Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Betrügen lernen

Betrügen lernen

Titel: Betrügen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartens
Vom Netzwerk:
einen Fehler gemacht und vergewissere mich mit einem Blick in die Zeitschrift, ob die Technik die richtige ist.
    Ich Idiot! Alles falsch gemacht. Ich hätte es mit der anderen Hand versuchen müssen.

Ein Lied geht um die Welt
    Clara hat auf diesen Donnerstag hingefiebert. Sie will erneut Raffaels Vortrag besuchen, aber diesmal nur aus dem einen Grund: Sie wird ihn zur Rede stellen, notfalls vor dem ganzen Hörsaal. Er soll ihr ins Gesicht sagen, dass er nur mit ihr gespielt hat, dass er es nicht ernst meint, dass sie nur eine kurze Zerstreuung für ihn war, ein weiterer Schmetterling in seiner Sammlung.
    Sie setzt sich wieder in die fünfte Reihe. Der Hörsaal ist auch diesmal bis auf den letzten Platz besetzt und Raffael produziert sich wie üblich vor seinen weiblichen Fans. Dieser Schaumschläger. Clara hört gar nicht hin, seine abgestandenen Sprüche kennt sie ja schon. Hoffentlich ist das nervtötende Blabla bald vorbei.
    Kaum hat Raffael seinen Vortrag beendet und seine Eitelkeit im Applaus gebadet, stürmt sie nach vorn. Es gelingt ihr aber trotzdem nicht, als Erste bei ihm zu sein. Eine stark geschminkte und noch stärker parfümierte Frau mit supereng geschnittener Jeans hat ihn schon in ein Gespräch verwickelt. Verursacht sie diesen Luftzug? Heftig genug mit den Augen klimpert sie jedenfalls. Und wie die sich an ihn drängt.
    »Raffael, ich muss dich sprechen, unbedingt«, prescht Clara vor und drängt sich an der Parfümierten vorbei.
    »Nicht drängeln, bitte«, sagt Raffael. »Hier warten noch einige andere Damen, und die halten sich auch an die Reihenfolge. Ich habe jetzt zudem überhaupt keine Zeit, aber wir können gerne einen Termin ausmachen.«
    Er will ihr mit großer Geste seine Visitenkarte überreichen, aber Clara dreht ab und rennt wütend aus dem Hörsaal. Aus den Augenwinkeln sieht sie gerade noch, wie sich die parfümierte Pute die Visitenkarte schnappt.
    Clara läuft durch die Stadt, ziellos, ohne Plan. Bald tun ihr die Füße weh, aber in ihrer Verfassung kann sie noch nicht nach Hause und Alex gegenübertreten. Dazu ist sie viel zu aufgewühlt vor Wut auf Raffael, diesen nach außen gestülpten Dünndarm.
    Zwei Stunden ist sie bestimmt schon unterwegs, Hauptsache, sich bewegen, sich Luft machen. Dann steht sie plötzlich vor dem Dolce Vita. Hier wollte sie eigentlich gar nicht hin, sie rennt ihm doch nicht hinterher? Clara will entschlossen an dem italienischen Lokal vorbeigehen, so gut war das Essen hier schließlich auch wieder nicht.
    Aber dann fällt ihr Blick durchs Fenster, und da sitzt er an demselben Tisch, an dem sie vor ein paar Tagen mit ihm saß. Und als sie Raffaels Begleitung sieht, denkt sie: Das darf doch nicht wahr sein!
    Ihm gegenüber sitzt diese Ethnoschlampe mit den billigen indischen Gewändern und den Pumuckelhaaren, die bei dem Vortrag vor zwei Wochen neben Clara saß, um Raffaels Ausführungen so hingebungsvoll zu lauschen. Sie ist heute noch greller geschminkt als im Hörsaal, das kann Clara sogar durch die Scheiben erkennen. Und sie hat sich offenbar neuen indischen Plunder gekauft, der ihre übertrieben großen Brüste noch ausladender präsentiert. Wie primitiv doch manche Männer sind!
    Raffael scheint die ganze Zeit mit ausladenden Gesten auf sie einzureden. Er schleimt, scharwenzelt, beschwatzt sie, das sieht man durch das Fenster. Gerade hat er spielerisch die Hand von Pumuckel ergriffen. Noch hat er Clara nicht gesehen, und sie hat gerade beschlossen, ihm diesen romantischen Abend gründlich zu vermasseln. Sie betritt das Dolce Vita. Toni sieht Clara skeptisch an, als sie energisch das Restaurant betritt. Gedämpft, aber deutlich zu erkennen, läuft im Hintergrund »Sexual Healing«.
    Der Oberkellner nimmt sie galant am Arm, als Clara schon auf Raffaels Tisch zustürmen will. »Lass es sein«, sagt er eindringlich, aber freundlich zu ihr. »Das bringt doch nichts. Das Leben ist viel zu schön, um sich mit so hässlichen Geschichten abzugeben.«
    »Was weißt du denn schon davon?«, duzt sie ihn zu ihrer eigenen Überraschung zurück.
    Toni lächelt. »Was ich von den Abgründen der Liebe weiß?« Er breitet die Arme aus. »Hey, ich bin Italiener.«
    Clara muss schmunzeln und zuckt mit den Schultern. »Dann mix mir wenigstens einen Campari-Orange«, sagt sie zu Toni. Der wendet sich daraufhin erleichtert ab, und Clara nähert sich langsam, aber entschlossen Raffaels Tisch. Der indische Feuermelder ihm gegenüber leuchtet von Weitem. Sie dreht errötend

Weitere Kostenlose Bücher