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Betrug beim Casting

Betrug beim Casting

Titel: Betrug beim Casting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Wich
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wehtaten.
    »Stellt euch bitte erst mal vor und erzählt kurz, wie lange ihr schon singt und warum ihr das gerne tut«, sagte Terry. »Aber bitte erzählt uns keine ellenlangen Storys, die anderen wollen auch noch drankommen.«
    Auf diese Frage hatte sich Marie mit Ramona gut vorbereitet. Mindestens zehnmal hatten sie sich gegenseitig ihre Argumente vorgesagt und daran gefeilt.
    Ramona erzählte leicht stockend, dass sie schon mit sechs Jahren angefangen hätte, Gesangs- und Tanzstunden zu nehmen, und seit einem Jahr Leadsängerin in der Schülerband sei. Die Jury nickte beeindruckt. Dann fing Ramona an zu singen. Sie hatte sich Perfekte Welle von Juli ausgesucht und zu Hause auch immer perfekt gesungen. Marie war fast schon ein bisschen neidisch gewesen. Doch jetzt traute sie kaum ihren Ohren. Ramona verhaspelte sich bei der ersten Strophe und traf die Töne nicht gut. In den Refrain kam sie auch nicht richtig rein. Was war bloß mit ihr los?
    Marie sah hinüber zu den Zuschauern. Da entdeckte sie Frau Freiberg in der ersten Reihe. Sie saß völlig aufgelöst auf ihrem Platz und hielt ein Transparent mit der Aufschrift Du schaffst es, Ramona! Küsschen von Mama hoch. Na, toll! Das hatte Ramona bestimmt gerade noch gefehlt. Ob sie deshalb so durch den Wind war?
    Als Ramona zu Ende gesungen hatte und verzweifelt auf den Boden starrte, fing Marie sofort an zu klatschen. Das Publikum klatschte mit, aber der Beifall war nicht besonders laut. Marie drückte ihre Daumen noch fester.
    »Danke, Ramona«, sagte Terry. »Das war eine gute Performance. In dir steckt sehr viel Power. Gratuliere, du bist eine Runde weiter!«
    Ramona sah hoch und konnte es erst nicht glauben. »Ich bin weiter?«
    »Ja«, sagte Terry und lachte. »Freu dich und hör noch kurz den anderen zu.«
    Da fing Ramona an zu strahlen. Marie winkte ihr zu, und Ramona winkte zurück.
    Nach Ramona kamen zwei Schwestern dran, die hautenge Hotpants und bauchfreie, rosa Glitzershirts trugen. Beinahe hätte Marie sie nicht erkannt, denn ihre Gesichter waren durch mehrere Zentimeter Schminke gut getarnt. Jette und Julia Ternieden gingen in Maries Parallelklasse, und Marie war heilfroh, dass sie ihr hohles Geschwätz nur ab und zu in den Pausen ertragen musste. Als sie mit einem Duett losschmetterten, hielt sich Marie kurz die Ohren zu, so schräg sangen die beiden. Dabei wackelten sie auch noch die ganze Zeit mit ihren Hintern falsch zum Takt dazu.
    »Danke, Jette und Julia«, sagte Sue. Dann steckte die Jury die Köpfe zusammen und diskutierte heftig.
    Michael Martens grinste. »Ihr seht toll aus, aber gesangstechnisch müsst ihr noch ein bisschen aufholen.«
    »Trotzdem geben wir euch eine Chance«, sagte Terry. »Nutzt sie und arbeitet an euch. Ihr seid eine Runde weiter. Glückwunsch!«
    Marie tauschte einen verständnislosen Blick mit Ramona. Hatte die Jury Tomaten auf den Ohren? Die konnten doch nicht jemanden durchwinken, der so grottenschlecht war! Andererseits – wenn das Niveau hier so niedrig war, brauchte sie sich echt keine Sorgen mehr zu machen!
    Als Marie schließlich drankam, war ihr Lampenfieber wie weggeblasen. Eine tiefe Ruhe breitete sich in ihrem Körper aus. Sie atmete tief durch und begann zu erzählen: »Ich heiße Marie und bin vierzehn Jahre alt. Ich hab eigentlich schon immer gesungen, schon als Kind im Sandkasten.« Die Jury lächelte, und Marie redete weiter: »Seit drei Jahren nehme ich Gesangsstunden. Daneben hab ich Schauspielunterricht, um meine Bühnenpräsenz zu verbessern. Ich will später unbedingt Sängerin werden. Singen ist mein Leben!«
    »Danke, Marie«, sagte Sue.
    Nachdem sich die anderen drei Mädchen auch vorgestellt hatten, fragte Michael: »Marie, welches Lied hast du uns mitgebracht?«
    » Hungriges Herz von Mia«, antwortete Marie.
    »Schön«, sagte Michael Martens »Das ist mal was anderes als dauernd My heart will go on .«
    Terry und Sue lachten. Danach wurde es still im Raum.
    Marie schloss die Augen und stellte sich den ersten Ton und das Tempo vor, in dem sie anfangen wollte. Dann sang sie los: »Dein zuckersüßer roter Mund lutscht alle Worte kugelrund …« Von der ersten Note an hatte sie ein gutes Gefühl. Die erste Strophe lief glatt, und sie wurde immer sicherer. Spätestens beim Refrain hatte sie die Jury, die Kameras und das Publikum völlig vergessen. Sie dachte an Stefan und dass er sie wahrscheinlich nie lieben würde, und legte all ihre Sehnsucht in die Zeile: »Mein hungriges Herz beschwert ein

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