinter den Zivilwagen, mit dem sie gekommen waren. Es war wie in einem Film: Die beiden Kommissare bezogen mit gezückter Waffe links und rechts neben der Tür Position. Wieder rief Lawson Gordons Namen; als niemand antwortete, versetzte er der dünnen Tür einen kräftigen Tritt.
    Beide Kommissare stürzten hinein. Innerlich hatte sich Chief schon auf einen Kugelhagel eingestellt, hörte dann aber nur, wie sich die beiden ein »Luft rein« zubrüllten. Anschließend drang aus der Garagenwohnung mehrere Minuten nur noch Stille. Drinnen im Haupthaus ertönte gedämpftes Gebell.
    Schließlich tauchte Lawson in der offenen Türe auf. »Hart?« Er winkte Chief zu sich. Chief registrierte, dass Lawsons Neun-Millimeter-Pistole wieder im Halfter steckte.
    Â»Hat sich selbst abserviert«, teilte ihm Lawson mit. »Ist kein hübscher Anblick. Trotzdem hätte ich gerne, dass Sie zur Identifizierung mal ’nen Blick draufwerfen. So wie’s hier drinnen aussieht, war der Knabe echt krank.« Er drehte sich wieder ins
Hausinnere und sagte über die Schulter: »Rühren Sie nichts an.« Dann hielt er inne und schaute Chief ins Gesicht. »Sie haben doch keinen schwachen Magen, oder?«
    Â»Ich habe die Kotzkabine überlebt.«
    Â»Tja, schon, aber im Vergleich hierzu war das wie ein Tag am Strand.« Dann fügte Lawson noch leise hinzu: »Für heute habe ich mehr als

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