Betrüg mich!
leise. “Das will ich nicht, Andrew”, sagte ich und sprach damit eine Wahrheit aus, die ich bis zu diesem Moment selbst nicht begriffen hatte.
“Oh Sophie.” Glück leuchtete in Andrews Augen auf. “Ich liebe dich so sehr.”
“Wenn wir diese Sache je in Ordnung bringen”, fing ich an, “dann müssen wir es langsam angehen lassen. Wieder miteinander ausgehen. Zeit miteinander verbringen und wiederentdecken, was uns verbindet.” Ich zögerte. “Wir können herausfinden, ob wir wirklich zusammengehören oder ob wir getrennte Wege gehen sollen.”
“Das will ich nicht”, rief Andrew sofort. “Wenn ich ohne dich leben soll …”
“Ich will es auch nicht. Aber ich weiß nicht, ob Liebe allein genügt, um zusammenzubleiben.”
“Ist es mit dem anderen Mann vorbei?”
“Ja”, sagte ich. Aber ich dachte an das Kind. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um Andrew davon zu erzählen.
“Gut”, sagte er. Ich war überrascht, weil er nicht noch mehr Fragen hatte. Ich hatte fest damit gerechnet.
“Was machst du heute Abend?”, fragte er.
“Nichts.”
“Warum gehen wir dann nicht aus? Ein schickes Abendessen. Du bestimmst, wohin wir gehen.”
Ich dachte kurz nach. Dann schlug ich vor: “Überrasche mich.”
“Ich soll dich überraschen?”
“Hm, ja. Ich denke, eines unserer Probleme war, dass wir die Leidenschaft in unserer Ehe verloren haben. Wir waren nicht mehr spontan.”
“Du hast recht”, stimmte Andrew mir zu. “Also gut. Ich werde dich überraschen. Ich kann dich abholen. Um …”
“Nein, ich treffe dich im Hotel. Ich will heute Abend so tun, als wäre ich eine alleinstehende Frau, die sich mit einem Mann trifft, der ihr gefällt. Und ich will ganz sicher nicht den Verlockungen unseres Schlafzimmers widerstehen müssen. Wir werden dort früher oder später … Ich will einfach … Ich will, dass wir uns Zeit nehmen.”
Sex war wichtig. Aber Sex hatte uns beide auch vom Kurs abgebracht.
Andrew und ich mussten erst wieder eine emotionale Bindung aufbauen. Wenn uns das gelang, würde alles andere auch wieder in Ordnung kommen.
“Und nur, damit du’s weißt, Sophie”, wechselte Andrew das Thema. “Sie ist weg.”
Ich musste nicht fragen, wer “sie” war. Ich wusste sofort, wen er meinte. “Du hast ihr gekündigt?”, fragte ich überrascht.
“Nein, ich habe sie nicht gefeuert. Aber ich habe für ihre Versetzung gesorgt. Sie arbeitet jetzt im Resort in North Carolina.”
Es dauerte einen Moment, bis ich die Neuigkeit verdaut hatte. “Und sie ist friedlich gegangen?”
“Sie ist ziemlich vorteilhaft befördert worden, aber zunächst hat ihr auch das nicht gereicht. Außerdem hat sie Geld bekommen. Das Geld stammt von der Hotelversicherung, für … für Fälle wie diesen. Es war ein schreckliches Durcheinander, und selbst jetzt kann ich den Kopf in der Firma nicht hoch tragen. Aber Isabel ist fort. Ich hoffe, sie wird nie wieder zu einem Problem.”
“Sie ist also befördert worden”, schnaubte ich. “Wie schön, wenn es auch noch belohnt wird, so eine Schlampe zu sein.”
“Es war die einzige Möglichkeit, sie dazu zu bewegen, die drohende Anklage wegen sexueller Belästigung fallen zu lassen.”
“Dabei war sie es doch, die dich verführt hat!” Ich biss die Zähne zusammen. “Andererseits, wenn du einfach Nein gesagt hättest …” Ich verstummte, weil ich meine Wut nicht wieder hochkommen lassen wollte. Obwohl ich nach vorn schauen wollte, war ich dennoch stinksauer. Auf die ganze Situation, ein bisschen auch auf Andrew, der einiges mehr als nur unsere Beziehung aufs Spiel gesetzt hatte, als er beschloss, mich zu betrügen.
“Das weiß ich”, erwiderte Andrew. “Ich habe jetzt meine Erfahrung gemacht. Und es ist nicht nur wegen der Blamage im Hotel, sondern vor allem, weil ich dich beinahe verloren habe.”
“Das war es sicher nicht wert, oder?”, fragte ich und warf ihm einen scharfen Blick zu. Meine Brust schmerzte, weil ich krampfhaft versuchte, meine Wut in Zaum zu halten.
“Nein.” Andrew war eine Weile still. “Sophie, vergibst du mir? Ich weiß, ich bitte dich um viel, aber ohne deine Vergebung …”
Eines war sicher – ich musste die Wut hinter mir lassen, wenn wir nach vorn schauen wollten. Und es gab nur einen Weg, das zu schaffen. “Ja, Andrew. Ich vergebe dir.”
“Dann haben wir eine zweite Chance.”
32. KAPITEL
D ie Entscheidung, Andrew zu vergeben, hatte eine Last von meinem Herzen genommen. Ich wusste, die Dinge
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