Betrüg mich!
auszugehen. Zweitens bist du betrunken. Und drittens musst du mir erst mal den Mist erklären, den du gerade gesagt hast. Andrew wird verklagt?”
Meine gespielte Tapferkeit fiel in sich zusammen und ich brach in Tränen aus. Natürlich half der Wein, dass meine Tränen etwas schneller flossen.
Ich erzählte Marnie alles, was ich von Andrew erfahren hatte. Sie holte die Box mit den Taschentüchern und stellte sie vor mir auf den Tisch. Ich riss einen Schwung Taschentücher heraus, wischte meine Augen ab und putzte mir die Nase.
“Es tut mir leid, dass du diesen Mist durchmachen musst”, sagte Marnie.
“Die gute Neuigkeit ist, dass er mich noch immer liebt und an unserer Ehe festhält.” Ich schnaubte. “Ich Glückliche.”
Marnie verdrehte die Augen. “Was ist bloß mit den Männern los? Sie können Affären haben, und wir sollen dankbar sein, wenn sie beschließen, uns noch immer zu lieben?”
Wieder putzte ich meine Nase.
“Kann ich dir irgendetwas holen?”, fragte Marnie. “Und nein, mehr Wein gibt’s nicht. Wie wär’s mit Kaffee?”
“Okay.” Ich nickte. “Dann bin ich wenigstens wieder nüchtern, wenn wir später ausgehen.”
“Du willst noch immer ausgehen?”
“Absolut. Ich möchte Musik hören und tanzen. Und noch mehr trinken.” Als ich den Alkohol erwähnte, drehte sich mir der Magen um. “Und ich sollte etwas essen” fügte ich rasch hinzu. “Irgendwas Stärkehaltiges. Brot oder Kekse. Popcorn! Würde es dir etwas ausmachen, welches zu machen?”
“Popcorn?” Marnie klang überrascht.
“Es ist im zweiten Schrank von rechts.”
“Gebongt!”
Zunächst machte Marnie sich daran, eine Kanne Kaffee zu kochen. Dann legte sie eine Tüte Popcorn in die Mikrowelle und verteilte es nach drei Minuten in zwei Schüsseln. Sie reichte mir eine davon und stellte die zweite vor ihren Platz auf den Tisch. Nachdem sie sich um das Popcorn gekümmert hatte, goss sie uns zwei Tassen Kaffee ein.
“Möchtest du Milch und Zucker?”, fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf. “Im Moment brauche ich ihn schwarz.”
Sie trug die Becher mit dem dampfend heißen Kaffee zum Tisch und setzte sich zu mir.
“Danke. Was würde ich nur ohne dich tun?”
“Ein Glück für dich, dass du das nicht herausfinden musst.”
Ich nippte am Kaffee. Er war stark. Perfekt. “Lenk mich von meinen Problemen ab und erzähl mir von deiner Verabredung.”
“Bist du sicher?”
“Klar bin ich mir sicher. Magst du TRULYACUTIE?”
“Ja. Ich habe ja nichts erwartet, aber ein kleiner Funken sprang über, denke ich. Zumindest auf meiner Seite.”
“Habt ihr heute schon miteinander geredet?”
“Nein. Aber er hat gesagt, er ruft an. Oder schreibt eine E-Mail. Wie auch immer …” Sie grinste und streckte die Hand über den Tisch nach meiner aus, um sie mitfühlend zu drücken. “Ich habe mein Telefon ausgeschaltet. Heute Abend werden wir beide uns amüsieren.”
Ich lächelte zaghaft, als ich ihren Händedruck erwiderte. Auf Marnie konnte ich immer zählen. Das hatte ich in der achten Klasse gelernt, als sie mir erlaubte, die Matheaufgaben abzuschreiben, nachdem ich vergessen hatte zu lernen. Der Lehrer erwischte sie dabei, wie sie ihr Blatt in meine Richtung hielt, und ließ uns beide durchrasseln. Statt darüber unglücklich zu sein, hatte Marnie den Vorfall gelassen hingenommen. Sie sagte damals: “Wenn man seinen Freunden nicht helfen kann, wofür ist man dann gut?”
Das hatte unsere Freundschaft besiegelt.
Marnies Miene wurde plötzlich wehmütig. “Ich weiß, du liebst Andrew noch. Wie könntest du auch nicht? Unglücklicherweise werden unsere Herzen nicht mit einem An- und Aus-Schalter geliefert. Aber du verdienst was Besseres, Süße. Und das, was du jetzt seinetwegen durchmachst … Ich würde einen Scheidungsanwalt aufsuchen. Am besten gestern.”
Ich nickte, doch stimmte ich ihr nur halb zu. Was Marnie darüber sagte, dass ich etwas Besseres verdiente, stimmte. Das wusste ich. Aber sie hatte auch recht, dass unsere Herzen keine Schalter hatten, um unsere Gefühle auszuschalten.
Das Leben bestand nicht aus Schwarz und Weiß. Die Liebe bestand nicht aus Schwarz und Weiß. Ich wusste nicht, ob ich je aufhören würde, Andrew zu lieben. Aber nur weil ich ihn vielleicht für immer liebte, bedeutete das nicht, dass wir zusammen sein mussten.
“Willst du wissen, was alldem die Krone aufsetzt?”, fragte ich nach einem Moment. “Andrew hat mir erklärt, ich könnte eine Affäre haben, dann
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