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Betrogen

Betrogen

Titel: Betrogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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NASA-Truppen besser unter dem Spitznamen Chief – Häuptling – bekannt war, den Kopf. »Nein, danke. Vor dem Bankett heute Abend findet eine Pressekonferenz statt. Dafür muss ich einen klaren Kopf behalten.«
    Â»Wir wollen Sie nicht länger aufhalten.«
    Dieser Satz kam von Dexter Longtree, einem wortkargen Mann, der das Gespräch größtenteils seinem Partner überlassen hatte. Longtrees Stimme war kühl und glatt wie ein geschliffener Felsbrocken und schien mit ebensolcher Wucht auf ihnen zu landen. Sein gezwungenes Lächeln in dem strengen sonnenverbrannten Gesicht wirkte fehl am Platz und stand in völligem Widerspruch zum Faltengespinst um seine tief liegenden Augen und den tiefen Furchen, die sich wie Klammern links und rechts seines Mundes eingegraben hatten. Nur seine Lippen waren in dieses Lächeln einbezogen, aber auch sie wirkten unnatürlich gedehnt.
    Seit Beginn des Treffens vor fast einer Stunde hatte sich Longtree nur bewegt, um ein Tütchen Süßstoff in seinen Kaffee zu schütten und anschließend in regelmäßigen Abständen das zierliche Porzellantässchen zum Mund zu führen. Seine raue dunkle Hand hätte Tasse und Untertasse ohne große Mühe zerquetschen können. Wenn er nicht trank, lagen seine Hände unbeweglich auf seinen Oberschenkeln.
    Abbott dagegen zappelte ständig herum. Er hatte den Strohhalm aus seinem Glas Eistee gezogen, ihn über ein dutzend Mal verformt und zu guter Letzt verknotet. Er spielte mit der Streichholzschachtel in dem sauberen leeren Aschenbecher und wechselte ständig seine Position, als ob er an akuten Hämorrhoiden litte. Er wackelte mit den Knien. Außerdem grinste er über beide Backen, ganz im Gegensatz zu Longtree.
    Longtree wirkte bedrohlich, Abbott einschmeichelnd. Es stand fifty-fifty, wem von beiden Chief mehr misstraute.
    Er wollte das Treffen unbedingt abschließen, deshalb sagte
er: »Meine Herren, ich schätze Ihr Interesse. Sie haben mir eine Menge Stoff zum Nachdenken geliefert.«
    Abbott räusperte sich nervös. »Colonel, eigentlich hatten wir gehofft, Sie könnten uns etwas mitgeben.«
    Â»Heute?«, rief Chief. »Sie wollen jetzt eine Antwort?«
    Â»Nichts Endgültiges«, beeilte sich Abbott zu versichern, »gewissermaßen eine Andeutung Ihrer eventuell endgültigen Entscheidung.«
    Â»Das ist unrealistisch.« Chief musterte Dexter Longtree, der ihn weiterhin unerbittlich anstarrte. »Offiziell werde ich erst in einigen Monaten aus der NASA ausscheiden, und was ich anschließend tun werde, steht selbst für mich noch völlig offen.« Er lachte gezwungen. »Ich bin mir nicht einmal sicher, wo ich wohnen werde.«
    Â»Nun, selbstverständlich würden wir es begrüßen, wenn Sie in unseren Heimatstaat New Mexico umzögen«, sagte Abbott mit einer Stimme, die für die gedämpfte Cocktailbar viel zu ausgelassen klang. »Sie sind in New Mexico aufgewachsen und noch immer einer von uns.«
    Â»Danke«, meinte Chief kurz angebunden. Er hatte keine allzu glücklichen Erinnerungen an seine Kindheit.
    Â»Wir werden unser Hauptquartier in Santa Fe aufschlagen. Es wäre praktisch, wenn Sie in der Nähe wären.«
    Â»Praktisch, aber nicht unbedingt notwendig«, hob Longtree an.
    Â»Nein, selbstverständlich nicht«, pflichtete Abbott bei. Er war ein Kriecher, der sich Longtree in jeder Hinsicht beugte. »Colonel, damit wollte Dexter nur sagen, dass Ihnen dieser Job jede Menge Freiraum für andere Dinge ließe. Sie könnten Ihren eigenen Interessen nachgehen – so lange sie sich nicht mit unseren kreuzen, versteht sich. Damit wäre allen gedient. So einfach ist das.« Er klang wie ein routinierter Autohändler, darauf aus, einen Kauf unter Dach und Fach zu bringen, und sein Zähne fletschendes Grinsen unterstützte diesen Eindruck noch.

    Â»Ich befürchte, Mr. Abbott, es ist nicht ganz so einfach.«
    Wieder meldete sich Longtree zu Wort, mit einer Stimme, die Chief an eine Schlange in stillem Gewässer erinnerte. »Colonel Hart, ich spüre bei Ihnen noch einige Vorbehalte.«
    Â»Ja, die habe ich.«
    Â»Bezüglich der Organisation?«
    Chief ließ sich mit der Antwort Zeit. Er wollte sie nicht beleidigen, obwohl Häuptling Dexter Longtree einschüchternd wirkte. Der Jicarilla-Apache trug Zöpfe, die bis zur Taille reichten und wie

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